Beherzigung von Johann Wolfgang von Goethe

Ach was soll der Mensch verlangen?
Ist es besser ruhig bleiben?
Klammernd fest sich anzuhangen?
Ist es besser sich zu treiben?
Soll er sich ein Häuschen bauen?
Soll er unter Zelten leben?
Soll er auf die Felsen trauen?
Selbst die festen Felsen beben.
 
Eines schickt sich nicht für alle.
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Sehe jeder wie er’s treibe,
11 
Sehe jeder wo er bleibe,
12 
Und wer steht, daß er nicht falle.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Beherzigung“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
67
Entstehungsjahr
1776–1777
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Beherzigung“ und wurde von Johann Wolfgang von Goethe, einem der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Klassik, verfasst. Goethe lebte von 1749 bis 1832, und so ist dieses Gedicht zeitlich der Epoche der Weimarer Klassik zuzuordnen, die um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert stattfand.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht in der Form von Fragen und dem Aufzeigen perspektivischer Widersprüchlichkeiten als Reflexion über die menschliche Existenz und ihr Handeln. Gleichzeitig scheint Goethe auch Ratschläge für das Leben und den Umgang mit Unsicherheiten zu geben.

Der Inhalt des Gedichts beschäftigt sich mit der Frage, wie der Mensch leben soll und was er verlangen soll. Goethe stellt verschiedene Lebensweisen gegenüber, wie das ruhige Bleiben oder das Getriebensein, das Leben in einem festen Haus oder unter einem Zelt, das Vertrauen auf das feste oder auf das bewegliche. Mit diesen Gegenüberstellungen zeigt Goethe die Unsicherheit und Unbeständigkeit des Lebens auf. In der zweiten Strophe gibt Goethe jedoch einen Hinweis, wie mit dieser Unsicherheit umzugehen ist. Er betont, dass nicht alles für jeden Menschen passt und dass jeder selbst entscheiden sollte, wie er leben will und wo er bleiben will. Goethe warnt davor, still zu stehen und nicht zu fallen.

Die Form des Gedichts ist geprägt von kurzen, klaren Versen und Fragen, die das lyrische Ich an das kollektive „man“ stellt. Durch die Wahl dieser Form betont Goethe das allgemeine, universelle Thema des Gedichts und lädt zum Nachdenken und zur Reflexion ein. Die Sprache ist dabei einfach und direkt, ohne großartige Metaphern oder andere stilistische Mittel. Es zeichnet sich durch einen rhythmischen Fluss und einen unkomplizierten Satzbau aus, der die Verständlichkeit und Zugänglichkeit des Gedichts erhöht.

Zusammenfassend ist das Gedicht „Beherzigung“ von Goethe eine Reflexion über die Existenz des Menschen und die Frage, wie man leben soll. Es betont die Unbeständigkeit und die Widersprüchlichkeiten des Lebens und gibt gleichzeitig den Ratschlag, dass jeder Mensch seinen eigenen Weg finden und gehen sollte. Die einfache Sprache und die klare Form des Gedichts machen es zu einem zugänglichen Nachdenkanstoß für Leser aller Bildungsniveaus.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Beherzigung“ ist Johann Wolfgang von Goethe. Goethe wurde im Jahr 1749 in Frankfurt am Main geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1777 zurück. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei Goethe handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Zwischen den Literaturepochen Empfindsamkeit und Klassik lässt sich in den Jahren zwischen 1765 und 1790 die Strömung Sturm und Drang einordnen. Geniezeit oder zeitgenössische Genieperiode sind häufige Bezeichnungen für diese Literaturepoche. Der Epoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Rebellieren gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Die Autoren der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. In den Dichtungen wurde darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die traditionellen Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Aber dennoch wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Mit seinen beiden bedeutenden Vertretern Goethe und Schiller entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Goethe (geboren am 28. August 1749 in Frankfurt am Main; verstorben am 22. März 1832 in Weimar) ist einer der populärsten Dichter der Weimarer Klassik. 1786 unternahm Goethe eine Italienreise, diese wird als Beginn der Weimarer Klassik angesehen. Das Ende der Literaturepoche ist im Jahr 1832 auszumachen. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind häufig verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. Die Klassik orientiert sich an traditionellen Vorbildern aus der Antike. Sie strebt nach Harmonie ganz im Gegensatz zur Epoche der Aufklärung und des Sturm und Drangs. Ein hohes Sprachniveau ist für die Werke der Klassik charakteristisch. Während man in der Epoche des Sturm und Drangs die natürliche Sprache wiedergeben wollte, stößt man in der Klassik auf eine reglementierte Sprache. Schiller, Goethe, Wieland und Herder bildeten das „Viergestirn“ der Klassik. Es gab natürlich auch noch weitere Autoren, die typische Werke veröffentlichten, doch niemand übertraf die Fülle und die Popularität dieser vier Autoren.

Das 67 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Johann Wolfgang von Goethe ist auch der Autor für Gedichte wie „An den Mond“, „An den Schlaf“ und „An den Selbstherscher“. Zum Autor des Gedichtes „Beherzigung“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1618 Gedichte veröffentlicht.

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