Lied des Lynkeus von Johann Wolfgang von Goethe

Zum Sehen geboren,
Zum Schauen bestellt,
Dem Turme geschworen,
Gefällt mir die Welt.
Ich blick in die Ferne,
Ich seh in die Näh'
Den Mond und die Sterne,
Den Wald und das Reh.
So seh ich in allen
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Die ewige Zier,
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Und wie mir's gefallen,
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Gefall ich auch mir.
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Ihr glücklichen Augen,
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Was je ihr gesehn,
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Es sei, wie es wolle,
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Es war doch so schön!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Lied des Lynkeus“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
66
Entstehungsjahr
1749 - 1832
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Lied des Lynkeus“ wurde von Johann Wolfgang von Goethe verfasst, einem der bedeutendsten Dichter der deutschen Literaturgeschichte. Goethe lebte von 1749 bis 1832, was das Gedicht in die Epoche der Weimarer Klassik einordnen lässt, die von 1786 bis 1805 andauerte.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht leicht zu verstehen und sehr harmonisch. Es verbindet die Freude am Betrachten der Welt mit einer allgemeinen Wertung dieser Weltbild-Eindrücke.

Das lyrische Ich beschreibt in einfachen Worten seine Freude und Befriedigung am Betrachten der Welt. Es ist offensichtlich, dass das lyrische Ich diese Welt liebt und schätzt, sowohl die fernen als auch die nahen Eindrücke, sei es der Mond und die Sterne oder der Wald und das Reh. Es findet Schönheit in allem, was es sieht, und diese Freude am Sehen erfüllt es mit Selbstzufriedenheit.

Inhaltlich geht es im Gesamten um die Schönheit der Welt und wie diese das lyrische Ich beeinflusst. Es findet in der Betrachtung der Welt und seinen Beobachtungen eine Bestätigung seiner Existenz und seines Wohlbefindens.

Die Form ist klar und gleichmäßig, mit vier Versen pro Strophe und vier Strophen insgesamt. Jeder Vers besteht aus einer klaren Aussage, es gibt keine komplexen Metaphern oder abstrakten Konzepte. Es wirkt ruhig und kontemplativ, als wolle der Autor den Leser oder Hörer dazu einladen, sich ebenfalls in die Betrachtung der Welt zu versenken.

Die Sprache des Gedichts ist klar und einfach, was die zugängliche und einladende Stimmung des Gedichts unterstützt. Goethe verwendet einfache, greifbare Bilder und starke, emotionale Worte, um seine Wertschätzung für die Welt auszudrücken. Es gibt keine komplizierten rhetorischen Figuren oder ungewöhnliche Wortwahl, so dass das Gedicht leicht verständlich ist.

Insgesamt ist „Lied des Lynkeus“ ein strukturiertes, freundliches und einladendes Gedicht, das die Schönheit und Freude der Welt hervorhebt und den Leser dazu einlädt, diese Freude zu teilen und die Welt mit den gleichen Augen zu betrachten. Es ist ein Beispiel für Goethes meisterhafte Fähigkeit, tiefe und komplexe Gefühle in einfacher, aber wirkungsvoller Weise auszudrücken.

Weitere Informationen

Johann Wolfgang von Goethe ist der Autor des Gedichtes „Lied des Lynkeus“. Der Autor Johann Wolfgang von Goethe wurde 1749 in Frankfurt am Main geboren. In der Zeit von 1765 bis 1832 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zuordnen. Bei dem Schriftsteller Goethe handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Als Sturm und Drang (auch Genieperiode oder Geniezeit) bezeichnet man eine Epoche der Literatur, die auf die Jahre 1765 bis 1790 datiert werden kann. Sie knüpfte an die Empfindsamkeit an und ging später in die Klassik über. Die wesentlichen Merkmale des Sturm und Drang lassen sich als ein Rebellieren oder Auflehnen gegen die Aufklärung zusammenfassen. Das literarische und philosophische Leben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Literatur sollten dadurch maßgeblich beeinflusst werden. Bei den Schriftstellern handelte es sich meist um Autoren jüngeren Alters. Meist waren sie unter 30 Jahre alt. Um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen, wurde im Besonderen darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Schiller, Goethe und natürlich die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Zwei gegensätzliche Anschauungen hatten das 18. Jahrhundert bewegt: die Aufklärung und eine gefühlsbetonte Strömung, die durch den Sturm und Drang vertreten wurde. Die Weimarer Klassik ist im Grund genommen eine Verschmelzung dieser beiden Elemente. Die Weimarer Klassik nahm ihren Anfang mit der Italienreise Goethes im Jahr 1786 und endete mit dem Tod von Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1832. Das Zentrum der Literatur der Weimarer Klassik lag in Weimar. Oft wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. Statt auf Widerspruch und Konfrontation wie noch in der Aufklärung oder im Sturm und Drang strebte die Klassik nach Harmonie. Die wichtigsten Werte sind Toleranz und Menschlichkeit. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Ziel der Klassik war es die ästhetische Erziehung des Menschen zu einer „charakterschönen“ Persönlichkeit voranzutreiben. In der Lyrik haben die Dichter auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. So war beispielsweise die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders beliebt. Darüber hinaus verwendeten die Dichter jener Zeit eine gehobene, pathetische Sprache. Goethe, Schiller, Herder und Wieland bildeten das „Viergestirn“ der Weimarer Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 66 Worte. Johann Wolfgang von Goethe ist auch der Autor für Gedichte wie „An den Selbstherscher“, „An die Entfernte“ und „An die Günstigen“. Zum Autor des Gedichtes „Lied des Lynkeus“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1618 Gedichte vor.

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