Billardopfer von Joachim Ringelnatz

Er starb am Billard, beim letzten Stoße.
Engel trugen ihn in die Höh’.
Abraham fand in seinem Schoße
Blaue Kreide und ein Billardqueue,
Und er stieß in spielerischer Idee
Nach den Sternen und Monden mit Linkseffet.
Abraham bekam das Spielen satt,
Weil der Himmel keine Bande hat.
Warf also das Queue wütend zur Erde zurück.
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Das brach einer alten Frau das Genick.
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Die stand auf der Straße, doch nicht auf der Einwohnerliste.
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Die nächste Gemeinde begrub und bezahlte die Kiste.
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Und von dem Blitze, der bald dieses, bald jenes vernichtet,
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Wurde dann unter „Lokales“ berichtet,
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Daß er eine fremde Zigeunerin draußen erschlug,
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Die einen gestohlenen Billardstock bei sich trug.
 
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Ob wohl in Afrika oder am Delta des Nils
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Auch Leute so sterben als Opfer des Billardspiels??
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Billardopfer“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
126
Entstehungsjahr
1924
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Billardopfer“ stammt von Joachim Ringelnatz, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, genauer von 1883 bis 1934, lebte. Somit ist das Gedicht zeitlich der Moderne zuzuordnen. Der erste Eindruck des Gedichtes ist leicht skurril und ironisch, insbesondere aufgrund des auffälligen Kontrastes zwischen dem humoristischen Tod einer Spielers beim Billard und der ernsteren Darstellung des Todes einer alten Frau.

Im Gedichtnarrativ stirbt der Billardspieler bei einem Stoß und wird in den Himmel gehoben. Dort spielt er weiter, bis der Vers spielerisch andeutet, dass sogar Abraham mit dem Spiel unzufrieden wurde, da der Himmel keine Banden besitzt. Wütend wirft Abraham das Queue zurück auf die Erde, tötet dabei zufällig eine alte Frau, die zufällig auf der Straße steht. Das Gedicht schließt mit der humorvollen Spekulation, ob Menschen in Afrika oder am Nil auch auf ähnliche Weise durch Billard sterben.

Die Aussage des lyrischen Ichs könnte als eine ironische Kommentierung des Todes und als satirische Kritik an der absurden und unberechenbaren Natur des Lebens interpretiert werden, in der selbst harmlos erscheinende Freizeitbeschäftigungen unerwartete tödliche Konsequenzen haben können.

Das Gedicht verwendet eine klare, einfache Sprache und ist in 18 Verse unterteilt. Es besitzt zwei Strophen, wobei die erste Strophe die Hauptgeschichte erzählt und die zweite Strophe eine abschließende Reflexion darstellt. Auffällig ist die Verwendung von Alltagssprache und alltäglichen Kontexten, die auf humorvolle Weise mit den ernsten Themen Tod und Schicksal kontrastiert werden. Humor und Ironie spielen hier eine große Rolle und verleihen dem Gedicht einen besonderen Charakter. Zudem finden sich Anspielungen und Bezüge auf religiöse Themen, wie Abraham, Engel und Himmel, die eine weitere Dimension der Interpretation eröffnen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Billardopfer“ des Autors Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. 1924 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist München. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 126 Worte. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Alone“, „Alte Winkelmauer“ und „Alter Mann spricht junges Mädchen an“. Zum Autor des Gedichtes „Billardopfer“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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