Jugendandacht von Joseph von Eichendorff
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Daß des verlornen Himmels es gedächte, |
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Schlagen ans Herz des Frühlings linde Wellen, |
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Wie ew'ger Wonnen schüchternes Vermuten. |
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Geheimer Glanz der lauen Sommernächte, |
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Du grüner Wald, verführend Lied der Quellen, |
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Des Morgens Pracht, stillblühnde Abendgluten, |
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Ihr fragt: wo Schmerz und Lust so lange ruhten, |
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Die süß das Herz verdunkeln und es hellen? |
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Wie tut ihr zaubrisch auf die alten Wunden, |
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Daß losgebunden in das Licht sie bluten! |
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O sel'ge Zeit entfloßner Himmelbläue, |
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Der ersten Andacht solch inbrünst'ger Liebe, |
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Die ewig wollte knien vor der Einen! |
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Demütig in der Glorie des Maien |
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Hob sie den Schleier oft, laß offen bliebe |
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Der Augen Himmel, in das Land zu scheinen. |
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Und stand ich still, und mußt ich herzlich weinen; |
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In ihrem Blick gereinigt alle Triebe: |
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Da war nur Wonne, was ich mußte klagen, |
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Im Angesicht der Stillen, Ewigreinen |
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Kein Schmerz, als solcher Liebe Lieb ertragen! |
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Wie in einer Blume himmelblauen |
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Grund, wo schlummernd träumen stille Regenbogen, |
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Ist mein Leben ein unendlich Schauen, |
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Klar durchs ganze Herz ein süßes Bild gezogen. |
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Stille saß ich, sah die Jahre fliegen, |
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Bin im Innersten dein treues Kind geblieben; |
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Aus dem duft'gen Kelche aufgestiegen, |
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Ach! wann lohnst du endlich auch mein treues |
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Lieben! |
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Was wollen mir vertraun die blauen Weiten, |
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Des Landes Glanz, die Wirrung süßer Lieder, |
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Mir ist so wohl, so bang! Seid ihr es wieder |
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Der frommen Kindheit stille Blumenzeiten? |
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Wohl weiß ich's - dieser Farben heimlich Spreiten |
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Deckt einer Jungfrau strahlend reine Glieder; |
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Es wogt der große Schleier auf und nieder, |
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Sie schlummert drunten fort seit Ewigkeiten. |
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Mir ist in solchen linden, blauen Tagen, |
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Als müßten alle Farben auferstehen, |
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Aus blauer Fern sie endlich zu mir gehen. |
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So wart ich still, schau in den Frühling milde, |
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Das ganze Herz weint nach dem süßen Bilde, |
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Vor Freud, vor Schmerz? - ich weiß es nicht zu |
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sagen. |
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Viel Lenze waren lange schon vergangen, |
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Vorüber zogen wunderbare Lieder, |
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Die Sterne gingen ewig auf und nieder, |
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Die selbst vor großer Sehnsucht golden klangen. |
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Und wie so tausend Stimmen ferne sangen, |
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Als riefen mich von hinnen sel'ge Brüder, |
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Fühlt ich die alten Schmerzen immer wieder, |
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Seit deine Blicke, Jungfrau, mich bezwangen. |
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Da war's, als ob sich still dein Auge hübe, |
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Langst sehnsuchtsvoll nach mir mit offnen Armen, |
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Fühlst selbst den Schmerz, den du mir süß |
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gegeben. |
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Umfangen fühl ich innigst mich erwarmen, |
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Berührt mit goldnen Strahlen mich das Leben, |
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Ach! daß ich ewig dir am Herzen bliebe! |
