Berlin II von Georg Heym

Der hohe Straßenrand, auf dem wir lagen,
War weiß von Staub. Wir sahen in der Enge
Unzählig: Menschenströme und Gedränge,
Und sahn die Weltstadt fern im Abend ragen.
 
Die vollen Kremser fuhren durch die Menge,
Papierne Fähnchen waren drangeschlagen.
Die Omnibusse, voll Verdeck und Wagen.
Automobile, Rauch und Huppenklänge.
 
Dem Riesensteinmeer zu. Doch westlich sahn
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Wir an der langen Straße Baum an Baum,
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Der blätterlosen Kronen Filigran.
 
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Der Sonnenball hing groß am Himmelssaum.
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Und rote Strahlen schoß des Abends Bahn.
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Auf allen Köpfen lag des Lichtes Traum.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Berlin II“

Autor
Georg Heym
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
87
Entstehungsjahr
1911
Epoche
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Georg Heyms Gedicht „Berlin II“ beschreibt eine Szene in der Stadt Berlin während des Abends. Der Sprecher und seine Begleitung liegen auf einem hohen Straßenrand, der mit Staub bedeckt ist, und beobachten das Gedränge und den Menschenstrom, der an ihnen vorbeizieht. Sie sehen die Weltstadt fern im Abend ragen, was auf die imposante Architektur und den städtischen Charakter Berlins hinweist.

In den Zeilen 5-8 beschreibt Heym die verschiedenen Arten von Transportmitteln, die durch die Menge fahren. Es gibt volle Kremser mit Papierfähnchen, Omnibusse mit Verdeck und Wagen und Automobile mit Rauch und Hupenklängen. Dies vermittelt das Bild einer hektischen und geschäftigen Stadt.

In der neunten Zeile erwähnt der Sprecher, dass sie zum Riesensteinmeer im Osten sehen können. Diese Zeile verweist auf den Stadtteil Friedrichshain, der zu der Zeit als „Riesensteinmeer“ bekannt war, da er vorwiegend aus großen Wohnblocks bestand. Doch westlich davon sehen sie Baum an Baum entlang der Straße, was auf eine ruhigere und natürlichere Umgebung hinweist.

Heym verwendet die Metapher der „blätterlosen Kronen Filigran“ in der elften Zeile, um die Baumkronen zu beschreiben. Diese Metapher vermittelt das Bild von filigranen, zerbrechlichen Ästen, die gegen den Himmel ragen. Die folgende Zeile beschreibt den Sonnenball, der groß am Himmelssaum hängt und rote Strahlen in den Abendhimmel schießt.

In der letzten Zeile legt Heym den Fokus auf die Köpfe der Menschen, auf denen der Lichtschein des Abends ruht. Dies kann als Symbol für das Träumen und Nachdenken in der Stadt gedeutet werden, während die Hektik und Geschäftigkeit des Lebens um sie herum weitergeht.

Insgesamt beschreibt das Gedicht die Kontraste und Gegensätze, die in der Stadt Berlin existieren: das geschäftige Treiben und das ruhige Naturbild, das Licht der Stadt und der Abendhimmel. Es zeigt die Vielfalt und Komplexität Berlins und wie verschiedene Elemente des Lebens in der Stadt ineinanderfließen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Berlin II“ des Autors Georg Heym. 1887 wurde Heym in Hirschberg geboren. 1911 ist das Gedicht entstanden. Leipzig ist der Erscheinungsort des Textes. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Heym handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 87 Worte. Weitere Werke des Dichters Georg Heym sind „Bist Du nun tot?“, „Columbus“ und „Das Fieberspital“. Zum Autor des Gedichtes „Berlin II“ haben wir auf abi-pur.de weitere 79 Gedichte veröffentlicht.

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