Fink und Frosch von Wilhelm Busch

1	Im Apfelbaume pfeift der Fink
2	Sein: pinkepink!
3	Ein Laubfrosch klettert mühsam nach
4	Bis auf des Baumes Blätterdach
5	Und bläht sich auf und quackt: »Ja, ja!
6	Herr Nachbar, ick bin och noch da!«
7	Und wie der Vogel frisch und süß
8	Sein Frühlingslied erklingen ließ,
9	Gleich muß der Frosch in rauhen Tönen
10	Den Schusterbaß dazwischen dröhnen.
11	»Juchheija, heija!« spricht der Fink.
12	»Fort flieg ich flink!«
13	Und schwingt sich in die Lüfte hoch.
14	»Wat!« ruft der Frosch, »dat kann ick och!«
15	Macht einen ungeschickten Satz,
16	Fällt auf den harten Gartenplatz,
17	Ist platt, wie man die Kuchen backt,
18	Und hat für ewig ausgequackt.
19	Wenn einer, der mit Mühe kaum
20	Geklettert ist auf einen Baum,
21	Schon meint, daß er ein Vogel wär,
22	So irrt sich der.

Details zum Gedicht „Fink und Frosch“

Gedicht-Analyse

Das zu interpretierende Gedicht lautet „Fink und Frosch“ und wurde von Wilhelm Busch verfasst, einem deutschen Dichter und Zeichner des 19. Jahrhunderts, der durch seine humoristischen, pointierten und kritischen Verse bekannt wurde.

Auf den ersten Blick erscheint das Gedicht humorvoll und zeigt die typischen buschschen Elemente: Tiere, die menschliche Charaktere und Verhaltensweisen repräsentieren, Wortspiele und Humor; das ganze eingebettet in ein alltägliches, ländliches Szenario.

Der Inhalt des Gedichts ist auf den ersten Blick einfach: Ein Frosch imitiert einen Vogel und begibt sich auf einen Baum. Der Fink singt, der Frosch quakt dazu, versucht dann zu fliegen und fällt dabei von dem Baum. Das Ende ist tragisch: Der Frosch stirbt.

Zwischen den Zeilen geht es jedoch um mehr, als es scheint: Der Frosch repräsentiert den Wunsch, nach Erfolg zu streben und Anerkennung zu erreichen, aber letztlich fehlt ihm die natürliche Fähigkeit, ein Vogel zu sein. Trotz seiner Bemühungen kann er nicht fliegen, er kann nur quaken. Das lyrische Ich – vermutlich durch die Stimme des Dichters repräsentiert – kommentiert und kritisiert dieses Streben und endet mit einer Moral: Man sollte wissen, wer man ist, und versuchen, das Beste aus seinen tatsächlichen Fähigkeiten und nicht aus seinen Träumen zu machen.

Die Form des Gedichts ist prinzipiell ein umarmender Reim, wobei das Schema dem Muster ABCCBA folgt. Die Sprache ist bemerkenswert einfach und direkt, typisch für Busch. Das Versmaß ist eine Mischung aus Trochäen und Jamben, die den Text leicht und lebhaft wirken lassen.

Insgesamt ist das Gedicht eine charmante Darstellung menschlicher Schwächen, Verhaltensweisen und Träume durch Tiere und eine anschauliche Aufforderung, authentisch zu sein - ein Thema, das in Buschs Werk oft vorkommt. Ebenfalls typisch für Busch ist der bittere, ironische Humor, der das Gedicht durchzieht.

Weitere Informationen

Wilhelm Busch ist der Autor des Gedichtes „Fink und Frosch“. Geboren wurde Busch im Jahr 1832 in Wiedensahl. Zwischen den Jahren 1848 und 1908 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Biedermeier, Junges Deutschland & Vormärz, Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 22 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 121 Worte. Die Gedichte „Auf Wiedersehn“, „Auf den Sonntag früh Morgen“ und „Bedächtig“ sind weitere Werke des Autors Wilhelm Busch. Zum Autor des Gedichtes „Fink und Frosch“ haben wir auf abi-pur.de weitere 208 Gedichte veröffentlicht.

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