Beinchen von Joachim Ringelnatz

Beinchen wollen stehen.
Beinchen wollen gehen,
Sich im Tanze drehen.
Beinchen wollen ruhn.
Beinchen wollen spreizen,
Wollen ihren Reizen
Jegliche Gelegenheit
Geben. Haben jederzeit
Muskulös zu tun.
 
10 
Beine dick und so und so,
11 
Beine dünn wie Stange.
12 
Alle Beine sind doch froh.
 
13 
Arme, arme Schlange!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.7 KB)

Details zum Gedicht „Beinchen“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
13
Anzahl Wörter
45
Entstehungsjahr
1933
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Beinchen“ stammt aus der Feder von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der in der Zeit von 1883 bis 1934 lebte. Sein Werk wird oft der literarischen Strömung der Neuen Sachlichkeit zugeordnet, einer Bewegung der Zwischenkriegszeit, die sich durch eine sachliche, realistische und teilweise lakonische Darstellung des Alltäglichen auszeichnet.

Ein erster Eindruck des Gedichtes lässt auf einen humorvollen, leichten Umgang mit dem Thema schließen. Ringelnatz nimmt auf spielerische Weise das alltägliche Phänomen der menschlichen Bewegung, insbesondere die Funktion der Beine, unter die Lupe. Er charakterisiert die Beine als aktiv, verspielt und unablässig, verbalisiert ihre verschiedenen Funktionen und Bewegungen wie Stehen, Gehen, Tanzen, Ruhen und sogar Verführen.

Die Personifizierung der Beine lässt sie fast wie eigenständige Wesen wirken, die immer „muskulös zu tun“ haben. Mit Sprachwitz beobachtet Ringelnatz auch, dass es Beine von verschiedenster Gestalt gibt, „Beine dick und so und so, / Beine dünn wie Stange.“ Trotz ihrer Unterschiede, meint er, seien alle Beine froh. Das Gedicht endet mit einer Bemerkung über die „arme, arme Schlange“, ein Tier, das keine Beine hat, was den humorvollen, leicht absurden Ton des Textes unterstreicht.

Hinsichtlich der Form sind die drei Strophen von ungleicher Länge, was eine gewisse Asymmetrie erzeugt und dabei eventuell den ungeordneten, bewegten Charakter der Beine widerspiegelt. In Bezug auf die Sprachwahl lässt sich anmerken, dass Ringelnatz einfache, alltagsnahe Worte verwendet, die eine direkte, klare und lebhafte poetische Darstellung ermöglichen. Gleichzeitig sind Anspielungen und Wortspiele, typisch für Ringelnatz, eingearbeitet, die dem Gedicht eine zusätzliche Dimension verleihen und die Gesamtwirkung von Leichtigkeit und ironischer Distanz stärken. Die simplen Halbreime fußen auf der Wiederholung des Wortes „Beinchen/Beine“ und verleihen dem Gedicht einen munteren, volksliedhaften Rhythmus.

Zusammenfassend handelt es sich bei „Beinchen“ um ein höchst humorvolles und munteres Gedicht, das mit Leichtigkeit und Witz die menschliche Bewegung und den Körper insgesamt feiert.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Beinchen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. 1933 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 45 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 13 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abgesehen von der Profitlüge“, „Abglanz“ und „Abschied von Renée“. Zum Autor des Gedichtes „Beinchen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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