Entgegenkommen von Heinrich Heine

Die ewig Unentwegten und Naiven
Ertragen freilich unsre Zweifel nicht.
Flach sei die Welt, erklären sie uns schlicht,
und Faselei die Sage von den Tiefen.
 
Denn sollt es wirklich andre Dimensionen
Als die zwei guten, altvertrauten geben,
Wie könnte da ein Mensch noch sicher wohnen,
Wie könnte da ein Mensch noch sorglos leben?
 
Um also einen Frieden zu erreichen,
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So laßt uns eine Dimension denn streichen!
 
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Denn sind die Unentwegten ehrlich,
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Und ist das Tiefensehen so gefährlich,
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Dann ist die dritte Dimension entbehrlich.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Entgegenkommen“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
13
Anzahl Wörter
83
Entstehungsjahr
1797 - 1856
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Entgegenkommen“ stammt von dem Dichter Heinrich Heine, der von 1797 bis 1856 lebte. Damit lässt es sich zeitlich in das 19. Jahrhundert, speziell in die Epoche der Romantik einordnen – eine Zeit, in der es in der Literatur stark um Emotionen, Individualität und Unabhängigkeit ging.

Auf den ersten Eindruck hin thematisiert das Gedicht einen zwischenmenschlichen Konflikt. Jeder Mensch nimmt die Welt auf seine Weise wahr und hat seine eigenen Überzeugungen.

Inhaltlich thematisiert das Gedicht die Konfrontation zwischen zwei Gruppen von Menschen: den langlebigen und naiven Charakteren, die fest in ihren Überzeugungen verankert sind und wenig Raum für Zweifel oder andere Perspektiven lassen. Sie glauben an eine flache Welt, also an eine simple, eher oberflächliche Perspektive. Auf der anderen Seite stehen die Charaktere, die an „andere Dimensionen“ glauben, also an die Möglichkeit einer tieferen, komplexeren Sicht auf die Welt. Das lyrische Ich stellt die Frage, wie wir ein sorgloses Leben führen können, wenn wir diese verschiedenen Perspektiven miteinander in Einklang bringen müssen.

Dabei ist die Vermutung nahe, dass das lyrische Ich eher denjenigen zuneigt, die die Welt tiefgründiger betrachten und hinterfragen. Sein Vorschlag, um einen Frieden zu erreichen, ist das Vereinfachen der Weltansicht, indem „eine Dimension“ gestrichen wird. Somit kritisiert das lyrische Ich die Engstirnigkeit und Unbeweglichkeit von Menschen, die nur ihre eigene Sichtweise gelten lassen.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit jeweils unterschiedlicher Versanzahl (4-4-2-3). Dies unterstreicht das unkonventionelle Thema des Gedichtes: die Konfrontation und Verschmelzung verschiedener Weltansichten. Sprachlich macht Heine Gebrauch von metaphorischer Sprache („Flach sei die Welt...“), was dazu dient, die abstrakte Konzeption von Weltbildern und Perspektiven greifbar zu machen. Durch die Verwendung des Konjunktivs in den letzten Versen („Dann ist die dritte Dimension entbehrlich“) schafft Heine eine Atmosphäre des Zweifels und der Unsicherheit.

Zusammenfassend behandelt Heinrich Heine in „Entgegenkommen“ das Thema der geistigen Offenheit und der Fähigkeit, andere Sichtweisen zu akzeptieren, ohne die eigene innere Sicherheit zu verlieren. Mit seiner kritischen Haltung gegenüber starren Weltbildern liefert das Gedicht einen anhaltenden Appell für geistige Flexibilität und Toleranz.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Entgegenkommen“ ist Heinrich Heine. Der Autor Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf geboren. In der Zeit von 1813 bis 1856 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zuordnen. Bei Heine handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 83 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 13 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Heine sind „Altes Lied“, „Am Golfe von Biskaya“ und „Am Kreuzweg wird begraben“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Entgegenkommen“ weitere 535 Gedichte vor.

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