In memoriam Nicolai von Theodor Fontane

Verhaßt ist mir alle Philisterei,
Weiß mich auch leidlich davon frei,
Nur den unbedingten Begeisterungsschritt
In Sachen der Kunst, den mach' ich nicht mit,
Hab' ich's zu kalt oder hab' ich's zu heiß,
So fühl ich: auch Kunst hat ihren Preis.
 
Italien... das Auge wird mir hell..
Bellin, Giorgione, Raffael,
Aber wenn ich durch schreckensvolle Nächte
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Gekämpft mit dem Heerwurm höllischer Mächte,
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Kann ich am Morgen, um anzubeten,
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Nicht weihevoll vor die »Assunta« treten,
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Dann schweigen in mir alle höh'ren Register,
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Nicolai werd' ich und Urphilister,
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Und tiefer als in das Grab des Busento
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Versinkt mir das ganze Cinquecento.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „In memoriam Nicolai“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
99
Entstehungsjahr
1819 - 1898
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „In memoriam Nicolai“ wurde vom deutschen Schriftsteller Theodor Fontane verfasst, der von 1819 bis 1898 lebte und hauptsächlich im 19. Jahrhundert schrieb, einer Periode, die auch als Zeitalter des Realismus und der Romantik bekannt ist.

Auf den ersten Blick ist das Gedicht tiefgründig und der Umgang mit Kunst und Künstlern im Hinblick auf persönliche Betroffenheit und täglichen Belastungen wird angesprochen. Es vermittelt ein Gefühl der Verbundenheit des lyrischen Ichs mit der Kunst, aber auch eine gewisse Distanzierung und Unabhängigkeit.

Das Gedicht besteht aus zwei Strophen mit sechs und zehn Versen. In der ersten Strophe reflektiert das lyrische Ich seine Beziehung zur Kunst und stößt den Leser auf eine grundsätzliche Differenzierung hin zu den Philistern, die oft als ignorant und unreflektiert gegenüber Kunst dargestellt werden. Es äußert seine Abneigung gegen jegliche Form der Philisterei, erklärt jedoch auch seine Zurückhaltung, sich blindlings von der Kunst mitreißen zu lassen – zu groß ist die Bewusstheit, dass auch Kunst ihren Preis hat.

Die zweite Strophe geht näher auf die Beziehung des lyrischen Ichs zur Kunst ein, insbesondere zur italienischen Kunst des Cinquecento, einer für ihre bildende Kunst bekannten Epoche. Während es einerseits große Bewunderung für Künstler wie Bellini, Giorgone und Raffael zeigt und das Cinquecento schätzt, gesteht es andererseits seine Schwäche zu, in Phasen persönlicher Unruhe und Dunkelheit die Großartigkeit der Kunst in vollem Umfang zu schätzen und anzubeten. Insbesondere in Zeiten eigener Not und des Kampfes fühlt es sich als Urphilister, fern von der Ehrfurcht und Bewunderung der Kunst.

Die Sprache des Gedichts ist einfach und unprätentiös, was die Botschaft des Texts betont. Der lyrische Ton ist persönlich und reflektiert zugleich auf ein universelles menschliches Dilemma – die kontroverse Beziehung zur Kunst in Zeiten persönlicher Schwierigkeiten.

Die Form des Gedichts mit ihren unterschiedlichen Verszahlen in den beiden Strophen und dem Wechsel von kürzeren zu längeren Zeilen spiegelt die innere Zerrissenheit und die wechselnden Zustände des lyrischen Ichs wider. Gleichzeitig unterstreicht sie die Dynamik und Komplexität der Thematik.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „In memoriam Nicolai“ des Autors Theodor Fontane. Der Autor Theodor Fontane wurde 1819 in Neuruppin geboren. Zwischen den Jahren 1835 und 1898 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 99 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Theodor Fontane sind „Auf der Treppe von Sanssouci“, „Ausgang“ und „Barbara Allen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „In memoriam Nicolai“ weitere 214 Gedichte vor.

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