Angedenken von Joseph von Eichendorff

Berg' und Täler wieder fingen
Ringsumher zu blühen an,
Aus dem Walde hört ich singen
Einen lust'gen Jägersmann.
 
Und die Tränen drangen leise:
So einst blüht' es weit und breit,
Als mein Lieb dieselbe Weise
Mich gelehrt vor langer Zeit.
 
Ach, ein solches Angedenken,
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's ist nur eitel Klang und Luft,
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Und kann schimmernd doch versenken
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Rings in Tränen Tal und Kluft!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Angedenken“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
62
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Joseph von Eichendorff, ein deutscher Lyriker und Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, der der literarischen Epoche der Romantik zugeordnet wird. Das Gedicht „Angedenken“ verarbeitet die Themen Natur, Vergangenheit und Melancholie, häufige Elemente in der Romantik, es ist daher wahrscheinlich, dass es in der Lebensphase des Autors entstand, als er sich intensiv mit diesen Themen beschäftigte, also in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Beim ersten Lesen fällt das starke Gefühl von Wehmut und Nostalgie auf, das das Gedicht erzeugt. Die Natur wird als lebendig und blühend beschrieben, gleichzeitig aber ist die Vergangenheit, repräsentiert durch das Lied des Jägers und die Erinnerung an das verlorene Lieb, allgegenwärtig.

Inhaltlich erzählt das Gedicht von einem lyrischen Ich, das sich an eine vergangene Liebe erinnert und in der lebendigen Blüte der Natur und im Klang des Jägerliedes eine Parallele zu seiner eigenen Vergangenheit sieht. Die Natur dient dabei als Kulisse und Spiegel seiner emotionalen Zustände. Die Natur erwacht aus ihrem Winterschlaf, beginnt zu blühen und füllt sich mit Liedern, das weckt beim lyrischen Ich die Erinnerungen an eine vergangene Zeit, in der auch seine Liebe erblühte. Die Melodie des Jägers erinnert das lyrische Ich an seine verlorene Liebe, die ihm einst dasselbe Lied beigebracht hat. Dieses Gefühl der Nostalgie und des Schmerzes wird in der dritten Strophe noch intensiviert, wo betont wird, dass diese Erinnerungen nicht mehr als bloße „Klänge und Luft“ sind, sie wirken dennoch so stark emotional, dass sie „Tal und Kluft“ mit Tränen füllen können.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen zu je vier Versen, es handelt sich also um einen Dreistrophen. Jeder Vers besteht aus ca. zehn Silben, es handelt sich jedoch nicht um einen strengen Jambus. Die Sprache ist klar und einfach gehalten, was das zentrale Thema - die emotionale Wirkung der Erinnerungen - betont. Die Bilder, die Eichendorff entwirft, sind greifbar und anschaulich, sie verstärken die emotionale Wirkung des Gedichts. Der Einsatz von Naturmotiven und -symbolik ist ein typisches Merkmal der Romantik und wird von Eichendorff meisterhaft eingesetzt, um die emotionale Landschaft des lyrischen Ichs darzustellen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Angedenken“ des Autors Joseph von Eichendorff. Der Autor Joseph von Eichendorff wurde 1788 geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1804 und 1857. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 zeitlich eingeordnet werden. Die Romantik kann in drei Phasen unterteilt werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (beginnend im Jahr 1789) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Wissenschaft und Technik, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. In der Romantik finden sich unterschiedliche charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind wichtige Motive. Auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unbeachtet. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und gedanklicher Klarheit, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 62 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Die Gedichte „Der Isegrimm“, „Der verliebte Reisende“ und „Die Heimat“ sind weitere Werke des Autors Joseph von Eichendorff. Zum Autor des Gedichtes „Angedenken“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.

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