Der Wechsel menschlicher Plagen von Quirinus Kuhlmann

Auf Nacht, Dunst, Schlacht, Frost, Wind, See, Hitz,
Süd, Ost, West, Nord, Sonn, Feur und Plagen.
Folgt Tag, Glanz, Blut, Schnee, Still, Land, Blitz,
Wärm, Hitz, Lust, Kält, Licht, Brand und Not:
Auf Leid, Pein, Schmach, Angst, Krieg, Ach, Kreuz,
Streit, Hohn, Schmerz, Qual, Tück, Schimpf als Spott
Will Freud, Zier, Ehr, Trost, Sieg, Rat, Nutz,
Fried, Lohn, Scherz, Ruh, Glück, Glimpf stets tagen.
Der Mond, Gunst, Rauch, Gems, Fisch, Gold, Perl,
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Baum, Flamm, Storch, Frosch, Lamm, Ochs und Magen
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Liebt Schein, Stroh, Dampf, Berg, Flut, Glut, Schaum,
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Frucht, Asch, Dach, Teich, Feld, Wies und Brot:
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Der Schütz, Mensch, Fleiß, Müh, Kunst, Spiel, Schiff,
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Mund, Prinz, Rach, Sorg, Geiz, Treu und Gott
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Sucht's Ziel, Schlaf, Preis, Lob, Gunst, Zank, Port,
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Kuß, Thron, Mord, Sarg, Geld, Hold, Danksagen.
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Was gut, stark, schwer, recht, lang, groß, weiß,
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Eins, ja, Luft, Feur, hoch, weit genennt,
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Pflegt bös, schwach, leicht, krumm, breit, klein, schwarz,
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Drei, neun, Erd, Flut, tief, nah zu meiden.
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Auch Mut, Lieb, Klug, Witz, Geist, Seel, Freund,
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Lust, Zier, Ruhm, Fried, Scherz, Lob muß scheiden,
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Wo Furcht, Haß, Trug, Wein, Fleisch, Leib, Feind,
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Weh, Schmach, Angst, Streit, Schmerz, Hohn schon rennt.
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Alles wechselt, alles liebt,
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Alles scheinet was zu hassen:
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Wer aus diesem nach wird denken,
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Muß der Menschen Weisheit fassen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26 KB)

Details zum Gedicht „Der Wechsel menschlicher Plagen“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
210
Entstehungsjahr
1651 - 1689
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Der Wechsel menschlicher Plagen“ wurde von Quirinus Kuhlmann verfasst, welcher im 17. Jahrhundert gelebt und geschrieben hat.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht in einer Art strukturierten, rhythmischen Form geschrieben ist, die eine Art Muster erschafft. Es werden jeweils Gruppen von Wörtern aufgezählt, die oftmals Gegensätze darstellen.

Im wesentlichen zeichnet das lyrische Ich, eine Collage von menschlichen Zuständen, Besitztümer und Eigenschaften auf, alles ineinander greifend, stetig im Wandel und im Konflikt mit seinem Gegensatz - auf Leid folgt Freude, auf Krieg folgt Frieden, und so weiter. Es scheint als wolle das lyrische Ich aufzeigen, dass im Leben alles in stetem Wandel ist, dass auf alles Gute auch etwas Schlechtes folgen kann und umgekehrt. Sieht man detaillierter hin, verweist das lyrische Ich darauf, dass man diese stetigen Wechsel und Dualitäten im Leben akzeptieren muss, um die Weisheit des Lebens zu verstehen.

Formal ist das Gedicht in einzelne Verse gegliedert, die wiederum in Strophen eingeteilt sind. Jeder Vers enthält eine Aufzählung verschiedener Wörter ohne Verben, was eine bestimmte Stimmung von gleichförmiger Aufzählung erzeugt, aber auch den Vorteil hat, daß man das Gedicht in verschiedene Richtungen interpretieren kann.

Die Sprache des Gedichts ist recht einfach und schnörkellos, da es hauptsächlich aus Substantiven besteht und ohne viele Adjektive oder Adverbien auskommt. Dadurch wirkt das Gedicht sehr direkt und konzentriert sich auf das Wesentliche. Gleichzeitig erzeugt diese Form eine Art Rhythmus, der fast wie ein Puls wirkt und das Thema des ständigen Wechsels unterstreicht.

Insgesamt kann man sagen, dass „Der Wechsel menschlicher Plagen“ von Quirinus Kuhlmann ein Gedicht ist, das die ständigen Wechsel und Gegensätze im Leben thematisiert und die Leser dazu auffordert, diese als Teil des Lebens zu akzeptieren und daraus Weisheit zu schöpfen. Es verbindet auf kunstvolle Weise Form und Inhalt, um diese Botschaft zu vermitteln.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Der Wechsel menschlicher Plagen“ ist Quirinus Kuhlmann. Geboren wurde Kuhlmann im Jahr 1651 in Breslau. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1667 und 1689. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Barock zugeordnet werden. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 210 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 28 Versen. Zum Autor des Gedichtes „Der Wechsel menschlicher Plagen“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de keine weiteren Gedichte vor.

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