Bei den Ursulinen von Rainer Maria Rilke

Geh mittags zu den Ursulinen,
wenn man den Armen Speise trug,
da siehst du, wie in müde Mienen
die Not schrieb ihren Namenszug.
 
Da siehst du Stirnen, die schon frühe
des Schmerzes Eisenreif umschloß,
und Wangen, die der Dunst der Brühe
mit falscher Röte übergoß.
 
Du hörst, wie leisem Dankesworte
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sich Fluch bald, bald Gebet gesellt:
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so brandet an der Klosterpforte
12 
das ganze Elend dieser Welt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „Bei den Ursulinen“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
66
Entstehungsjahr
nach 1891
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Bei den Ursulinen“ stammt vom Autor Rainer Maria Rilke, der von 1875 bis 1926 lebte. Dieser Zeitraum liegt in der Epoche der Moderne.

Beim ersten Lesen entsteht der Eindruck einer sozialkritischen Perspektive, die die Ungleichheit und das Leiden in der Gesellschaft thematisiert.

Das Gedicht handelt von einer Beobachtungssituation bei den Ursulinen, einer katholischen Ordensgemeinschaft, die traditionell Armut und Hilfsbedürftigkeit bekämpft. Das lyrische Ich beschreibt, wie mittags den Armen Speise gegeben wird und wirft dabei einen besonders intensiven Blick auf das Elend dieser Menschen („Not“, „müde Mienen“, „Schmerz“, „falsche Röte“). Insbesondere ihre körperlichen und emotionalen Zustände („Stirnen, die schon frühe des Schmerzes Eisenreif umschloss“, „wie leisem Dankesworte sich Fluch bald, bald Gebet gesellt“) zeigen die harte Realität dieser Menschen auf. Das lyrische Ich drückt hierbei eine starke Sozialkritik aus und konzentriert sich auf die Unfairness und Härte des Lebens für diese Menschen.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils vier Versen. Rilke nutzt eine einfache, aber effektive Sprache, um das Leiden und Elend dieser Menschen darzustellen, ohne dabei in Sentimentalität abzugleiten. Die Verwendung von anschaulichen Bildern macht die Darstellung greifbar und bildhaft („Schmerzes Eisenreif“, „der Dunst der Brühe mit falscher Röte übergoß“). Im Hinblick auf die Form und die Sprache nutzt Rilke traditionelle lyrische Mittel, um eine starke Botschaft zu vermitteln, die das Thema der sozialen Gerechtigkeit aufgreift und kritisiert.

Weitere Informationen

Rainer Maria Rilke ist der Autor des Gedichtes „Bei den Ursulinen“. Geboren wurde Rilke im Jahr 1875 in Prag. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1891 und 1926. Der Erscheinungsort ist Frankfurt am Main. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das 66 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Abend“, „Abend“ und „Abend in Skaane“. Zum Autor des Gedichtes „Bei den Ursulinen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.

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