Der Kämpe von Joseph von Eichendorff

Nach drei Jahren kam gefahren
Einsam auf dem Rhein ein Schiff,
Drin gebunden und voll Wunden
Lag ein Rittersmann und rief:
 
»Still den Garten schön tust warten
Bleibst am Fenster ofte stehn,
Ruhig scheinst du, heimlich weinst du,
Wie die Schiffe unten gehn.
 
Was vertraust du, warum baust du
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Auf der Männer wilde Brust,
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Die das Blut ziert und der Streit rührt
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Und die schöne Todeslust!«
 
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Oben spinnend, saß sie sinnend
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Schwanden Schiff und Tageslicht,
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Was er sunge, war verklungen,
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Sie erkannt den Liebsten nicht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Der Kämpe“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
85
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Kämpe“ wurde von Joseph von Eichendorff verfasst, der von 1788 bis 1857 lebte. Dies bedeutet, dass es in eine Zeit fällt, die vielfach als Epoche der Romantik bezeichnet wird, was sich auch in vielen zentralen Themen und Motiven des Werkes widerspiegelt.

Beim ersten Lesen des Gedichts fallen der klagende Ton und die melancholische Stimmung auf. Die Geschichte scheint sich um einen verwundeten Ritter zu drehen, der nach jahrelanger Abwesenheit auf einem Schiff auf dem Rhein nach Hause zurückkehrt und seiner Liebsten seine Leiden und Schmerzen zuruft.

Das lyrische Ich scheint diese Geschichte zu erzählen und zugleich die Gefühle und das Verhalten der Frau zu kommentieren. In den Worten des Ritters wird die dumpfe Hoffnungslosigkeit und der Schmerz des Krieges deutlich, während die Frau ihre eigenen Sehnsüchte und Ängste durch stille Tränen zum Ausdruck bringt. Sie erkennt ihren Liebsten in seinen letzten Worten jedoch nicht wieder, was auf die tiefgreifenden, verändernden Erfahrungen des Krieges hinweisen könnte.

In Bezug auf die Form folgt das Gedicht einem festen Vierzeilenschema mit regelmäßigem Reim, was es trotz seiner düsteren Thematik geschmeidig und eingängig macht. Die dunkle, lyrische Sprache ist typisch für die Romantik und bringt sowohl die emotionalen Qualen des Ritters als auch die stille Verzweiflung der Frau effektiv zum Ausdruck. Eine Besonderheit ist hierbei der wiederholte Vers 4 „Lag ein Rittersmann und rief:“ welcher die Distanz und die Verzweiflung des Ritters in seiner Hilflosigkeit besonders betont.

Die klare, bildhafte Sprache und die effektive Nutzung von Metaphern und Symbolen - wie die des Schiffes, das versinkt, und der Frau, die unbeachtet weint - ermöglicht es dem Leser, sich in die Situation einzufühlen und eine tiefere Verbindung zu den Charakteren herzustellen. Gleichzeitig ruft das Gedicht auch zum Nachdenken über Themen wie Krieg, Leiden und insbesondere die Auswirkungen solcher Erfahrungen auf menschliche Beziehungen und die persönliche Identität auf.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Kämpe“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Geboren wurde Eichendorff im Jahr 1788 . Das Gedicht ist in der Zeit von 1804 bis 1857 entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die kulturgeschichtliche Epoche der Romantik an. Ihre Auswirkungen waren in der Literatur, der Kunst aber auch der Philosophie und Musik spürbar. Die Frühromantik lässt sich zeitlich bis in das Jahr 1804 einordnen. Die Hochromantik bis 1815 und die Spätromantik bis in das Jahr 1848. Die Welt, die sich durch die beginnende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. Beispielsweise gilt die Blaue Blume als das zentrale Motiv der romantischen Literatur. Sie symbolisiert Sehnsucht und Liebe und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Literatur der Romantik. Sie ist der Schauplatz für zahlreiche weitere Motive dieser Epoche: Tod, Vergänglichkeit und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die Romantik stellt die Freiheit der Phantasie sowohl über die Form als auch über den Inhalt des Werkes. Eine Konsequenz daraus ist ein Verschwimmen der Grenzen zwischen Lyrik und Epik. Die starren Regeln und Ziele der Klassik werden in der Romantik zurückgelassen. Eine gewisse Maß- und Regellosigkeit in den Werken fällt auf.

Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 85 Worte. Der Dichter Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „Der verliebte Reisende“, „Die Heimat“ und „In Danzig“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Kämpe“ weitere 395 Gedichte vor.

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