Ich von Gotthold Ephraim Lessing

Die Ehre hat mich nie gesucht;
sie hätte mich auch nie gefunden.
Wählt man, in zugezählten Stunden,
ein prächtig Feierkleid zur Flucht?
 
Auch Schätze hab ich nie begehrt.
Was hilft es sie auf kurzen Wegen
für Diebe mehr als sich zu hegen,
wo man das wenigste verzehrt?
 
Wie lange währt's, so bin ich hin,
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und einer Nachwelt untern Füßen?
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Was braucht sie wen sie tritt zu wissen?
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Weiß ich nur, wer ich bin.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Ich“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
73
Entstehungsjahr
1729 - 1781
Epoche
Aufklärung

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ich“ wurde von Gotthold Ephraim Lessing, einem der wichtigsten Vertreter der deutschen Aufklärung, geschrieben. Lessing lebte von 1729 bis 1781, und obwohl der genaue Entstehungszeitpunkt des Gedichts nicht bekannt ist, kann man davon ausgehen, dass es in diesem Lebenszeitraum verfasst wurde.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht sehr reflektiert und nachdenklich. Das lyrische Ich erzählt von seiner Einstellung zu materiellen Besitztümern und Gesellschaftlichem Ansehen. Es lehnt Ruhm ab und begehrt auch keine Schätze, stattdessen setzt es den Fokus auf das eigene Selbst und das Verständnis dieses Selbst. Das lyrische Ich drückt aus, dass die Gedanken auf Materielles und Äußerliches vergänglich und unbedeutend gegenüber der Auseinandersetzung mit dem eigenen Inneren sind.

In der ersten Strophe geht es um Ruhm und Ansehen, in der zweiten um materiellen Reichtum und in der dritten um die Vergänglichkeit des Lebens und die Bedeutung der Selbsterkenntnis. Die Frage „Weiß ich nur, wer ich bin.“ stellt die zentrale Aussage des Gedichts dar. Sie drückt das Streben nach Selbstkenntnis und Authentizität des lyrischen Ichs aus.

Das Gedicht hat eine klare und strukturierte Form mit drei Strophen zu je vier Versen. Lessings Sprache ist schlicht und leicht verständlich, was typisch für die Dichtung der Aufklärung ist. Gleichzeitig beinhaltet sie eine tiefe und philosophische Botschaft. Die Fragen, die das lyrische Ich im Gedicht stellt, weisen auf das Infragestellen von gesellschaftlichen Normen und Werten hin, was auch eine zentrale Eigenschaft der Aufklärung ist. Zusammengefasst legt das Gedicht den Fokus auf das Individuum und seine persönliche Auseinandersetzung mit dem Leben, statt auf äußere Erfolge und Ansehen. Dies spiegelt Lessings aufklärerische Überzeugung wider, dass wahres Glück und Erkenntnis nur durch Selbsterfahrung und nicht durch äußere Güter erreicht werden können.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ich“ des Autors Gotthold Ephraim Lessing. Der Autor Gotthold Ephraim Lessing wurde 1729 in Kamenz (Sachsen) geboren. Zwischen den Jahren 1745 und 1781 ist das Gedicht entstanden. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Aufklärung zugeordnet werden. Lessing ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 73 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „An einen Autor“, „Auf Frau Trix“ und „Auf Muffeln“ sind weitere Werke des Autors Gotthold Ephraim Lessing. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ich“ weitere 37 Gedichte vor.

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