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Wann Lenzesstrahlen golden niederrinnen, |
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Sieht man die Scharen losgebunden ziehen, |
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Im Waldrevier, dem neu der Schmuck geliehen, |
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Die lust'ge Jagd nach Lieb und Scherz beginnen. |
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Den Sänger will der Frühling gar umspinnen, |
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Er, der Geliebteste, darf nicht entfliehen, |
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Fühlt rings ein Lied durch alle Farben ziehen, |
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Das ihn so lockend nimmer läßt von hinnen. |
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Gefangen so, sitzt er viel sel'ge Jahre; |
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Des Einsamen spottet des Pöbels Scherzen, |
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Der aller Glorie möchte Lieb entkleiden. |
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Doch er grüßt fröhlich alle, wie sie fahren, |
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Und mutig sagt er zu den süßen Schmerzen: |
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»Gern sterb ich bald, wollt ihr von mir je |
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scheiden!« |
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Wann frisch die buntgewirkten Schleier wallen, |
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Weit in das Land die Lerchen mich verführen, |
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Da kann ich's tief im Herzen wieder spüren, |
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Wie mich die Eine liebt und ruft vor allen. |
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Wenn Nachtigalln aus grünen Hallen schallen, |
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Wen möchten nicht die tiefen Töne rühren; |
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Wen nicht das süße Herzeleid verführen, |
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Im Liebesschlagen tot vom Baum zu fallen? |
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So sag auch ich bei jedem Frühlingsglanze: |
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Du süße Laute! laß uns beide sterben, |
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Beklagt vom Widerhallen zarter Töne, |
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Kann unser Lied auch nie den Lohn erwerben, |
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Daß hier mit eignem, frischem Blumenkranze |
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Uns endlich kröne nun die Wunderschöne! |
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Der Schäfer spricht, wenn er frühmorgens weidet: |
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»Dort drüben wohnt sie hinter Berg' und Flüssen!« |
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Doch seine Wunden deckt sie gern mit Küssen, |
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Wann lauschend Licht am stillen Abend scheidet. |
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Ob neu der Morgenschmuck die Erde kleidet, |
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Ob Nachtigallen Nacht und Stern' begrüßen, |
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Stets fern und nah bleibt meine Lieb der Süßen, |
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Die in dem Lenz mich ewig sucht und meidet. |
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Doch hör ich wunderbare Stimmen sprechen: |
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»Die Perlen, die du treu geweint im Schmerze, |
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Sie wird sie sorglich all zusammenbinden, |
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Mit eigner Kette so dich süß umwinden, |
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Hinaufziehn dich an Mund und blühend Herze |
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Was Himmel schloß, mag nicht der Himmel |
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brechen.« |
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Wenn du am Felsenhange standst alleine, |
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Unten im Walde Vögel seltsam sangen |
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Und Hörner aus der Ferne irrend klangen, |
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Als ob die Heimat drüben nach dir weine, |
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War's niemals da, als rief die Eine, Deine? |
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Lockt dich kein Weh, kein brünstiges Verlangen |
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Nach andrer Zeit, die lange schon vergangen, |
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Auf ewig einzugehn in grüne Scheine? |
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Gebirge dunkelblau steigt aus der Ferne, |
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Und von den Gipfeln führt des Bundes Bogen |
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Als Brücke weit in unbekannte Lande. |
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Geheimnisvoll gehn oben goldne Sterne, |
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Unten erbraust viel Land in dunklen Wogen |
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Was zögerst du am unbekannten Rande? |
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Es wendet zürnend sich von mir die Eine, |
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Versenkt die Ferne mit den Wunderlichtern. |
