Zäzilie von Christian Morgenstern

Zäzilie soll die Fenster putzen,
sich selbst zum Gram, jedoch dem Haus zum Nutzen.
 
"Durch meine Fenster muß man," spricht die Frau,
"so durchsehn können, daß man nicht genau,
erkennen kann, ob dieser Fenster Glas
Glas oder bloße Luft ist. Merk dir das."
Zäzilie ringt mit allen Menschen-Waffen ...
Doch Ähnlichkeit mit Luft ist nicht zu schaffen.
Zuletzt ermannt sie sich mit einem Schrei
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und schlägt die Fenster allesamt entzwei!
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Dann säubert sie die Rahmen von den Resten,
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und ohne Zweifel ist es so am besten.
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Sogar die Dame spricht zunächst verdutzt:
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"So hat Zäzilie ja noch nie geputzt"
 
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Doch alsobald ersieht man, was geschehn,
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und sagt einstimmig: "Diese Magd muß gehn!"
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Zäzilie“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
111
Entstehungsjahr
1871 - 1914
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Zäzilie“ und stammt von Christian Morgenstern. Der Autor lebte von 1871 bis 1914 und war ein bedeutender deutscher Dichter, der besonders in der literarischen Epoche des Symbolismus hervortrat.

Beim ersten Lesen fällt die humorvolle und kritische Erzählweise auf. Die Geschichte wirkt anekdotisch und hebt das Spannungsverhältnis zwischen den hohen Ansprüchen der Adeligen und der Dienerschaft hervor.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einem Mädchen namens Zäzilie, das vom Dienst in einem reichen Haushalt erzählt wird. Die subtile Ironie beginnt bereits in der ersten Strophe, in der Zäzilie beauftragt wird, die Fenster des Hauses zu putzen - „sich selbst zum Gram, jedoch dem Haus zum Nutzen“. In der zweiten Strophe wird Zäzilie von der Hausdame beauftragt, die Fenster so zu putzen, dass sie wie Luft aussehen. Trotz aller Bemühungen kann Zäzilie dieses nahezu unmögliche Ziel nicht erreichen. In ihrer Verzweiflung zerbricht sie alle Fenster, was zunächst zu einer Verblüffung bei der Hausdame führt. Im letzten Teil des Gedichts wird Zäzilie letztendlich entlassen.

Die Aussage des lyrischen Ichs dreht sich um die Unzulänglichkeit und den Druck, den die Oberschicht auf die Unterschicht ausübt. Es kritisiert die unerfüllbaren Anforderungen, die an das Dienstmädchen gestellt werden und zeigt die resultierende Verzweiflung und Rebellion auf.

Formal betrachtet besteht das Gedicht aus drei Strophen, mit insgesamt 16 Versen. Die erste und die dritte Strophe bestehen aus zwei Versen, während die zweite Strophe zwölf Verse umfasst. Die Sprache ist einfach und direkt, mit einem ironischen Unterton. Die Verse sind regelmäßig und folgen einem gereimten Muster, was das Erzähltempo erhöht und die komische Wirkung unterstreicht.

Insgesamt nutzt Morgenstern das Gedicht „Zäzilie“ also, um Klassenunterschiede und die unfairen Erwartungen der Oberschicht an die Arbeiterklasse zu thematisieren und zu kritisieren, indem er es auf eine humorvolle und ironische Weise darstellt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Zäzilie“ ist Christian Morgenstern. Der Autor Christian Morgenstern wurde 1871 in München geboren. Zwischen den Jahren 1887 und 1914 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Bei Morgenstern handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 111 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Der Dichter Christian Morgenstern ist auch der Autor für Gedichte wie „Brief einer Klabauterfrau“, „Brüder!“ und „Bundeslied der Galgenbrüder“. Zum Autor des Gedichtes „Zäzilie“ haben wir auf abi-pur.de weitere 189 Gedichte veröffentlicht.

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