Auf den Tod der Luise Scheidegger (1866) von Gottfried Keller

Du solltest ruhen und ich störe dich,
Ich störe deine Ruhe, süsse Tote,
Ich wecke dich im kühlen Morgenrote
Und wecke dich, wenn Schlaf die Welt beschlich.
 
Die in der Morgenfrüh in leisen Schuhen
Die Ruh gesucht und mir die Unruh gab,
Nicht eine Feste ist dein zartes Grab,
Drin du geborgen kannst und sicher ruhen!
 
Entschwundnes Gut, o Herz voll seltner Güte,
10 
Steh auf und schüttle nur dein nasses Haar!
11 
Tu auf die lieben Äuglein treu und klar,
12 
Gebrochen in des Lenzes reinster Blüte!
 
13 
Du musst mit meinem Grame schmerzlich kosen,
14 
Solang er wacht, das ist die meiste Zeit!
15 
Erst wenn der Tod mir selber Ruh verleiht,
16 
Magst kehren du, zu ruhn im Wesenlosen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Auf den Tod der Luise Scheidegger (1866)“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
115
Entstehungsjahr
1819 - 1890
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht wurde von Gottfried Keller verfasst, einem Schweizer Dichter und Schriftsteller, der von 1819 bis 1890 lebte. Geschrieben wurde das Gedicht „Auf den Tod der Luise Scheidegger“ im Jahr 1866.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht sehr melancholisch und trauernd. Der lyrische Sprecher scheint eine tiefe Trauer und eine Art Schuldgefühl gegenüber dem Tod eines geliebten Menschen zu empfinden, den er durch seine anhaltende Trauer stört.

Im Grunde genommen spricht das lyrische Ich in diesem Gedicht zu einer verstorbenen Person, vermutlich einer Frau namens Luise Scheidegger. Es drückt seine anhaltende Trauer und das Gefühl des Verlusts aus. Das lyrische Ich stört die Ruhe der Verstorbenen, indem es sie sowohl morgens als auch nachts weckt und daher nicht in Frieden lassen kann. Er nimmt die Unruhe auf sich und lässt Luise nicht in Ruhe. In der dritten Strophe weckt er sie auf und bringt die Schönheit und Reinheit, die sie im Leben hatte, in Erinnerung. Im letzten Vers bittet der Sprecher sie, mit seinem Kummer zu teilen, bis auch er stirbt und sie beide in der Nicht-Existenz ruhen können.

Die Form des Gedichtes ist in vier Strophen unterteilt, jede davon hat vier Verse. Die Sprache des Gedichts ist in einer sehr bildhaften und poetischen Art und Weise verfasst, mit starken Anspielungen auf Tod und Trauer. Zudem gebraucht Keller sehr emotionale Worte und Wendungen, die die Intensität der Gefühle des lyrischen Ichs erfahrbar machen. Auch die Metaphern, wie zum Beispiel „herzvoll seltner Güte“ oder „Schlaf die Welt beschlich“, dienen dazu, den Ausdruck der Trauer und der emotionalen Qual zu intensivieren.

Zusammenfassend wirkt das Gedicht als sehr berührendes Stück, das den Schmerz und das Leiden des lyrischen Ichs nach dem Verlust eines geliebten Menschen vermittelt. Es ist ein Ausdruck tiefster Trauer und Verzweiflung und bietet gleichzeitig einen ergreifenden Einblick in den Umgang mit Tod und Trauer.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Auf den Tod der Luise Scheidegger (1866)“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Gottfried Keller. Geboren wurde Keller im Jahr 1819 in Zürich. Im Zeitraum zwischen 1835 und 1890 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Realismus zu. Bei dem Schriftsteller Keller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 115 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „Herbstnacht“, „Herbstlied“ und „Die Zeit geht nicht“ sind weitere Werke des Autors Gottfried Keller. Zum Autor des Gedichtes „Auf den Tod der Luise Scheidegger (1866)“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 48 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Gottfried Keller

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Gottfried Keller und seinem Gedicht „Auf den Tod der Luise Scheidegger (1866)“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Gottfried Keller (Infos zum Autor)

Zum Autor Gottfried Keller sind auf abi-pur.de 48 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.