Biedere Hausfrauen von Ada Christen
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Soll ich es nochmals wiederholen? |
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Ihr habt mich ja so oft gefragt, |
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Und tausend Mal hab’ ich auf Ehre |
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Die volle Wahrheit Euch gesagt. – |
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Ja, ich bewund’re Eure Tugend, |
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Und ich bewund’re Eure Kinder, |
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Bewund’re Eure magern Mägde, |
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Bewund’re Eure fetten Rinder; |
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Bewund’re mehr noch Eure Männer, |
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Bewund’re Eure kluge Stummheit, |
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Bewund’re Eure feine Wäsche – |
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Beneide Euch um Eure Dummheit. |
Details zum Gedicht „Biedere Hausfrauen“
Ada Christen
1
12
67
1870
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Biedere Hausfrauen“ stammt von Ada Christen, einer österreichischen Dichterin, die von 1839 bis 1901 lebte. Dies legt nahe, dass das Gedicht irgendwann im späten 19. Jahrhundert oder frühen 20. Jahrhundert geschrieben wurde, einer Zeit großer gesellschaftlicher Veränderungen, in der auch die Rolle und das Bild der Frau zunehmend diskutiert wurden.
Der erste Eindruck des Gedichts ist eine Mischung aus Bewunderung und Spott seitens des lyrischen Ichs, vermutlich eine weibliche Stimme, die den bürgerlichen Hausfrauen gegenübersteht.
Das Gedicht beginnt mit dem lyrischen Ich, das sich an mehrere Adressaten wendet und ihre wiederholte Neugierde auf eigene Erfahrungen oder Meinungen thematisiert. Dann beginnt das lyrische Ich, verschiedene Aspekte des bürgerlichen Lebens zu „bewundern“ - von moralischer Virtuosität, über Kindern, Angestellten, bis hin zu materiellen Besitztümern. Auch die Ehemänner und die Stille (oder „kluge Stummheit“) der Adressaten wird bewundert. Dieser Teil des Gedichts könnte als ironische Darstellung und Kritik an der Oberflächlichkeit und Selbstzufriedenheit der bürgerlichen Gesellschaft des 19. Jahrhunderts gesehen werden, wo Frauen oft auf ihre Rolle als Ehefrauen und Mütter reduziert wurden. Schließlich, im letzten Vers, wird geäußert, dass das lyrische Ich die „Dummheit“ der Hausfrauen beneidet - was möglicherweise auf eine Unwissenheit oder Unbewusstheit hindeutet, die sie vor den harten Wahrheiten des Lebens schützt.
In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus einer einzigen Strophe mit zwölf Versen. Die Sprache ist einfach und direkt, fast konversationell; die Ironie wird dabei hauptsächlich durch die Wiederholung der Phrase „bewund're ich“ erzeugt. Der letzte Vers mit seinem starken, unerwarteten Abschluss „Beneide Euch um Eure Dummheit“ unterstreicht die beißende Kritik des lyrischen Ichs an den „biederen Hausfrauen“. Es bleibt offen, ob die Bewunderung tatsächlich echt ist oder rein ironisch gemeint.
Insgesamt scheint das Gedicht also eine Kritik an der engen Rolle und dem beschränkten Horizont bürgerlicher Frauen in der Gesellschaft des späten 19./frühen 20. Jahrhunderts zu sein. Es ist sowohl eine Provokation als auch eine klare soziale Stellungnahme und kann als Ausdruck des Wunsches nach mehr Freiheit und individueller Entfaltung für Frauen interpretiert werden.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Biedere Hausfrauen“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Ada Christen. Im Jahr 1839 wurde Christen in Wien geboren. 1870 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Hamburg. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten der Autorin lassen eine Zuordnung zur Epoche Realismus zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 67 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 12 Versen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Ada Christen sind „Alte Feinde“, „Altes Lied“ und „Am Teich“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Biedere Hausfrauen“ weitere 81 Gedichte vor.
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Zum Autor Ada Christen sind auf abi-pur.de 81 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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