Der Tod des letzten Grafen von Ruppin von Theodor Fontane

Der edle Herr Wichmann zog jagen aus,
Eine »falsche Frau« ließ er zu Haus
 
Mit ihren vergüldeten Ringen.
 
»Ach Karsten, mir ist im Herzen so weh,
Laß uns heimziehn, daß ich die Mutter seh',
Ich mag nicht länger reiten.«
 
Sie machten ihm eine Stube heiß,
Darinnen ein Bett, so weich und weiß,
Drin sollte der Herre ruhen.
 
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Sie schenkten ihm Met und italischen Wein,
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Das nahm dem Herrn das Leben sein,
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Dem edlen Herrn Wichmanne.
 
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»Großmutter und liebe Schwester mein.
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Steckt in meinen Mund ein Tüchelein
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Und kühlet meine Zunge.
 
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Daß ich nun von euch scheiden soll,
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Ach, der bittre Tod, der will es wohl!
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Und möchte so gern noch leben.«
 
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Einen schwarzen Wagen, drin legten sie ihn,
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Sie führten zu Nacht ihn nach Neuen-Ruppin,
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Sie begruben ihn in das Kloster.
 
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Sie schossen ihm nach sein' Helm und Schild,
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Sie hingen auf sein Wappenbild
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Am Pfeiler im hohen Chore.
 
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Die alte Gräfin murmelte still:
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»Nun muß ich wollen, was ich nicht will,
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Und leben - ich, die Letzte.«
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Tod des letzten Grafen von Ruppin“

Anzahl Strophen
10
Anzahl Verse
27
Anzahl Wörter
168
Entstehungsjahr
nach 1835
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des vorliegenden Gedichts ist Theodor Fontane, ein wichtiger Vertreter des poetischen Realismus in der deutschen Literatur. Das Gedicht wurde wahrscheinlich im 19. Jahrhundert verfasst, da Fontane von 1819 bis 1898 lebte.

Der erste Eindruck des Gedichts ist eher düster und melancholisch. Es berichtet scheinbar von Verrat und Tod innerhalb einer Adelsfamilie.

Inhaltlich erzählt das Gedicht die Geschichte von Graf Wichmann, der eine Jagd unternimmt, während er seine untreue Ehefrau zu Hause lässt. Als er ein ungutes Gefühl hat und nach Hause zurückkehrt, wird er mit vergiftetem Met und Wein ermordet. Auf dem Sterbebett äußert er den Wunsch, noch leben zu wollen und beklagt seinen herannahenden Tod. Nach seinem Tod wird er nachts nach Neuen-Ruppin gebracht und im Kloster begraben. Sein Helm und Schild sowie sein Wappen werden als Zeichen seines Todes ausgestellt. Die alte Gräfin, wahrscheinlich seine Mutter oder Schwester, beklagt, dass sie nun fortan alleine leben muss.

Das lyrische Ich scheint aus der Perspektive eines Beobachters zu erzählen, der die Geschichte des Grafen Wichmann und sein trauriges Schicksal darstellt. Es wird das Bild einer Adelswelt gezeichnet, in der Verrat, Mord und der Kampf um Macht und Erhalt des Erbes eine zentrale Rolle spielen.

Formal besteht das Gedicht aus zehn Strophen, deren Länge zwischen ein und drei Versen variiert. Das Gedicht hat kein durchgängiges Reimschema, was den fließenden, erzählenden Charakter des Gedichts unterstützt. Sprachlich ist das Gedicht einfach gehalten. Die klare und schnörkellose Sprache Fontanes trägt dazu bei, das Schicksal des Grafen Wichmann eindringlich darzustellen.

Insgesamt kann das Gedicht als ein Paradebeispiel für den poetischen Realismus und die sozialkritischen Tendenzen Fontanes interpretiert werden. Es zeigt ein kritisches Bild des Adels und seiner Machenschaften und hebt die Vergänglichkeit des Lebens hervor.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Tod des letzten Grafen von Ruppin“ ist Theodor Fontane. Fontane wurde im Jahr 1819 in Neuruppin geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1835 bis 1898 entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Realismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Fontane ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 168 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 27 Versen mit insgesamt 10 Strophen. Der Dichter Theodor Fontane ist auch der Autor für Gedichte wie „An Bettina“, „An Emilie“ und „An Lischen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Tod des letzten Grafen von Ruppin“ weitere 214 Gedichte vor.

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