Der alte Garten von Joseph von Eichendorff

Kaiserkron und Päonien rot,
Die müssen verzaubert sein,
Denn Vater und Mutter sind lange tot,
Was blühn sie hier so allein?
 
Der Springbrunnen plaudert noch immerfort
Von der alten schönen Zeit,
Eine Frau sitzt eingeschlafen dort,
Ihre Locken bedecken ihr Kleid.
 
Sie hat eine Laute in der Hand,
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Als ob sie im Schlafe spricht,
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Mir ist, als hätt ich sie sonst gekannt
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Still, geh vorbei und weck sie nicht!
 
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Und wenn es dunkelt das Tal entlang,
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Streift sie die Saiten sacht,
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Da gibt's einen wunderbaren Klang
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Durch den Garten die ganze Nacht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Der alte Garten“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
92
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der alte Garten“ stammt von dem deutschen Dichter Joseph von Eichendorff, der von 1788 bis 1857 lebte. Dies setzt das Gedicht in die Epoche der Romantik.

Beim ersten Lesen des Gedichts entsteht ein Bild eines verwunschenen und poetischen Ortes. Ein alter Garten, in dem Pflanzen blühen, eine Frau mit einer Laute schläft, und nachts ertönen mysteriöse Klänge. Diese Bilder erzeugen eine friedvolle, aber auch melancholische Atmosphäre und verweisen auf die Vergänglichkeit des Lebens.

Vom Inhalt her beschreibt das lyrische Ich einen alten Garten, in dem Kaiserkron und Päonien rot blühen, obwohl die Eltern, vermutlich ehemalige Bewohner des Gartens, schon lange tot sind. In diesem Garten plätschert ein Springbrunnen und erinnert an die „alte schöne Zeit“. Außerdem schlummert dort eine Frau mit Locken, die eine Laute in den Händen hält. Das lyrische Ich hat das Gefühl, diese Frau irgendwoher zu kennen, bittet aber, sie nicht zu wecken. Abends streicht die Frau leise die Saiten ihrer Laute, wodurch ein wundervoller Klang die Nacht füllt.

Das Gedicht betont die Vergänglichkeit und dennoch die Kontinuität des Lebens. Es gibt ein starkes Gefühl des Verlusts und der Sehnsucht nach der Vergangenheit. Gleichzeitig ruft es auch den Glauben an Magie und Verzauberung hervor, da der Garten trotz des Todes der Eltern weiter blüht und die Frau durch ihre Musik Leben in den Garten bringt.

In Bezug auf Form und Sprache folgt das Gedicht einem Reimschema von AABB und hat eine gleichbleibende Versstruktur, was dazu beiträgt, die ruhige und melodische Atmosphäre des Gedichts zu unterstreichen. Die Sprache ist recht einfach und verständlich, aber dennoch bildhaft und poetisch. Es gibt viele natürliche und romantische Bilder - der Garten, die blühenden Blumen, der Springbrunnen und die Musik. Sie alle tragen dazu bei, einen Ort der Stille, der Schönheit und der Romantik zu schaffen. Darüber hinaus spielt Eichendorff geschickt mit dem Kontrast von Leben und Tod, Vergangenheit und Gegenwart, Einsamkeit und Gemeinschaft, um Tiefe und Emotionalität in seinem lyrischen Werk zu erzeugen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der alte Garten“ ist Joseph von Eichendorff. Geboren wurde Eichendorff im Jahr 1788 . Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1804 und 1857. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Romantik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, zeitlich anzusiedeln vom späten 18. Jahrhundert bis spät in das 19. Jahrhundert hinein. Auf die Literatur bezogen: von 1795 bis 1848. Sie hatte umfangreiche Auswirkungen auf Literatur, Kunst, Musik und Philosophie jener Zeit. Die Romantik kann in drei Phasen aufgegliedert werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Welt, die sich durch die einsetzende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls Auswirkungen auf die Romantik. Als Merkmale der Romantik sind die Weltflucht, die Verklärung des Mittelalters, die Hinwendung zur Natur, die Betonung subjektiver Gefühle und des Individuums, der Rückzug in Fantasie- und Traumwelten oder die Faszination des Unheimlichen aufzuführen. Bedeutende Symbole der Romantik sind die Blaue Blume oder das Spiegel- und Nachtmotiv. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Dabei baut sie zwar auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 92 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Joseph von Eichendorff ist auch der Autor für Gedichte wie „Der verliebte Reisende“, „Die Heimat“ und „In Danzig“. Zum Autor des Gedichtes „Der alte Garten“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.

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Das Video mit dem Titel „Der alte Garten von Joseph Freiherr von Eichendorff, von Ole Irenäus Wieröd vorgetragen“ wurde auf YouTube veröffentlicht. Unter Umständen sind 2 Klicks auf den Play-Button erforderlich um das Video zu starten.

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