Kriech Du und der Teufel von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

1. Ja, verzeihlich ist der Großen
Übermut und Tyrannei,
Denn zu groß und niederträchtig
Ist des Deutschen Kriecherei.
Sieht ein Deutscher seines Fürsten
Höchsterbärmlich schlechten Hund,
|: Tut er gleich in schönen Worten
Seine Viehbewundrung kund. :|
 
2. Sieht ein Deutscher seines Fürsten
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Altersschwaches steifes Pferd,
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Ist er freudig doch ergriffen
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Von des Gaules früherm Wert.
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Sieht ein Deutscher seines Fürsten
14 
Allerältstes Hoffräulein,
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|: Denkt er eine Bürgerstochter
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Könne doch so schön nicht sein. :|
 
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3. Sieht ein Deutscher seines Fürsten
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Jämmerlichsten Kammerherrn,
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Steht er still und grüßt in Ehrfurcht,
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Und er sieht ihm nach von fern.
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Sieht er nun den Fürsten selber,
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O, wie ist er dann entzückt!
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|: Wenn Durchlauchet ihn wieder grüßet,
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Nun, dann ist er fast verrückt. :|
 
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4. Er erzählt es allen Menschen,
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Welche Gnad ihm widerfuhr,
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Daß Durchlaucht ihn hat gewürdigt
28 
Mehr als eines Blickes nur.
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Er erzählet Kindeskindern:
30 
Ja, ich habe ihn gesehen!
31 
|: Und bei Gott! nun kann ich ruhig,
32 
Ruhig in die Grube gehn. :|
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.9 KB)

Details zum Gedicht „Kriech Du und der Teufel“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
152
Entstehungsjahr
1798 - 1874
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Kriech Du und der Teufel“ stammt von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der zwischen 1798 und 1874 lebte. Es handelt sich um ein kritisches Gedicht des Vormärz, das sich gegen den Unterdrückungsmechanismus des Adels und der Monarchie und gegen das Duckmäusertum der Bevölkerung ausspricht.

Nach einem ersten Eindruck könnte das lyrische Ich ein Außenstehender oder jemand aus der Bevölkerung sein, der die Situation beobachtet und kritisch kommentiert. Generell geht es in dem Gedicht darum, die übertriebene Ehrfurcht und Unterwürfigkeit der Deutschen gegenüber ihren Fürsten und deren Beigesellschaft zu kritisieren.

Das lyrische Ich unterstreicht auf sarkastische Weise, wie selbst das schlechteste Pferd oder der ärmlichste Kammerherr des Fürsten von der Bevölkerung bewundert wird und wie die Menschen fast verrückt werden, wenn sie von ihrem Fürsten bemerkt oder gegrüßt werden. Es prangert offensichtlich die bedingungslose Unterordnung und den Mangel an Kritikfähigkeit an, der in seiner Ansicht das Volk auszeichnet.

Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit jeweils acht Versen. Die rhythmische Form erinnert an einen volksliedhaften Ton, der den sarkastischen Unterton unterstützt. Trotz des ernsten Themas ist die Sprache eher leicht und zugänglich. Die vielen Wiederholungen ('Sieht ein Deutscher...') erzeugen einen Schmähgesang-artigen Effekt und unterstreichen die Ironie und den Spott des lyrischen Ichs.

Insgesamt kann man sagen, dass dieses Gedicht eine starke Kritik an der Unterwürfigkeit der Bevölkerung gegenüber den adligen Machthabern in Deutschland zu Fallerslebens Zeit darstellt. Es ruft dazu auf, nicht blind den Adeligen oder Monarchen zu folgen, sondern kritisch zu bleiben und eigene Entscheidungen zu treffen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Kriech Du und der Teufel“ ist August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Im Jahr 1798 wurde Hoffmann von Fallersleben in Fallersleben bei Wolfsburg geboren. Im Zeitraum zwischen 1814 und 1874 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Junges Deutschland & Vormärz zu. Hoffmann von Fallersleben ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 152 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 32 Versen. Weitere Werke des Dichters August Heinrich Hoffmann von Fallersleben sind „Das Osterei“, „Das alte Jahr vergangen ist“ und „Die wilden Gänse“. Zum Autor des Gedichtes „Kriech Du und der Teufel“ haben wir auf abi-pur.de weitere 201 Gedichte veröffentlicht.

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