Die Entschwundene von Gottfried Keller
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Es war ein heitres goldnes Jahr, |
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Nun rauscht das Laub im Sande, |
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Und als es noch im Knospen war, |
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Da ging sie noch im Lande. |
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Besehen hat sie Berg und Tal |
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Und unsrer Ströme Wallen; |
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Es hat im jungen Sonnenstrahl |
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Ihr alles wohlgefallen. |
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Ich weiss in meinem Vaterland |
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Noch manchen Berg, o Liebe, |
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Noch manches Tal, das Hand in Hand |
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Uns zu durchwandern bliebe. |
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Noch manches schöne Tal kenn ich |
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Voll dunkelgrüner Eichen; |
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O fernes Herz, besinne dich |
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Und gib ein leises Zeichen! |
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Da eilte sie voll Freundlichkeit, |
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Die Heimat zu erlangen |
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Doch irrend ist sie allzuweit |
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Und aus der Welt gegangen. |
Details zum Gedicht „Die Entschwundene“
Gottfried Keller
5
20
102
1819 - 1890
Realismus
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht wurde von Gottfried Keller geschrieben, einem Schweizer Dichter und Schriftsteller des Realismus im 19. Jahrhundert.
Beim ersten Lesen des Gedichtes erweckt es einen nostalgischen und sehnsüchtigen Eindruck. Es baut eine melancholische Stimmung auf, die von Trauer und Verlust geprägt ist.
Inhaltlich beschäftigt sich das Gedicht in einer sehr bildhaften Sprache mit Erinnerungen an eine vergangene Zeit und eine verlorene Geliebte. Das lyrische Ich erinnert sich an gemeinsame Zeiten, als beide noch zusammen waren und die Welt gemeinsam erkundet haben. Das Gedicht macht auch deutlich, dass die Geliebte verloren gegangen ist, und lässt offen, ob es sich um einen Tod oder eine Trennung handelt. Das lyrische Ich drückt dabei seine Trauer und Sehnsucht aus und wünscht sich, dass die Geliebte ein Zeichen gibt und zu ihm zurückkehrt.
Formal besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit jeweils vier Versen. Die vierte Zeile jeder Strophe ist dabei oft ein entscheidender Wendepunkt und trägt zur Entwicklung des Gedankengangs bei. Sprachlich auffällig sind die zahlreichen Naturmetaphern, die Keller nutzt, um Emotionen auszudrücken und seine Sehnsucht nach der Verlorenen zu veranschaulichen - von einem „goldnen Jahr“ bis hin zu „dunkelgrünen Eichen“. Auch der wiederholte Gebrauch der Anrede „o Liebe“ in der direkten Ansprache an die Abwesende betont das emotionale Gewicht der Verlustsituation.
Insgesamt zeichnet sich das Gedicht durch seine tiefe Melancholie und emotional aufgeladene Sprache aus, die Sinnbilder für die Sehnsucht nach der vergangenen Liebe sind.
Weitere Informationen
Gottfried Keller ist der Autor des Gedichtes „Die Entschwundene“. Keller wurde im Jahr 1819 in Zürich geboren. Im Zeitraum zwischen 1835 und 1890 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Der Schriftsteller Keller ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 102 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Der Dichter Gottfried Keller ist auch der Autor für Gedichte wie „Land im Herbste“, „Herbstnacht“ und „Herbstlied“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Die Entschwundene“ weitere 48 Gedichte vor.
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Zum Autor Gottfried Keller sind auf abi-pur.de 48 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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