Die heilige Mutter von Joseph von Eichendorff

Es ist ein Meer, von Schiffen irr durchflogen,
Die steuern rastlos nach den falschen Landen,
Die alle suchen und wo alle stranden
Auf schwanker Flut, die jeden noch betrogen.
 
Es ist im wüsten Meer ein Felsenbogen,
An dem die sturmgepeitschten Wellen branden
Und aller Zorn der Tiefe wird zuschanden,
Die nach dem Himmel zielt mit trüben Wogen.
 
Und auf dem Fels die mildeste der Frauen
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Zählt ihre Kinder und der Schiffe Trümmer,
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Still betend, daß sich rings die Stürme legen.
 
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Das sind die treuen Augen, himmelblauen
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Mein Schiff versenk ich hinter mir auf immer,
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Hier bin ich, Mutter, gib mir deinen Segen!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Die heilige Mutter“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
102
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Die heilige Mutter“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst, einem der bedeutendsten Lyriker der deutschen Romantik, der von 1788 bis 1857 lebte. Das Gedicht lässt sich zeitlich in die Epoche der Romantik einordnen, die von etwa 1800 bis 1850 angesiedelt ist.

Beim ersten Lesen fallen die starken nautischen Bilder auf, die Eichendorff verwendet, um eine Atmosphäre der Suche, des Verlorenseins und schließlich der Erlösung zu erzeugen. Die Sprache des Gedichts ist typisch für Eichendorffs lyrisches Schaffen: bildhaft, emotional und oft mit religiösen Bezügen.

Im Inhalt des Gedichts geht es um ein lyrisches Ich, das sich auf einer ziellosen Reise auf dem weiten Meer befindet, auf dem viele Schiffe umherirren und an den falschen Landen stranden. Das Meer wird dabei als eine wüste, stürmische und trügerische Fläche dargestellt. Auf dem Meer gibt es jedoch einen Felsenbogen, der als sicherer Ankerpunkt in diesem Chaos dient. Auf diesem Fels findet das lyrische Ich eine Frau, die als mild und fürsorglich dargestellt wird. Diese Frau betet still für ihre Kinder und die Schiffswracks. Gegen Ende des Gedichts erkennt das lyrische Ich diese Frau als seine Mutter und bittet sie um ihren Segen. In einigen Interpretationsansätzen könnte die Mutterfigur als eine Darstellung der Göttlichen Fürsorge verstanden werden, die das lyrische Ich sucht und schließlich findet.

Die Form des Gedichts ist strukturiert und folgt einer klaren Abfolge aus Strophen und Versen. Die ersten beiden Strophen umfassen jeweils vier Verse, die dritten und vierten Strophen bestehen aus drei Versen. Dies gewährt dem Gedicht eine regelmäßige Dynamik. Die Sprache von Eichendorff ist bildhaft, aber dennoch einfach und verständlich. Die verwendeten Bilder sind stark und eindrücklich, besonders die Darstellung des Meeres und des Felsenbogens. Eichendorff nutzt außerdem eine religiöse Sprache und Symbolik, um sowohl das Suchen und Irren des lyrischen Ichs als auch seine letztendliche Erlösung und Zufriedenheit darzustellen.

Zusammengefasst stellt Eichendorff in „Die heilige Mutter“ die innere Suche und spirituelle Irrfahrt des lyrischen Ichs dar und nimmt dabei verschiedene nautische und religiöse Symbole zur Hilfe. Das Gedicht ist eine typische Darstellung von Eichendorffs romantisch-religiöser Lyrik, in der das lyrische Ich nach Sinn und Erlösung sucht und diese schließlich in der göttlichen, mütterlichen Fürsorge findet.

Weitere Informationen

Joseph von Eichendorff ist der Autor des Gedichtes „Die heilige Mutter“. Eichendorff wurde im Jahr 1788 geboren. Zwischen den Jahren 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 zeitlich eingeordnet werden. Die Epoche wird in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) unterschieden. Die Literaturepoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. Im gesamten Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichzeitig bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Industrialisierung und technologischer Fortschritt sind prägend für diese Zeit. In der Romantik finden sich unterschiedliche charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind wichtige zu benennende Motive. Auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben unbeachtet. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und gedanklicher Klarheit, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unendlich. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das 102 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Der Dichter Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „Antwort“, „Auch ein Gedicht?“ und „Der Isegrimm“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die heilige Mutter“ weitere 395 Gedichte vor.

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