Durandartes Abschied von Joseph von Eichendorff

»Durandarte, Durandarte,
Ritterlich in Lust und Streit,
Bitt dich, laß uns einmal plaudern
Wieder von der alten Zeit.
 
Denkst du noch der schönen Tage,
Wo du mir dein Herz geweiht,
Und in Sang und Ritterspielen
Vor der Welt um mich gefreit?
 
Wieviel Mohren warfst du nieder,
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Rief ich zum Turniere dich!
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Fast kenn ich dich jetzt nicht wieder,
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Sag, warum vergaßt du mich?«
 
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»Schmeichelnd klingen solche Worte
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Und verlockend ist die Huld,
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Aber wenn mein Herz sich wandte,
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Euer, Dame, ist die Schuld.
 
17 
Wohl weiß ich's, für Gaiferos
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Waret Ihr in Lieb entbrannt,
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Als ich trostlos und geächtet
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Irrte fern im fremden Land.
 
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Drum, wenn Ihr von Lieb jetzt redet,
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Habt Ihr's weislich nicht bedacht,
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Denn um nicht die Schmach zu tragen,
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Wend ich mich in Todesnacht.«
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Durandartes Abschied“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
127
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Durandartes Abschied“ wurde verfasst von dem deutschen Autor Joseph von Eichendorff (1788-1857). Bezüglich der zeitlichen Einordnung lässt sich sagen, dass es in der literarischen Epoche der Romantik verfasst wurde.

Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt von einer melancholischen bis traurigen Stimmung, die durch die Dialogform hervorgehoben wird und den Leser sofort in seinen Bann zieht.

Der Inhalt des Gedichts ist eine Unterhaltung zwischen Durandarte, einem Ritter, und anscheinend seiner ehemaligen Geliebten. Diese bittet Durandarte zuerst um ein Gespräch und erinnert ihn an gemeinsame Zeiten und Erlebnisse. Durandarte antwortet darauf recht harsch und wirft seiner ehemaligen Geliebten Untreue vor. Er macht es klar, dass ihre Gespräche und Erinnerungen keinen Sinn machen, denn sie habe ihren Liebesbündnis gebrochen. Am Ende kündigt er sein bevorstehendes Sterben an, um die Schande zu vermeiden.

Formal handelt es sich bei dem Gedicht um einen sechsstrophigen Vierzeiler. Die Sprache ist geprägt von einer altmodischen Wortwahl und poetischen Bildern, die der romantischen Tradition entsprechen. Da der gesamte Inhalt in Dialogform dargestellt wird, wird eine direkte emotionale Verbindung zwischen den Charakteren und dem Leser hergestellt. Es ist auffällig, dass das Gedicht von Eichendorff keinen Reim aufweist, was ungewöhnlich für die damalige Zeit ist und somit eine besondere Bedeutung haben könnte.

Insgesamt lässt sich aus dem Text entnehmen, dass es sich um ein Gedicht mit dem Thema unerfüllte Liebe und Verrat handelt. Eichendorff zeichnet dabei das Bild eines zerrissenen, stolzen Ritters, der trotz seiner sichtbaren Wunden und seiner verzweifelten Lage, seine Ehre und seinen Stolz über das persönliche Glück stellt. Dies ist charakteristisch für die Romantik, in der sich oft tragische und melancholische Motive finden.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Durandartes Abschied“ ist Joseph von Eichendorff. 1788 wurde Eichendorff geboren. Zwischen den Jahren 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Romantik zu. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Der Romantik vorausgegangen waren die Epochen der Weimarer Klassik und der Aufklärung. Die Literaturepoche der Romantik ist zeitlich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein einzuordnen. Besonders auf den Gebieten der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik hatte diese Epoche Auswirkungen. Die Romantik kann in drei Phasen unterteilt werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Epoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. Im gesamten Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichzeitig bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Technologischer Fortschritt und Industrialisierung sind prägend für diese Zeit. Weltflucht, Hinwendung zur Natur, Verklärung des Mittelalters (damalige Kunst und Architektur wurde nun wieder geschätzt), Rückzug in Fantasie- und Traumwelten, Betonung des Individuums und romantische Ironie sind typische Merkmale der Romantik. Die Themen der Romantik zeigen sich in verschiedenen Motiven und Symbolen. Beispielsweise gilt die Blaue Blume als das zentrale Motiv der Romantik. Sie symbolisiert Liebe und Sehnsucht und verbindet Natur, Mensch und Geist. Die Nacht hat ebenfalls eine besondere Bedeutung in der Romantik. Sie ist der Schauplatz für zahlreiche weitere Motive dieser Epoche: Vergänglichkeit, Tod und nicht alltägliche, obskure Phänomene. Im ebenfalls in dieser Epoche zu findenden Spiegelmotiv zeigt sich die Hinwendung der Romantik zum Unheimlichen. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Gedichten und Texten. Phantasie ist für die Schriftsteller der Romantik das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Poesie und Wissenschaft, zwischen Traum und Wirklichkeit soll durchbrochen werden. Die Schriftsteller der Romantik streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es letztlich, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 127 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joseph von Eichendorff sind „Die Heimat“, „In Danzig“ und „Kurze Fahrt“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Durandartes Abschied“ weitere 395 Gedichte vor.

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