Der Glücksritter von Joseph von Eichendorff

Wenn Fortuna spröde tut,
Laß ich sie in Ruh,
Singe recht und trinke gut,
Und Fortuna kriegt auch Mut,
Setzt sich mit dazu.
 
Doch ich geb mir keine Müh:
"He, noch einer her!"
Kehr den Rücken gegen sie,
Laß hoch leben die und die
10 
Das verdrießt sie sehr.
 
11 
Und bald rückt sie sacht zu mir:
12 
"Hast du deren mehr?"
13 
Wie Sie sehn. - "Drei Kannen schier,
14 
und das lauter Klebebier!"
15 
's wird mir gar nicht schwer.
 
16 
Drauf sie zu mir lächelt fein:
17 
"Bist ein ganzer Kerl!"
18 
Ruft den Kellner, schreit nach Wein,
19 
Trinkt mir zu und schenkt mir ein,
20 
Echte Blum und Perl.
 
21 
Sie bezahlet Wein und Bier,
22 
Und ich, wieder gut,
23 
Führe sie am Arm mit mir
24 
Aus dem Haus, wie'n Kavalier,
25 
Alles zieht den Hut.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.1 KB)

Details zum Gedicht „Der Glücksritter“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
25
Anzahl Wörter
127
Entstehungsjahr
1788 - 1857
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Glücksritter“ wurde von Joseph von Eichendorff, einem der bedeutendsten Dichter der deutschen Romantik, verfasst, der von 1788 bis 1857 lebte. Dies lässt das Werk grob in die Zeit der Romantik einordnen, die von etwa 1795 bis 1848 andauerte.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht heiter und unbeschwert. Es scheint den Lebensstil eines unabhängigen und freigeistigen Individuums zu preisen, welches sein Glück stilvoll und ungeniert auskostet.

Inhaltlich lässt sich festhalten, dass das lyrische Ich in diesem Gedicht die Personifizierung von Fortuna, der römischen Glücksgöttin, schildert. Wenn die Glücksgöttin sich zurückzieht, lässt das lyrische Ich sie in Ruhe, singt und trinkt, was ihr Mut macht. Es beansprucht das Glück nicht aktiv für sich, sondern wendet sich im Gegenteil dem Glück anderer zu, was Fortuna nicht gefällt. Dies führt dazu, dass Fortuna zum lyrischen Ich zurückkehrt und es ihr nicht schwerfällt, sich ihm anzunähern. Schließlich wird das lyrische Ich von Fortuna gelobt und mit Wein bedient. Das Gedicht endet damit, dass sie für den Wein und das Bier bezahlt und das lyrische Ich sie wie ein Kavalier aus dem Haus führt.

Diese Erzählung lässt sich als Allegorie auf das Verhältnis des lyrischen Ichs zum Glück interpretieren. Sie suggeriert, dass der Weg zum Glück nicht darin besteht, es aktiv zu suchen und zu erzwingen, sondern sich ihm hinzugeben, ihn freudvoll zu leben und anderen das Glück zu gönnen. Diese Haltung zieht das Glück geradezu an und lässt es zum Teil des eigenen Lebens werden.

Das Gedicht besteht aus fünf Strophen von je fünf Versen, was eine klare und übersichtliche Struktur schafft. Die Sprache ist heiter und gelassen, schlicht und alltäglich, was den unbeschwerten Ton des Gedichts unterstreicht und zu dem Bild eines unbekümmerten Glücksritters beiträgt. Es befinden sich auch Elemente des Humors und der Ironie in der Darstellung von Fortuna, welche dem Gedicht einen spielerischen Charakter verleihen. Insgesamt erweist sich „Der Glücksritter“ als ein facettenreiches und zugleich unterhaltsames Gedicht, das auf eine eigenwillige, freigeistige Art mit dem Thema des Glücks spielt und dabei eine positiv-optimistische Lebenseinstellung propagiert.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Glücksritter“ des Autors Joseph von Eichendorff. Im Jahr 1788 wurde Eichendorff geboren. Im Zeitraum zwischen 1804 und 1857 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Romantik zuordnen. Der Schriftsteller Eichendorff ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Als Romantik wird die Epoche der Kunstgeschichte bezeichnet, deren Ausprägungen sich sowohl in der Literatur, Kunst und Musik als auch in der Philosophie niederschlugen. Die Epoche der Romantik lässt sich vom Ende des 18. Jahrhunderts bis ins späte 19. Jahrhundert verorten. Die literarische Romantik kann darauf aufbauend etwa auf die Jahre 1795 bis 1848 datiert werden. Die Literatur der Romantik (ca. 1795–1848) lässt sich in Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848) aufgliedern. Die Literaturepoche der Romantik entstand in Folge politischer Krisen und gesellschaftlicher Umbrüche. In ganz Europa fand ein Übergang von der feudalen zur bürgerlichen Gesellschaft statt. Gleichzeitig bildete sich ein bürgerliches Selbstbewusstsein heraus. Industrialisierung und technologischer Fortschritt sind prägend für diese Zeit. Die zentralen Motive der Literatur der Romantik sind das Schaurige, Unterbewusste, Fantastische, Leidenschaftliche, Individuelle, Gefühlvolle und Abenteuerliche, welche die Grenzen des Verstandes sprengen und erweitern sollen und sich gegen das bloße Nützlichkeitsdenken sowie die Industrialisierung richten. Die Schriftsteller der Romantik sehnen sich nach der Einheit von Geist und Natur. Ein Hinwenden zum Mittelalter ist erkennbar. So werden Kunst und Architektur dieser vergangenen Zeit geschätzt. Die Missstände des Mittelalters bleiben jedoch unerwähnt. Die Stilepoche kennzeichnet sich vor allem durch offene Formen in Gedichten und Texten. Phantasie ist für Romantiker das Maß aller Dinge. Die Trennung zwischen Wissenschaft und Poesie, zwischen Wirklichkeit und Traum soll durchbrochen werden. Die Romantiker streben eine Verschmelzung von Kunst und Literatur an. Ihr Ziel ist es, alle Lebensbereiche zu poetisieren.

Das 127 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 25 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Weitere Werke des Dichters Joseph von Eichendorff sind „Der verliebte Reisende“, „Die Heimat“ und „In Danzig“. Zum Autor des Gedichtes „Der Glücksritter“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 395 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Joseph von Eichendorff

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Joseph von Eichendorff und seinem Gedicht „Der Glücksritter“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Joseph von Eichendorff (Infos zum Autor)

Zum Autor Joseph von Eichendorff sind auf abi-pur.de 395 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.