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Es stockt der Tanz - ich stehe plötzlich nüchtern, |
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Musik läßt treulos mich so ganz alleine. |
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Da spricht der Abgrund dunkel: Bist nun meine; |
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Zieht mich hinab an bleiernen Gewichtern, |
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Sieht stumm mich an aus steinernen Gesichtern, |
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Das Herz wird selber zum kristallnen Steine. |
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Dann ist's, als ob es dürstend Schmerzen sauge |
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Aus lang vergeßner Zeit Erinnerungen, |
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Und kann sich rühren nicht, von Frost bezwungen. |
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Versteinert schweigen muß der Wehmut Welle, |
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Wie willig auch, schmölz ihn ein wärmend Auge, |
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Kristall zerfließen wollt als Tränenquelle. |
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Durchs Leben schleichen feindlich fremde Stunden, |
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Wo Ängsten aus der Brust hinunterlauschen, |
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Verworrne Worte mit dem Abgrund tauschen, |
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Drin bodenlose Nacht nur ward erfunden. |
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Wohl ist des Dichters Seele stumm verbunden |
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Mit Mächten, die am Volk vorüberrauschen; |
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Sehnsucht muß wachsen an der Tiefe Rauschen |
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Nach hellerm Licht und nach des Himmels |
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Kunden. |
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O Herr! du kennst allein den treuen Willen, |
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Befrei ihn von der Kerkerluft des Bösen, |
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Laß nicht die eigne Brust mich feig zerschlagen! |
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Und wie ich schreibe hier, den Schmerz zu stillen, |
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Fühl ich den Engel schon die Riegel lösen, |
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Und kann vor Glanze nicht mehr weiterklagen. |
Details zum Gedicht „Jugendandacht“
Joseph von Eichendorff
34
157
985
1788 - 1857
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Präsentationsgedicht „Jugendandacht“ stammt von dem deutschen Dichter Joseph von Eichendorff. Das literarische Schaffen von Eichendorff wird der Epoche der Romantik zugeordnet, welche vom Ende des 18. bis ins 19. Jahrhundert hinein wirkte.
In „Jugendandacht“ greift der Dichter typische Motive der Romantik auf. Der erste Leseeindruck vermittelt Gefühle von Sehnsucht, Melancholie und die Prozesse des inneren Wandels.
Das lyrische Ich des Gedichts thematisiert seine innere Welt und die damit einhergehenden emotionalen Konflikte. Es reflektiert seine Vergangenheit (speziell seine Jugend), seine empfundenen Gefühle und Beziehungen. Dabei wird das lyrische Ich von der Melancholie der verlorenen Jugend- und Liebesmomente überwältigt. Trotzdem scheint es in der Lage zu sein, Trost und Hoffnung in den Gefühlen zu finden, die diese Erinnerungen erwecken.
Das Gedicht präsentiert sich sowohl formal als auch inhaltlich als typisches Werk der Romantik. Die Sprache ist gekennzeichnet durch ihre melodische und oft metaphernreiche Ausdrucksweise, die Stimmung ist geprägt von Sehnsucht und Melancholie. Wiederkehrende Motive sind Natur, Liebe und Vergänglichkeit. Formal besteht das Gedicht aus vielen Strophen unterschiedlicher Länge und verspricht ein durchaus komplexes Reimschema, welches die Vielschichtigkeit der Gefühle und der poetischen Erzählung widerspiegelt.
„Jugendandacht“ von Joseph von Eichendorff ist daher ein prägnantes Gedicht, das intensivensiv die emotionalen Landschaften und Wandelprozesse des lyrischen Ichs erkundet und gleichzeitig auf typisch romantische Weise die Schönheit und Traurigkeit von Vergänglichkeit und Sehnsucht betont.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Jugendandacht“ ist Joseph von Eichendorff. Der Autor Joseph von Eichendorff wurde 1788 geboren. Zwischen den Jahren 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Romantik zuordnen. Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.
Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 datiert werden. Die Literaturepoche der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Welt, die sich durch die beginnende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. Als Merkmale der Romantik sind die Weltflucht, die Verklärung des Mittelalters, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen zu benennen. Bedeutende Symbole der Romantik sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unendlich. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.
Das vorliegende Gedicht umfasst 985 Wörter. Es baut sich aus 34 Strophen auf und besteht aus 157 Versen. Der Dichter Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „In Danzig“, „Kurze Fahrt“ und „Lied“. Zum Autor des Gedichtes „Jugendandacht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 395 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Joseph von Eichendorff sind auf abi-pur.de 395 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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