Im Grase von Annette von Droste-Hülshoff

Süße Ruh', süßer Taumel im Gras,
Von des Krautes Arome umhaucht,
Tiefe Flut, tief tief trunkne Flut,
Wenn die Wolk' am Azure verraucht,
Wenn aufs müde, schwimmende Haupt
Süßes Lachen gaukelt herab,
Liebe Stimme säuselt und träuft
Wie die Lindenblüt' auf ein Grab.
 
Wenn im Busen die Toten dann,
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Jede Leiche sich streckt und regt,
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Leise, leise den Odem zieht,
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Die geschloßne Wimper bewegt,
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Tote Lieb', tote Lust, tote Zeit,
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All die Schätze, im Schutt verwühlt,
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Sich berühren mit schüchternem Klang
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Gleich den Glöckchen, vom Winde umspielt.
 
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Stunden, flüchtger ihr als der Kuß
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Eines Strahls auf der trauernden See,
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Als des ziehenden Vogels Lied,
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Das mir nieder perlt aus der Höh,
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Als des schillernden Käfers Blitz,
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Wenn den Sonnenpfad er durcheilt,
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Als der heiße Druck einer Hand,
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Die zum letzten Male verweilt.
 
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Dennoch, Himmel, immer mir nur
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Dieses Eine nur für das Lied
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Jedes freien Vogels im Blau
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Eine Seele, die mit ihm zieht,
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Nur für jeden kärglichen Strahl
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Meinen farbig schillernden Saum,
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Jeder warmen Hand meinen Druck,
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Und für jedes Glück meinen Traum.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Im Grase“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
174
Entstehungsjahr
1797 - 1848
Epoche
Biedermeier

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Im Grase“ wurde von Annette von Droste-Hülshoff, einer deutschen Schriftstellerin und Komponistin des 19. Jahrhunderts, verfasst. Im Kontext der Romantik entstanden ihre Werke zwischen 1797 und 1848.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht ruhig und nachdenklich. Die lyrische Sprache ist angereichert mit Bildern der Natur, die eine Atmosphäre der Harmonie, Ruhe und Verträumtheit erzeugen.

Inhaltlich geht es im Gedicht um das lyrische Ich, das in der Landschaft liegt und das Gefühl der Ruhe und des Beschaulichen Ausdruck verleiht. Die Natur wird als Ort beschrieben, an dem das lyrische Ich seine Gedanken sammelt und sich erinnert. Die Erinnerungen werden dabei metaphorisch als „Tote“ beschrieben, die sich in der Brust des lyrischen Ichs regen. Diese Toten repräsentieren verlorene Liebe, verlorene Lust und verlorene Zeit.

Die Form des Gedichts besteht aus vier gleich strukturierten Strophen mit jeweils acht Versen. Diese Analogie in der Struktur könnte eine Regelmäßigkeit oder ein Gleichmaß symbolisieren, das möglicherweise auf das rhythmische Fließen der Gedanken oder das wiederholte Auftauchen von Erinnerungen hinweist.

Die Sprache des Gedichts ist reich an poetischen Bildern und Metaphern. Sie ist gekennzeichnet durch Sinneswahrnehmungen, die intensive Gefühlserlebnisse ausdrücken. Natursymbole wie Gras, Wolken und Vögel dienen dazu, Emotionen zu evozieren und die innere Welt des lyrischen Ichs darzustellen.

Abschließend kann man sagen, dass „Im Grase“ ein Gedicht ist, das den Prozess des Erinnerns und Nachdenkens in einer natürlich idyllischen Umgebung beleuchtet. Dabei zieht Droste-Hülshoff Parallelen zwischen der Natur und den Gedanken und Gefühlen des lyrischen Ichs, um die tiefe Verbindung und Harmonie zwischen Mensch und Umwelt zu betonen. Es handelt sich um ein typisches romantisches Werk, das das Bewusstsein und die Individualität des Menschen in den Mittelpunkt stellt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Im Grase“ der Autorin Annette von Droste-Hülshoff. Im Jahr 1797 wurde Droste-Hülshoff geboren. In der Zeit von 1813 bis 1848 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text der Epoche Biedermeier zugeordnet werden. Droste-Hülshoff ist eine typische Vertreterin der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 174 Worte. Annette von Droste-Hülshoff ist auch die Autorin für das Gedicht „Letzte Worte“, „An meine Mutter“ und „Am Letzten Tag des Jahres - Silvester“. Zur Autorin des Gedichtes „Im Grase“ haben wir auf abi-pur.de weitere 123 Gedichte veröffentlicht.

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