Berge, Meer und Ebene von Joachim Ringelnatz

1	Die zwischen Bergen hausen:
2	Sie sehnen sich, wenn sie draußen
3	Sind, nach dem engen Glück
4	Ihrer Berge Schoß wehen Herzens zurück.
5	Es stehen im steten Verkehr
6	Mit der Welt die Leute, die am Meer
7	Leben; ihre Sehnsucht ist Reise,
8	Die zurückführt in weitem Kreise.
9	Die Menschen der Ebene lassen den Blick
10	Nach allen Richtungen weiden.
11	Sie untersuchen das Weltgeschick
12	Zentral bescheiden.
13	Aus Bergen, Flüssen und flachem Land
14	Macht gleiche Sprache ein Vaterland.

Details zum Gedicht „Berge, Meer und Ebene“

Gedicht-Analyse

Dieses Gedicht wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten, der von 1883 bis 1934 lebte. Ringelnatz ist insbesondere bekannt für seine humoristischen und satirischen Werke. Die zeitliche Einordnung des Gedichts „Berge, Meer und Ebene“ ist schwer zu bestimmen, da nicht bekannt ist, wann genau es entstand. Es ist jedoch anzunehmen, dass es während Ringelnatz' Schaffensperiode im frühen 20. Jahrhundert geschrieben wurde.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht wie eine einfache Beschreibung von Landschaften und ihren Bewohnern. Doch bei näherem Hinschauen entpuppt es sich als tiefgründige Reflexion über die menschliche Natur und Identität.

Inhaltlich thematisiert das Gedicht die unterschiedlichen Lebensweisen und Sehnsüchte der Menschen, abhängig von ihrem Wohnort – sei es in den Bergen, am Meer oder in der Ebene. Die Menschen in den Bergen scheinen kontemplativ und heimatverbunden zu sein, jene am Meer sind reiselustig und offen gegenüber der Welt, während die Bewohner der Ebene eine ausgewogene, zentrale Perspektive einnehmen. Trotz ihrer Unterschiede teilen sie alle die „gleiche Sprache“, die sie zu einer gemeinsamen Nation vereint.

Das lyrische Ich scheint zu suggerieren, dass trotz der Unterschiede in Lebensstil und Ausrichtung, eine gemeinsame Sprache oder Kultur Menschen zusammenbringt und eine nationale Identität stiftet. Es ist ein Aufruf zur Einheit trotz Diversität.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen, die ersten drei mit je vier Versen und die letzte mit zwei. Die Sprache ist schlicht und unverschnörkelt, was zu Ringelnatz' typischem Stil passt. Sie ist voller Bildsprache, die die Landschaften und die dort lebenden Menschen lebendig und greifbar macht. Das Gedicht folgt keinem strikten Reimschema, was der eher freien und reflektierenden Natur des Inhalts entspricht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Joachim Ringelnatz in „Berge, Meer und Ebene“ auf poetische Weise die Vielfalt menschlicher Erfahrungen und Perspektiven einfängt, aber auch die verbindende Kraft von Kultur und Sprache betont. Es ist ein aufrichtiger und eindringlicher Hinweis auf die Einheit in der Vielfalt, der heute noch genauso relevant ist wie zur Zeit seiner Entstehung.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Berge, Meer und Ebene“ ist Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. 1934 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 72 Worte. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“. Zum Autor des Gedichtes „Berge, Meer und Ebene“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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