Das Huhn und der Karpfen von Heinrich Seidel

Auf einer Meierei
Da war einmal ein braves Huhn,
Das legte, wie die Hühner thun,
An jedem Tag ein Ei
Und kakelte,
Mirakelte,
Spektakelte,
Als ob's ein Wunder sei!
 
Es war ein Teich dabei,
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Darin ein braver Karpfen sass
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Und stillvergnügt sein Futter frass,
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Der hörte das Geschrei:
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Wie's kakelte,
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Mirakelte,
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Spektakelte,
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Als ob's ein Wunder sei!
 
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Da sprach der Karpfen: "Ei!
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Alljährlich leg' ich 'ne Million
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Und rühm' mich des mit keinem Ton;
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Wenn ich um jedes Ei
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So kakelte,
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Mirakelte,
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Spektakelte
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Was gäb's für ein Geschrei!"
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Das Huhn und der Karpfen“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
88
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Das Huhn und der Karpfen“ stammt aus der Feder von Heinrich Seidel, der von 1842 bis 1906 lebte. Damit könnte man es der Epoche des Realismus in der deutschen Literatur zuordnen.

Beim ersten Eindruck fällt auf, dass es sich um ein humorvolles und anschauliches Tiergedicht handelt, das auch eine lehrhafte Komponente in sich trägt. Der Leser wird sofort in die beschauliche Szenerie eines Bauernhofs mit einer Meierei eingeführt und die Figuren Huhn und Karpfen werden lebendig.

Der Inhalt des Gedichts setzt sich in einfachen Worten mit der Tätigkeit eines Huhns auseinander, das täglich ein Ei legt und dies mit lautem Gekakel und Getue begleitet, als wäre es eine außergewöhnliche Leistung. Daneben frisst ein Karpfen stillvergnügt in einem Teich und hört das Spektakel des Huhns. Der Karpfen bemerkt, dass er jährlich eine Million Eier legt und dies ohne Lärm und Aufsehen. Er stellt sich vor, wie es wäre, wenn er jedes seiner Eier genau so zelebrieren würde wie das Huhn.

Das lyrische Ich scheint durch die Worte des Karpfens eine Botschaft zu senden. Es wirkt so, als ob das Gedicht auf humorvolle Weise dazu auffordert, stille Leistungen zu schätzen und nicht nur die lautstark verkündeten. Es könnte eine Kritik an Selbstbeweihräucherung und Angeberei darstellen, wobei die stillen, konstanten Leistungen nicht vergessen werden sollten.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit je acht Versen. Die Worte „kakelte“, „Mirakelte“ und „Spektakelte“ wiederholen sich in jeder Strophe und verleihen dem Gedicht einen rhythmischen Klang. Die Sprache ist einfach und klar, der Lesefluss wird durch Reime und Wiederholungen unterstützt. Der Einsatz von Tieren als Protagonisten könnte als eine Form der Vermenschlichung (Anthropomorphisierung) gewertet werden, wodurch menschliche Eigenschaften und Verhaltensweisen auf eine leicht verständliche und humorvolle Weise dargestellt werden.

Weitere Informationen

Heinrich Seidel ist der Autor des Gedichtes „Das Huhn und der Karpfen“. Im Jahr 1842 wurde Seidel in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1858 und 1906. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 88 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Seidel sind „Die schönen Bäume“, „Meine Puppe kriegst du nicht!“ und „Hänschen auf der Jagd“. Zum Autor des Gedichtes „Das Huhn und der Karpfen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 216 Gedichte veröffentlicht.

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