Die deutsche Sprachgesellschaft von Ludwig Uhland

Gelehrte deutsche Männer,
Die deutschen Rede Kenner,
Sie reichen sich die Hand,
Die Sprache zu ergründen,
Zu regeln und zu ründen
In emsigem Verband.
 
Indes nun diese walten,
Bestimmen und gestalten
Der Sprache Form und Zier:
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So schaffe du inwendig
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Thatkräftig und lebendig,
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Gesamtes Volk, an ihr!
 
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Ja, gieb ihr du die Reinheit,
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Die Klarheit und die Feinheit,
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Die aus dem Herzen stammt!
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Gieb ihr den Schwung, die Stärke,
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Die Glut, an der man merke
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Daß sie vom Geiste flammt!
 
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An deiner Sprache rüge
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Du schärfer nichts, denn Lüge,
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Die Wahrheit sei ihr Hort!
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Verpflanz' auf deine Jugend
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Die deutsche Treu' und Tugend
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Zugleich mit deutschem Wort!
 
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Zu buhlerischen Girren
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Laß du ihn niemals kirren,
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Der ernsten Sprache Klang!
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Sie sei dir Wort der Treue,
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Sei Stimme zarter Scheue,
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Sei echter Minne Sang!
 
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Sie diene nie am Hofe
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Als Gauklerin, als Zofe!
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Das Lispeln taugt ich nicht
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Sie töne stolz! Sie weihe
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Sich dahin, wo der Freie
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Für Recht, für Freiheit spricht!
 
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Wenn so der Sprache Mehrung,
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Verbesserung und Klärung
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Bei dir von statten geht,
40 
So wird man sagen müssen,
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Daß, wo sich Deutsche grüßen,
42 
Der Atem Gottes weht.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.7 KB)

Details zum Gedicht „Die deutsche Sprachgesellschaft“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
42
Anzahl Wörter
189
Entstehungsjahr
1787 - 1862
Epoche
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Die deutsche Sprachgesellschaft“ ist verfasst von Ludwig Uhland, einem deutschen Dichter, Literaturwissenschaftler und politischen Schriftsteller, der von 1787 bis 1862 lebte. Das Werk lässt sich damit zeitlich in die Epoche der Romantik einordnen.

Auf den ersten Blick fällt die hohe Wertschätzung und der Respekt für die deutsche Sprache auf, die Uhland in diesem Gedicht zum Ausdruck bringt. Er bezieht sich auf die Möglichkeit, durch Sprache und Worte zu kommunizieren und diese auch zu formen und zu regeln.

Vereinfacht gesagt, spricht das lyrische Ich in Uhlands Gedicht die Gelehrten an, die die deutsche Sprache studieren und verbreiten. Es fordert sie auf, die Sprache zu festigen, zu formen und zu regeln. Gleichzeitig appelliert es an das gesamte Volk, die Sprache aus dem Herzen heraus mit Leben und Tatkraft zu füllen. Die Sprache solle klar, rein und fein sein und stets vom Geist entflammen. Sie solle dazu dienen, die Wahrheit zu sagen und somit als Hort der Wahrheit fungieren. Zugleich verknüpft das lyrische Ich die Sprache mit der deutschen Treue und Tugend und fordert dazu auf, auch diese an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben. Dabei betont es, dass die Sprache niemals zu billigen oder unehrlichen Zwecken missbraucht werden darf. Schließlich fordert das lyrische Ich, dass die deutsche Sprache stolz klinge und immer für Recht und Freiheit spreche.

In Bezug auf die Formalität des Gedichts ist zu bemerken, dass es aus sieben Strophen besteht, die jeweils aus sechs Versen bestehen. Es herrscht also eine strenge Symmetrie, was vermutlich der Idee des Regeln und Formens der Sprache entspricht.

Die Sprache des Gedichts ist dabei klar und direkt, aber zugleich feierlich und emphatisch. Uhland verwendet viele Imperative, um seinen Aufruf zur Pflege und zum Schutz der deutschen Sprache zu unterstreichen. Dabei verwendet Uhland auch Metaphern und symbolträchtige Begriffe, um die Wichtigkeit und Bedeutung der Sprache zu betonen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Uhlands Gedicht „Die deutsche Sprachgesellschaft“ eine hochemotionale und patriotische Hommage an die deutsche Sprache darstellt. Er sieht in der Sprache nicht nur ein Kommunikationsmittel, sondern vielmehr ein Kulturgut, das gepflegt, beschützt und weitergegeben werden muss.

Weitere Informationen

Ludwig Uhland ist der Autor des Gedichtes „Die deutsche Sprachgesellschaft“. Im Jahr 1787 wurde Uhland in Tübingen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1803 und 1862. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Uhland handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche.

Die Romantik ist eine Epoche der Kulturgeschichte, zeitlich anzusiedeln vom späten 18. Jahrhundert bis spät in das 19. Jahrhundert hinein. Auf die Literatur bezogen: von 1795 bis 1848. Sie hatte umfangreiche Auswirkungen auf Literatur, Kunst, Musik und Philosophie jener Zeit. Die Romantik kann in drei Phasen aufgegliedert werden: Frühromantik (bis 1804), Hochromantik (bis 1815) und Spätromantik (bis 1848). Die Welt, die sich durch die einsetzende Verstädterung und Industrialisierung mehr und mehr veränderte, verunsicherte die Menschen. Die Französische Revolution in den Jahren 1789 bis 1799 hatte ebenfalls bedeutende Auswirkungen auf die Romantik. In der Romantik finden sich unterschiedliche charakteristische Motivkreise. Sehnsucht und Liebe (Blaue Blume) oder das Unheimliche (Spiegelmotiv) sind bedeutende Motive. Aber auch politische Motive wie Weltflucht, Nationalismus und Gesellschaftskritik lassen sich aufzeigen. Das Mittelalter gilt bei den Romantikern als Ideal und wird verherrlicht. Übel und Missstände des Mittelalters bleiben unbeachtet. Strebte die Klassik nach harmonischer Vollendung und Klarheit der Gedanken, so ist die Romantik von einer an den Barock erinnernden Maß- und Regellosigkeit geprägt. Die Romantik begreift die schöpferische Phantasie des Künstlers als unbegrenzt. Zwar baut sie dabei auf die Errungenschaften der Klassik auf. Deren Ziele und Regeln möchte sie aber hinter sich lassen.

Das 189 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 42 Versen mit insgesamt 7 Strophen. Der Dichter Ludwig Uhland ist auch der Autor für Gedichte wie „Das alte, gute Recht“, „Am 18. Oktober 1816“ und „Auf den Tod eines Kindes“. Zum Autor des Gedichtes „Die deutsche Sprachgesellschaft“ haben wir auf abi-pur.de weitere 57 Gedichte veröffentlicht.

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