Der Kehraus von Joseph von Eichendorff

Es fiedeln die Geigen,
Da tritt in den Reigen
Ein seltsamer Gast,
Kennt keiner den Dürren,
Galant aus dem Schwirren
Die Braut er sich faßt.
 
Hebt an, sich zu schwenken
In allen Gelenken.
Das Fräulein im Kranz:
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»Euch knacken die Beine -«
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»Bald rasseln auch deine,
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Frisch auf spielt zum Tanz!«
 
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Die Spröde hinterm Fächer,
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Der Zecher vom Becher,
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Der Dichter so lind,
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Muß auch mit zum Tanze,
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Daß die Lorbeern vom Kranze
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Fliegen im Wind.
 
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So schnurret der Reigen
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Zum Saal raus ins Schweigen
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Der prächtigen Nacht,
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Die Klänge verwehen,
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Die Hähne schon krähen,
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Da verstieben sie sacht.
 
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So ging's schon vorzeiten
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Und geht es noch heute,
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Und hörest du hell
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Aufspielen zum Reigen,
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Wer weiß, wem sie geigen
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Hüt dich, Gesell!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.3 KB)

Details zum Gedicht „Der Kehraus“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
123
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorgelegte Gedicht „Der Kehraus“ stammt von dem deutschen Lyriker Joseph von Eichendorff, der während der Epoche der Romantik (1795-1848) aktiv war. Eichendorff wurde am 10. März 1788 geboren und verstarb am 26. November 1857.

Auf den ersten Blick hat das Gedicht einen lebhaften und vergnüglichen Ton, der den Leser an ein festliches Ereignis mit Musik und Tanz erinnert. Jedoch ist beim tieferen Eindringen eine dunklere und gefährlichere Botschaft erkennbar.

Das Gedicht erzählt die Geschichte eines seltsamen Gastes, der während eines Festes zum Tanz eintritt und die Braut auswählt, um mit ihr zu tanzen. Er ist ein unerwarteter und unbekannter Besucher, der das übliche Geschehen unterbricht. Der Gast scheint der Tod zu sein, der dazu aufruft, das Leben zu genießen und das Unvermeidliche zu akzeptieren. Dies erkennt man an dem Bezug auf das 'Knacken' und 'Rasseln' der Knochen, was eine typische Assoziation mit Skeletten und somit dem Tod ist.

Eichendorff hat das Gedicht in sechs Strophen eingeteilt, wobei jede Strophe aus sechs Versen besteht. Die Sprache ist klar, einfach und zugleich bildreich. Die Wörter und Ausdrücke, die er verwendet, sind metaphorisch und besitzen eine tiefere Bedeutung. Zum Beispiel ist die Beschreibung des Gastes als „Dürrer“, der die Braut zum Tanz holt, eine Anspielung auf den Tod, der uns alle am Ende unseres Lebens zur Stille und Dunkelheit führt.

Der rhythmische und melodische Fluß des Gedichts spiegelt den Tanz wider, den es beschreibt. Im Verlauf des Gedichts verändert sich jedoch der Ton. Die Stimmung wechselt von fröhlicher, festlicher Ausgelassenheit zu vorsichtiger Besinnung und schließlich zu einem stillen und ernüchternden Schluss.

Das Gedicht ist somit in erster Linie eine Auseinandersetzung mit der Vergänglichkeit des menschlichen Daseins. Es verdeutlicht, dass das Leben ein ständiger Tanz mit dem Tod ist, der unausweichlich ist. Daher gilt es, jeden Moment bewusst zu erleben und das Leben in all seinen Facetten zu kosten, solange man dazu in der Lage ist.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Der Kehraus“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joseph von Eichendorff. Geboren wurde Eichendorff im Jahr 1788 . Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1804 und 1857. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Bei Eichendorff handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik äußerte. Aber auch die Gebiete Geschichte, Theologie und Philosophie sowie Naturwissenschaften und Medizin waren von ihren Auswirkungen betroffen. Bis in das Jahr 1804 hinein spricht man in der Literatur von der Frühromantik, bis 1815 von der Hochromantik und bis 1848 von der Spätromantik. Die Zeit der Romantik war für die Menschen in Europa von bedeutenden Umbrüchen geprägt. Die Französische Revolution (beginnend im Jahr 1789) zog weitreichende Folgen für ganz Europa nach sich. Auch der Fortschritt in Technik und Wissenschaft, der den Beginn des industriellen Zeitalters einläutete, verunsicherte die Menschen und prägte die Gesellschaft. Die zentralen Motive der Romantik sind das Schaurige, Leidenschaftliche, Unterbewusste, Fantastische, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die romantischen Dichter sehnen sich nach der Einheit von Geist und Natur. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände dieser Zeit bleiben jedoch unerwähnt. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unendlich. Zwar baut sie dabei auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das vorliegende Gedicht umfasst 123 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 30 Versen. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „Auch ein Gedicht?“, „Der Isegrimm“ und „Der verliebte Reisende“. Zum Autor des Gedichtes „Der Kehraus“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.

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