Luren-Konzert von Theodor Fontane
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In Kopenhagen, groß und gesperrt, |
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Am Saal-Eingange stand: Luren-Konzert. |
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Und an meinen Gastfreund jener Tage |
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Richte voll Neugier ich die Frage: |
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»Sage, was meint das? Bis Fausts Lemuren |
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Reicht es gerade. Doch was sind Luren?« |
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»Luren, in Tagen der Goten und Geten, |
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Hießen unsre Nordlands-Trompeten, |
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Hörner waren's, von sieben Fuß Länge, |
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Schlachtruf waren ihre Klänge, |
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Die Luren, lange vor Gorm dem Alten, |
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Übers Moor und über die Heide schallten... |
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Wo der Steindamm sich hinzieht, stieben die Funken, |
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In den Sumpf ist Roß und Troß versunken, |
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Und versunken unter die Binsen und Gräser |
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Waren zuletzt auch die Lurenbläser. |
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Da lagen sie. Bis zu zweitausend Jahren |
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Sind Nebel und Wind drüber hingefahren, |
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Eines Tages aber grub man, und Schwert und Knauf |
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Und die Luren auch stiegen wieder herauf, |
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Herauf aus dem Moorgrund unterm Rasen, |
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Und auf diesen Luren wird heute geblasen.« |
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Ein tret' ich. Im Saal, an Estrad' und Wand, |
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Sitzen schöne Frauen, die Fächer in Hand; |
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Luftig die Kleider, kokett die Hüte, |
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Vorn an der Brust eine Heidekrautblüte, |
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So sitzen sie da; Lorgnon und Gläser |
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Richten sich auf die Lurenbläser. |
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Das sind ihrer drei. Blond-nordisch ihr Haar, |
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Keiner über dreißig Jahr, |
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An die Brüstung jetzt sind sie herangetreten, |
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Hoch heben sie langsam ihre Trompeten, |
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Und die Luren, so lang' in Tod gebunden, |
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Haben aufs neue Leben gefunden. |
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Es fallen die Schwerter, es klappen die Schilde, |
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Walküren jagen, es jagt Brunhilde, |
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Von der Toten hochaufgetürmtem Wall |
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Aufwärts geht es nach Walhall. |
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Und nun verklingt es; die Köpfe geneigt, |
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Lauscht noch alles, als alles schon schweigt. |
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Draußen am Eingang, groß und gesperrt, |
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Las ich noch einmal: Luren-Konzert. |
Details zum Gedicht „Luren-Konzert“
Theodor Fontane
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1819 - 1898
Realismus
Gedicht-Analyse
Das präsentierte Gedicht mit dem Titel „Luren-Konzert“ stammt von Theodor Fontane (* 30. Dezember 1819, † 20. September 1898). Nach seinem Geburts- und Sterbedatum zu urteilen, lässt sich das literarische Schaffen Fontanes in die Übergangszeit vom Realismus zum Naturalismus einordnen, wobei er selbst ganz klar dem poetischen Realismus zuzuordnen ist.
In dem Gedicht beschreibt das lyrische Ich seine Beobachtungen und Empfindungen während eines Luren-Konzerts in Kopenhagen. Luren sind alt-skandinavische Blasinstrumente, die in der Bronzezeit verbreitet waren. Das lyrische Ich stellt zu Beginn Fragen nach der Bedeutung der Luren und wird darauf hin von seinem Gastfreund aufgeklärt, der die geschichtliche Bedeutung und Eigenschaften der Luren erläutert. Es folgt eine Beschreibung der Stimmung im Konzertsaal, geprägt von den anwesenden eleganten Damen und die Faszination, die die Lurenbläser auf das Publikum ausüben. Es ist aber auch eine gewisse Faszination seitens des lyrischen Ichs zu spüren, welche durch die anschließende Beschreibung der altertümlichen Klänge und der damit verbundenen mystischen Szenen unterstrichen wird.
In Bezug auf die formale Ebene des Gedichts lässt sich feststellen, dass es sich um ein reimloses Gedicht mit unregelmäßigen Verszeilen und Strophenlängen handelt, was typisch für Fontanes Stil ist. Die Sprache des Gedichts ist einfach und leicht verständlich, aber dennoch bildreich und eindrucksvoll. Durch die genaue Beschreibung der Szenen und Ereignisse gelingt es Fontane, ein lebendiges Bild des Luren-Konzerts zu zeichnen und die Atmosphäre sowie die Bedeutung der Luren für das lyrische Ich und das Publikum greifbar zu machen.
Durch das Gedicht wird deutlich, dass Fontane die Verschmelzung von Gegenwart und Vergangenheit thematisiert. Das Luren-Konzert wird als eine Art von Zeitreise porträtiert, in der das moderne Publikum in die mythologische ära der Goten und Geten versetzt wird. Es bringt damit die Faszination für das Alte und die Bedeutung der Geschichte zum Ausdruck. Insgesamt ist das Gedicht „Luren-Konzert“ ein gelungenes Beispiel für Fontanes gekonnte Verbindung von Realität und Poesie, Vergangenheit und Gegenwart.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Luren-Konzert“ des Autors Theodor Fontane. Geboren wurde Fontane im Jahr 1819 in Neuruppin. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1835 und 1898. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Realismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 264 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 42 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Theodor Fontane ist auch der Autor für Gedichte wie „Am Jahrestag“, „An Bettina“ und „An Emilie“. Zum Autor des Gedichtes „Luren-Konzert“ haben wir auf abi-pur.de weitere 214 Gedichte veröffentlicht.
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