Marienlied von Joseph von Eichendorff

Wenn ins Land die Wetter hängen
Und der Mensch erschrocken steht,
Wendet, wie mit Glockenklängen
Die Gewitter dein Gebet,
Und wo aus den grauen Wogen
Weinend auftaucht das Gefild,
Segnest du's vom Regenbogen
Mutter, ach wie bist du mild!
 
Wenn's einst dunkelt auf den Gipfeln
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Und der kühle Abend sacht
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Niederrauschet in den Wipfeln:
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O Maria, heil'ge Nacht!
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Laß mich nimmer wie die andern,
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Decke zu der letzten Ruh
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Mütterlich den müden Wandrer
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Mit dem Sternenmantel zu.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Marienlied“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
77
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Marienlied“ stammt von dem deutschen Dichter Joseph von Eichendorff, der von 1788 bis 1857 gelebt hat. Er zählt somit zur Epoche der Romantik, die von etwa 1795 bis 1848 dauerte. Bereits beim ersten Lesen fällt der tiefe Glaube und die spirituelle Verbundenheit des lyrischen Ichs zur Mutter Maria auf, die als tröstende und segnende Figur dargestellt wird.

Der Inhalt des Gedichts konzentriert sich auf die Rolle Marias als mütterliche Retterin in Zeiten der Not und Dunkelheit. Die Naturphänomene (Wetter, Gewitter, Wolken, Nacht) stehen dabei metaphorisch für menschliche Ängste und Sorgen. In der hart umkämpften Welt findet das lyrische Ich Trost und Schutz bei Maria. Im speziellen bittet es sie, es von den harten Zeiten des Lebens zu verschonen und es in den Schlaf (vielleicht sogar der Tod) liebevoll zu wiegen.

Die Form des Gedichts ist recht klassisch: Es besteht aus zwei Strophen mit jeweils acht Versen, was eine einfache Struktur schafft. Auf inhaltlicher Ebene folgt das Gedicht dem Aufbau einer Situation der Not und Dunkelheit, gefolgt von der tröstenden Präsenz Mariens, die letztlich mit der Bitte um Schlaf und Ruhe endet.

Die Sprache des Gedichts ist sowohl bildhaft als auch emotional, was typisch für die Epoche der Romantik ist. Wortwahl und Versmaß schaffen eine eher schwermütige, sanft fließende Atmosphäre, die die Sehnsucht und Hoffnung des lyrischen Ichs auf eine mütterliche Fürsorge unterstreicht.

Insgesamt verdeutlicht das Gedicht von Eichendorff die tiefe spirituelle Verbindung des lyrischen Ichs zu Maria und ihre Rolle als liebevolle und mütterliche Kraft, die Trost und Hilfe in Zeiten der Dunkelheit und Verzweiflung bietet. Es ist ein Ausdruck der Sehnsucht nach spiritueller Führung und Schutz in einer oft harten und unsicheren Welt. Die Schönheit der Sprache und die mächtige Symbolik machen es zu einem bedeutenden Beispiel der romantischen Lyrik.

Weitere Informationen

Joseph von Eichendorff ist der Autor des Gedichtes „Marienlied“. Eichendorff wurde im Jahr 1788 geboren. Zwischen den Jahren 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Aber auch die Gebiete Geschichte, Theologie und Philosophie sowie Medizin und Naturwissenschaften waren von ihren Auswirkungen betroffen. Die Literatur der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (beginnend im Jahr 1789) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Technik und Wissenschaft, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. Beispielsweise gilt die Blaue Blume als das zentrale Motiv der romantischen Literatur. Sie symbolisiert Liebe und Sehnsucht und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Romantik. Sie ist der Schauplatz für zahlreiche weitere Motive dieser Epoche: Vergänglichkeit, Tod und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Texten und Gedichten. Phantasie ist für die Schriftsteller der Romantik das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Poesie und Wissenschaft, zwischen Traum und Wirklichkeit soll durchbrochen werden. Die Schriftsteller der Romantik streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das vorliegende Gedicht umfasst 77 Wörter. Es baut sich aus 2 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Die Gedichte „Mondnacht“, „Morgengebet“ und „Ostern“ sind weitere Werke des Autors Joseph von Eichendorff. Zum Autor des Gedichtes „Marienlied“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.

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