Schwerin von Theodor Fontane

Nun aber soll erschallen
Dir Preis und Ruhm, Schwerin,
Der du vor Prag gefallen
Beim Sturme der Batt'rien;
Es lebt in eins verschlungen
»Schwerin« und »Schlacht bei Prag«,
Drum sei dein Lob gesungen
Durch deinen Ehrentag.
 
Des sechsten Maies Morgen
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Schwebt über Berg und Au,
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Der Feind ist wohlgeborgen
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Durch Gräben und Verhau;
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Es halten seine Flügel
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Die Höhen rings besetzt,
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Ein feuerspei'nder Hügel
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Ist jede Kuppe jetzt.
 
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Hier wird die Schlacht geschlagen!
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Steil ist die Bergesbahn,
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Doch siegen und nicht wagen,
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Das heißt nur halb getan;
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Die Grenadiere stürmen,
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Kartätschen prasseln drauf,
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Und vor den Hügeln türmen
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Sich Leichenhügel auf.
 
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Am Boden liegt vernichtet
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Schwerins Leibbataillon;
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Ein Eichwald, tief gelichtet,
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So steht ein zweites schon;
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Getroffen sinkt danieder
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Gen'ral von Winterfeld,
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Und die zerschoßnen Glieder
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Nichts mehr im Feuer hält.
 
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Sie fliehn. Die alte Erde
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Bebt selbst, als ob ihr's graut,
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Da steigt Schwerin vom Pferde:
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»Mir nach!« so ruft er laut;
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Er faßt die alte Fahne,
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Noch nie zur Flucht gewandt,
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Daß er den Sieg erbahne
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Mit seiner Greisenhand.
 
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Die Hügel sind erstiegen,
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Die Kaiserlichen fliehn,
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Doch trauervolles Siegen,
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Im Sterben liegt - Schwerin;
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Vier Kugeln, erzgegossen,
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Sie haben ihn zerfetzt,
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Die Fahne, die zerschossen,
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Sein Bahrtuch ist sie jetzt.
 
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Die Truppen ziehn vorüber
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Mit dumpfem Trommelschlag,
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Solch Tag des Glücks ist trüber
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Als mancher Unglückstag;
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Wie Wetterwolkenschwere
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Sieht man's am Himmel ziehn,
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Sie ziehen vorauf dem Heere,
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Sich lagernd über - Kolin.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (27.4 KB)

Details zum Gedicht „Schwerin“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
56
Anzahl Wörter
235
Entstehungsjahr
1819 - 1898
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Autor des Gedichts ist Theodor Fontane (* 30. Dezember 1819, † 20. September 1898), ein bedeutender deutscher Schriftsteller der Realismus-Epoche. Das Gedicht stammt demnach aus dem späten 19. Jahrhundert.

Beim ersten Lesen dieses Gedichts fallen die dramatische Erzählung und die detaillierten Beschreibungen auf. Die Verse zeichnen ein Bild von Krieg und Tod, von Tapferkeit und Tragik.

Das Gedicht erzählt die Geschichte einer Schlacht, in deren Zentrum die Figur des namensgebenden Generals Schwerin steht. Es schildert seine Tapferkeit im Kampf, sein heroisches Vorgehen und seinen tragischen Tod. Schwerin wird als mutiger Anführer dargestellt, der nicht vor Gefahren zurückschreckt und seinen Männern in die Schlacht vorangeht. Er stirbt auf dem Schlachtfeld, und obwohl die Schlacht gewonnen wird, wird sein Tod als großer Verlust dargestellt.

Formal besteht das Gedicht aus sieben gleich strukturierten Strophen mit je acht Versen. Die Sprache ist einfach, aber dennoch bildhaft und eindrücklich. Fontane bedient sich zahlreicher Metaphern und Vergleiche, um die Dramatik des Geschehens zu unterstreichen. So wird der Tod Schwerins mit dem dumpfen Trommelschlag in Verbindung gebracht, was den traurigen und tragischen Aspekt der Erzählung betont. Auch die Wortwahl (z.B. „zerschossen“, „zerfetzt“) vermittelt die Brutalität des Krieges.

Das Gedicht zeichnet sich durch seine tiefe Tragik aus. Es verdeutlicht die Vergeblichkeit und Sinnlosigkeit des Krieges und zeigt gleichzeitig die Tapferkeit der Soldaten und ihren Mut, für ihre Überzeugungen zu kämpfen und zu sterben. Zwar wird Schwerin für seinen Mut und seine Führungsstärke gelobt, doch ist sein Tod auch ein Symbol für den hohen Preis des Krieges. Daher hinterlässt das Gedicht beim Leser einen nachdenklichen und melancholischen Eindruck. Es ist eine Hommage an den Helden, aber gleichzeitig auch eine Mahnung an die Zerstörung und den Tod, die Krieg mit sich bringt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Schwerin“ des Autors Theodor Fontane. 1819 wurde Fontane in Neuruppin geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1835 und 1898. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Fontane ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 235 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 56 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Weitere Werke des Dichters Theodor Fontane sind „An Lischen“, „An Marie“ und „An meinem Fünfundsiebzigsten“. Zum Autor des Gedichtes „Schwerin“ haben wir auf abi-pur.de weitere 214 Gedichte veröffentlicht.

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