Kaiser Blanchebart von Theodor Fontane

Vor seinem Heergefolge ritt,
Von seinem Volk umschart,
Inmitten von Helden und Prinzen,
An der Spitze seiner Provinzen,
Der Kaiser Blanchebart.
 
Er grüßt und sitzt auf hohem Roß
Und sinnet das und dies:
Er hält am Sadowa-Walde,
Auf der Gravelotter Halde
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Und vor Sedan und Paris.
 
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Er lächelt still; ihm ward zu Traum
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Die lange Kriegesfahrt,
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Es schaukeln und schwanken die Reiser,
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Und rings jubelt's: Es lebe der Kaiser,
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Der Kaiser Blanchebart!
 
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Und an der Straß' und an dem Tor,
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Da halten Frau und Mann,
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Und sie heben empor ihren Knaben,
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Den einzigen, den sie haben,
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Und sprechen: »Sieh ihn dir an!
 
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Sieh ihn dir an und vergiß ihn nicht.
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Der ist von sondrer Art,
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Im Dienst allzeit das Schwerste,
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Und in Feld und Pflicht der Erste,
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Das ist Kaiser Blanchebart.«
 
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Der Kaiser sah den Knaben an,
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Den überlief es heiß,
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Alle Herzen sprachen Segen,
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Und hernieder fiel ein Regen
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Von Blüten rot und weiß.
 
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Gott mit dir, Herr, und kommt der Tag,
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Der noch keinem wurde gespart,
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Dann wie aus Märchentagen
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Werden wir singen und sagen
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Vom Kaiser Blanchebart.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.2 KB)

Details zum Gedicht „Kaiser Blanchebart“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
35
Anzahl Wörter
180
Entstehungsjahr
1871
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Kaiser Blanchebart“ und wurde von Theodor Fontane verfasst, einem bedeutenden Vertreter der deutschen Dichtung im 19. Jahrhundert. Aufgrund der biographischen Daten Fontanes (1819-1898) und der im Gedicht erwähnten historischen Ereignisse (wie Sedan und Paris) lässt sich das Werk in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts einordnen.

Das Gedicht hinterlässt einen ersten Eindruck einer Huldigung an eine heroische Figur, den „Kaiser Blanchebart“. Der symmetrische Aufbau und die repetitive Struktur durch Wiederholung des Charakternamens scheinen diesen Eindruck zu verstärken.

Das lyrische Ich stellt eine Szene dar, in der der Kaiser vor seinem Heer und Volk reitet und vor wichtigen Schlachtfeldern inne hält. Er wirkt nachdenklich und wird vom Volk jubelnd gefeiert. Eine Familie hebt ihren Sohn hervor und bittet den Kaiser, ihn sich anzuschauen und zu prägen. Das Kind ermöglicht eine Form der Identifizierung zwischen dem Kaiser und der Bevölkerung. Die Familie rühmt den Kaiser für seine Dienste und Pflichten. Der Kaiser wird emotional berührt und das Volk segnet die Szene. Schließlich wird der Wunsch geäußert, dass der Tag des Kaisers niemals enden möge und dass sein Name ewig in Erinnerung bleiben möge.

Die vorgebrachten Komplimente und Lobpreisungen suggerieren, dass das lyrische Ich den Kaiser Blanchebart als eine Art nationalen Helden dargestellt sehen möchte. Mittels dieser Form der Verherrlichung werden typisch heroische Eigenschaften wie Selbstaufopferung, Pflichterfüllung und Heldenmut hervorgehoben.

Formal besteht das Gedicht aus sieben Strophen, die jeweils aus fünf Versen bestehen. Die Sprache ist einfach und zugänglich gehalten, mit einer klaren und konkreten Bildsprache. Fließende Reimstrukturen und ein regelmäßiger Rhythmus sorgen für einen melodischen Klang.

Schlussendlich lässt sich sagen, dass Theodor Fontanes „Kaiser Blanchebart“ ein Heldenepos in lyrischer Form ist. Es veranschaulicht die Ideale des 19. Jahrhunderts bezüglich Führung und Heldentum und beleuchtet die Beziehung zwischen Volk und Herrscher. Das lyrische Ich idealisiert die Figur des Kaisers und zeigt die tiefe Verehrung der Bevölkerung.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Kaiser Blanchebart“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Theodor Fontane. 1819 wurde Fontane in Neuruppin geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1871 entstanden. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Realismus zuordnen. Fontane ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 180 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 35 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Der Dichter Theodor Fontane ist auch der Autor für Gedichte wie „An Bettina“, „An Emilie“ und „An Lischen“. Zum Autor des Gedichtes „Kaiser Blanchebart“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 214 Gedichte vor.

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