Klang um Klang von Joseph von Eichendorff

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Es ist ein Klang gekommen
Herüber durch die Luft,
Der Wind hat's gebracht und genommen,
Ich weiß nicht, wer mich ruft.
Es schallt der Grund von Hufen,
In der Ferne fiel ein Schuß
Das sind die Jäger, die rufen,
Daß ich hinunter muß!
 
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Das sind nicht die Jäger - im Grunde
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Gehn Stimmen hin und her.
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Hüt dich zu dieser Stunde,
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Mein Herz ist mir so schwer!
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Wer dich liebhat, macht die Runde,
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Steig nieder und frag nicht, wer!
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Ich führ dich aus diesem Grunde
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Dann siehst du mich nimmermehr.
 
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Ich weiß einen großen Garten,
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Wo die wilden Blumen stehn,
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Die Engel frühmorgens sein warten,
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Wenn alles noch still auf den Höhn.
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Manch zackiges Schloß steht darinne,
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Die Rehe grasen ums Haus,
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Da sieht man weit von der Zinne,
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Weit über die Länder hinaus.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.1 KB)

Details zum Gedicht „Klang um Klang“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
27
Anzahl Wörter
134
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht stammt von Joseph von Eichendorff, einem bedeutenden Vertreter der deutschen Romantik. Geboren wurde er am 10. März 1788 und gestorben am 26. November 1857, womit das Gedicht zeitlich in die Periode der Romantik einzuordnen ist, die sich von etwa 1795 bis 1848 erstreckt.

Bereits beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht rätselhaft und mehrdeutig ist. Es lässt Raum für verschiedene Deutungsansätze und schafft eine geheimnisvolle, fast gespenstige Atmosphäre.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um eine geheimnisvolle Stimme, die in der Nacht ruft. Weder die Identität des Rufenden noch das Ziel des Rufs sind eindeutig zu erkennen, was das Gedicht mysteriös und ungreifbar macht. Dabei spielt vermutlich die Sehnsucht des lyrischen Ichs eine Rolle, das von einem unbekannten Ziel angezogen wird. Die erwähnten „Jäger“, die rufen, könnten für gesellschaftliche Zwänge stehen, denen das lyrische Ich zu entkommen versucht. Im weiteren Verlauf enthält das Gedicht die Warnung, sich in Acht zu nehmen und das lyrische Ich führt den Adressaten in einen weit entfernten Garten, ein möglicher Ort der Sehnsucht und des Rückzugs.

Sprachlich zeichnet sich das Gedicht durch seine knappe, prägnante Diktion, aber auch durch seine bildreiche und sinnliche Sprache aus. Die naturbezogenen Bilder und die symbolträchtigen Metaphern, wie der „große Garten“ oder das „zackige Schloss“, sind charakteristisch für die romantische Dichtung und vermitteln das Gefühl einer geheimnisvollen, mystischen und zugleich idyllischen Welt.

Formal ist das Gedicht in drei Strophen zu neun Versen unterteilt. Dabei sind die Verse im Allgemeinen in Jamben verfasst und haben jeweils vier Hebungen, sodass man von einem vierhebigen Jambus sprechen kann. Das Reimschema ist in allen Strophen ababccddc, wobei das Endreim-Muster für eine gewisse Harmonie im Gedicht sorgt. Im Ganzen gesehen sind also Form und Sprache des Gedichts stark von der Romantik geprägt und tragen zu seiner rätselhaften, mystischen Atmosphäre bei.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Klang um Klang“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Geboren wurde Eichendorff im Jahr 1788 . Das Gedicht ist in der Zeit von 1804 bis 1857 entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 datiert werden. Die Romantik kann in drei Phasen aufgegliedert werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts galt im Allgemeinen als wissenschaftlich und aufstrebend, was hier vor allem durch die einsetzende Industrialisierung deutlich wird. Die Gesellschaft wurde zunehmend technischer, fortschrittlicher und wissenschaftlicher. Diese Entwicklung war den Schriftstellern der Romantik zuwider. Sie stellten sich in ihren Werken gegen das Streben nach immer mehr Gewinn, Fortschritt und das Nützlichkeitsdenken, das versuchte, alles zu verwerten. In der Literatur der Romantik gilt das Mittelalter als das Ideal und wird verherrlicht. Die Kunst und Architektur der Zeit des Mittelalters werden geschätzt, gepflegt und gesammelt. Übel und Missstände dieser Zeit bleiben außen vor und scheinen bei den Schriftstellern in Vergessenheit geraten zu sein. So ist gerade die Verklärung des Mittelalters ein zentrales Merkmal der Romantik. Außerdem sind die Weltflucht, die Hinwendung zur Natur und die romantische Ironie weitere zentrale Merkmale dieser Epoche. Die Grundthemen der Epoche waren Seele, Gefühle, Individualität und Leidenschaft. In der Literatur wurden diese Themen unter anderem durch Motive der Sehnsucht, Todessehnsucht, Fernweh oder Einsamkeit in der Fremde materialisiert. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und gedanklicher Klarheit, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Zwar baut sie dabei auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das Gedicht besteht aus 27 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 134 Worte. Die Gedichte „Auch ein Gedicht?“, „Der Isegrimm“ und „Der verliebte Reisende“ sind weitere Werke des Autors Joseph von Eichendorff. Zum Autor des Gedichtes „Klang um Klang“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.

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