Chor der Toten von Conrad Ferdinand Meyer

Wir Toten, wir Toten sind größere Heere
Als ihr auf der Erde, als ihr auf dem Meere!
Wir pflügten das Feld mit geduldigen Taten,
Ihr schwinget die Sicheln und schneidet die Saaten,
Und was wir vollendet und was wir begonnen,
Das füllt noch dort oben die rauschenden Bronnen,
Und all unser Lieben und Hassen und Hadern,
Das klopft noch dort oben in sterblichen Adern,
Und was wir an gültigen Sätzen gefunden,
10 
Dran bleibt aller irdische Wandel gebunden,
11 
Und unsere Töne, Gebilde, Gedichte
12 
Erkämpfen den Lorbeer im strahlenden Lichte,
13 
Wir suchen noch immer die menschlichen Ziele
14 
Drum ehret und opfert! Denn unser sind viele!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Chor der Toten“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
103
Entstehungsjahr
1825 - 1898
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Chor der Toten“ stammt von Conrad Ferdinand Meyer, der von 1825 bis 1898 lebte. Er ist einer der bekanntesten Vertreter der deutschsprachigen Dichtung des 19. Jahrhunderts und fällt in die Zeit des Realismus.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht eindringlich, vielleicht sogar ein wenig bedrückend oder beunruhigend. Der Titel „Chor der Toten“ erzeugt eine düstere Atmosphäre, die sich auch in den beschworenen Bildern fortsetzt.

Im Gedicht spricht der Chor der Toten und stellt dar, was ihr Leben und ihr Wirken ausgemacht hat. Nachdem sie ihre Rolle in der Welt gespielt haben, heben sie ihre bleibenden Errungenschaften und den anhaltenden Einfluss auf die Welt der Lebenden hervor. Sie betonen dabei ihre Überzahl gegenüber den Lebenden und wie ihre Taten und Entscheidungen weiterhin das irdische Geschehen prägen. Auch ihre Kunst, ihre Worte und ihr Gedankengut haben Bestand und Wirkung.

Die Toten treten mithin als kollektives lyrisches Ich auf, das zur Würdigung und zum Respekt gegenüber ihren Leistungen und ihrem Weiterleben in der Welt auffordert. Sie verdeutlichen auch, dass sie trotz ihres Todes weiterhin nach menschlichen Zielen suchen, was ein Zeichen ihrer anhaltenden Menschlichkeit ist.

Die formalen Aspekte des Gedichts sind geradlinig: alle Verse sind siebenhebig, also aus sieben Metren bestehend, und es wird durchgängig das Versmaß des Trochäus verwendet. Der Reim ist durchgehend männlich und kreuzweise. Die Sprache des Gedichts ist ernst und pathetisch, geprägt von hohen Symbolen und bildhafter Darstellung.

Das Gedicht stellt eine Überlegung zur Vergänglichkeit und zum Weiterleben nach dem Tod dar, aber auch zu den Spuren, die Menschen im Leben hinterlassen. Es verkörpert eine gewisse Aufforderung zur Anerkennung und Wertschätzung der Taten und Leistungen der Toten und zur Reflexion über unser eigenes Handeln und unsere eigene Sterblichkeit.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Chor der Toten“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Conrad Ferdinand Meyer. 1825 wurde Meyer in Zürich geboren. In der Zeit von 1841 bis 1898 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Realismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Meyer handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 103 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe. Die Gedichte „Der Ritt in den Tod“, „Der römische Brunnen“ und „Die Füße im Feuer“ sind weitere Werke des Autors Conrad Ferdinand Meyer. Zum Autor des Gedichtes „Chor der Toten“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 80 Gedichte vor.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Conrad Ferdinand Meyer

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Conrad Ferdinand Meyer und seinem Gedicht „Chor der Toten“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Conrad Ferdinand Meyer (Infos zum Autor)

Zum Autor Conrad Ferdinand Meyer sind auf abi-pur.de 80 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.