Bekenntniß von Theodor Fontane
1 |
Ich bin ein unglückselig Rohr: |
2 |
Gefühle und Gedanken |
3 |
Seh rechts und links, zurück und vor, |
4 |
In jedem Wind, ich schwanken. |
5 |
Bald ist’s im Herzen kirchenstill, |
6 |
Bald schäumt’s wie Saft der Reben, |
7 |
Ich weiß nicht, was ich soll und will; – |
8 |
Es ist ein kläglich Leben! |
|
|
9 |
Da liegt nichts zwischen Sein und Tod, |
10 |
Was ich nicht schon erflehte: |
11 |
Heut bitt’ ich um des Glaubens Brod, |
12 |
Daß morgen ich’s zertrete; |
13 |
Was heut ich segne, segn’ ich nicht, |
14 |
Ich werde sein Verflucher, |
15 |
Nach Wahrheit ring’ ich und nach Licht, |
16 |
Und schelt es dann – Versucher. |
|
|
17 |
Dich ruf’ ich, der das Kleinste Du, |
18 |
In Deinen Schutz genommen, |
19 |
Gönn meinem Herzen Halt und Ruh, |
20 |
Gott, laß mich nicht verkommen; |
21 |
Leih mir die Kraft, die mir gebricht, |
22 |
Nimm weg, was mich verwirret, |
23 |
Sonst lösch es aus dies Flackerlicht, |
24 |
Das über Sümpfe irret! |
Details zum Gedicht „Bekenntniß“
Theodor Fontane
3
24
137
1851
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Bekenntnis“ wurde von Theodor Fontane geschrieben, einem bedeutenden deutschen Dichter und Schriftsteller der realistischen Literatur des 19. Jahrhunderts.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht tiefgründig und melancholisch, es reflektiert Selbsterkenntnis und innere Konflikte. Es handelt von emotionaler Unstimmigkeit, Unsicherheit und einem aufrichtigen Wunsch nach göttlicher Führung und innerer Stabilität.
In der ersten Strophe sehen wir das lyrische Ich verzweifelt umherirren und seine inneren Unstimmigkeiten beschreiben. Es ist hin- und hergerissen, weiß nicht, was es will und fühlt sich unglücklich und unruhig. Die zweite Strophe beschreibt die innere Ambivalenz des lyrischen Ichs, das Streben nach Wahrheit und Licht und gleichzeitig die Ablehnung desselben. Es spricht von der Zerissenheit zwischen Glauben und Zweifel. In der dritten Strophe bittet das lyrische Ich Gott um Hilfe, um das, was es verwirrt, zu entfernen und ihm Kraft zu geben. Es drückt den Wunsch aus, nicht mehr umherschweifen zu müssen, aber auch die Bereitschaft, sein unstetes Licht auszulöschen, wenn keine Verbesserung eintritt.
Das Gedicht ist in drei Strophen mit jeweils acht Versen unterteilt, ein übliches Schema für viele von Fontanes Gedichten. Die Sprache ist einfach, aber gleichzeitig reich an metaphorischen Bildern. Die Verse folgen keinem strengen Reim-, Rhythmus- oder Metrumschema, was ebenfalls typisch ist für Fontanes Stil. Die Verwendung von Gegensätzen und symbolischen Bildern wie „Unglückseliges Rohr“, „Kirchenstill“, „Schäumender Saft der Reben“, „Flackerlicht“ und „Sümpfe“ drücken die innere Zerrissenheit und das Gefühl der Orientierungslosigkeit des lyrischen Ichs aus. Trotz der dunklen Stimmung und der offensichtlichen Frustration und Verzweiflung gibt das Gedicht einen Einblick in die tief verwurzelte menschliche Sehnsucht nach Orientierung, Sinn und innerem Frieden.
Weitere Informationen
Der Autor des Gedichtes „Bekenntniß“ ist Theodor Fontane. Der Autor Theodor Fontane wurde 1819 in Neuruppin geboren. Im Jahr 1851 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Realismus zuordnen. Fontane ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 137 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Der Dichter Theodor Fontane ist auch der Autor für Gedichte wie „Aber es bleibt auf dem alten Fleck“, „Afrikareisender“ und „Alles still!“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Bekenntniß“ weitere 214 Gedichte vor.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Theodor Fontane
Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Theodor Fontane und seinem Gedicht „Bekenntniß“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.
- Fontane, Theodor - Unsere lyrische und epische Poesie seit 1848 (Aufsatz)
- Fontane, Theodor - Archibald Douglas
- Fontane, Theodor - Irrungen, Wirrungen (Analyse Kapitel 4)
- Fontane, Theodor - Effi Briest (Lektüreauftrag)
- Fontane, Theodor - Effi Briest (Übung Kreatives Schreiben)
Weitere Gedichte des Autors Theodor Fontane (Infos zum Autor)
- Aber es bleibt auf dem alten Fleck
- Afrikareisender
- Alles still!
- Am Jahrestag
- An Bettina
- An Emilie
- An Lischen
- An Marie
- An meinem Fünfundsiebzigsten
- Auf der Treppe von Sanssouci
Zum Autor Theodor Fontane sind auf abi-pur.de 214 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt