Am Strom von Joseph von Eichendorff

Der Fluß glitt einsam hin und rauschte,
Wie sonst, noch immer, immerfort,
Ich stand am Strand gelehnt und lauschte,
Ach, was ich liebt, war lange fort!
Kein Laut, kein Windeshauch, kein Singen
Ging durch den weiten Mittag schwül,
Verträumt die stillen Weiden hingen
Hinab bis in die Wellen kühl.
 
Die waren alle wie Sirenen
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Mit feuchtem, langem, grünem Haar,
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Und von der alten Zeit voll Sehnen
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Sie sangen leis und wunderbar.
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Sing Weide, singe, grüne Weide!
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Wie Stimmen aus der Liebsten Grab
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Zieht mich dein heimlich Lied voll Leide
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Zum Strom von Wehmut mit hinab.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Am Strom“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
95
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

„Am Strom“ ist ein Gedicht des romantischen Dichters Joseph von Eichendorff, der von 1788 bis 1857 lebte und damit im 19. Jahrhundert, der Zeit der Romantik, schrieb.

Das Gedicht erweckt auf den ersten Blick einen melancholischen, sentimental-träumerischen Eindruck. Es scheint von Verlust, Sehnsucht und der Vergänglichkeit der Zeit geprägt zu sein.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich in „Am Strom“ seine Empfindungen am Ufer eines Flusses. Es scheint einen Verlust erlitten zu haben – vielleicht eine unerfüllte oder verlorene Liebe –, denn es spricht von „was ich liebt, war lange fort“. Es fühlt sich einsam und traurig, und dieser Zustand wird durch die Landschaft widergespiegelt, die ruhig und verträumt erscheint. Die Weiden werden als Sirenen beschrieben, mythologische Wesen, die mit ihrer Singstimme Menschen ins Verderben locken. Sie scheinen mit ihrem Lied der Vergangenheit und der Sehnsucht das lyrische Ich noch tiefer in seine Wehmut hineinzuziehen.

Die Form des Gedichts ist klar strukturiert, mit zwei Strophen zu je acht Versen. Dies schafft einen Rythmus, der den fließenden Eindruck des Flusses unterstreicht und die emotionale Stimmung aufnimmt. Die Sprache des Gedichts ist bildhaft und teils metaphorisch. Sie nutzt romantische Motive wie Wasser, Natur, Weiden, Sirenen und Musik, um die inneren Zustände des lyrischen Ichs auszudrücken. Worte wie „rauschte“, „lauschte“, „schwül“, „Sehnen“ und „Wehmut“ evozieren eine Stimmung von Melancholie und Sehnsucht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Am Strom“ ein typisches Beispiel für ein Gedicht der Romantik ist. Es kommt der romantischen Idee einer tiefsinnigen, emotionalen Verbindung zwischen Mensch und Natur nach und ist von einer melancholischen Stimmung durchdrungen. Gleichzeitig ist es ein Ausdruck der tiefen Sehnsucht des lyrischen Ichs nach Vergangenem und Verlorenem.

Weitere Informationen

Joseph von Eichendorff ist der Autor des Gedichtes „Am Strom“. Der Autor Joseph von Eichendorff wurde 1788 geboren. Zwischen den Jahren 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik war eine Epoche der europäischen Literatur, Kunst und Kultur. Sie begann gegen Ende des 18. Jahrhunderts und dauerte in der Literatur bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Literaturepoche der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Welt, die sich durch die beginnende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. In der Romantik finden sich unterschiedliche charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind wichtige Motive. Auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben unbeachtet. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über den Inhalt als auch über die Form des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die festen Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken fällt auf.

Das vorliegende Gedicht umfasst 95 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „Antwort“, „Auch ein Gedicht?“ und „Der Isegrimm“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Am Strom“ weitere 395 Gedichte vor.

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