Begrüßung eines soeben Gelandeten von Joachim Ringelnatz

Ich wünsche dir Glück zum festen
Boden. – War das dein erster Flug? –
Ich glaube, du fährst am besten
Das nächstemal mit dem Eisenbahnzug.
 
Ganz bleich sieht du aus. Und doch
Bist du so lebhaft und aussprudelnd froh.
Warst du unterwegs ebenso?
Du zitterst ja noch.
 
Ja, die Luft hat keine Balken.
10 
Aber nun genieße du das Nun.
11 
Über Flügel denken Falken
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Anders wie ein Huhn.
 
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Sind dir vier Wolkenstunden
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Zu langsam verronnen,
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Hast du die Erde nun wieder gefunden,
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Sie neu liebgewonnen.
 
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Wer oben unzufrieden,
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Ängstlich oder auch krank war,
19 
Sei dann hienieden
20 
Wenigstens dankbar.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Begrüßung eines soeben Gelandeten“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
95
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Begrüßung eines soeben Gelandeten“ stammt von dem deutschen Schriftsteller Joachim Ringelnatz, der zwischen 1883 und 1934 lebte. Die thematische Basis des Gedichts ist die Erfahrung des Fliegens und das anschließende Landen auf festem Boden. Dieser thematische Rahmen steht wahrscheinlich metaphorisch für andere Aspekte des menschlichen Lebens und Erlebens und kann ähnlich wie viele andere Werke von Ringelnatz einen humorvollen, aber zugleich tiefsinnigen Charakter tragen.

Bereits beim ersten Lesen entsteht der Eindruck, dass das lyrische Ich eine andere Person anspricht, welche soeben ein persönlich bedeutsames Ereignis oder eine herausfordernde Situation gemeistert hat. Im ersten Vers spricht das lyrische Ich seine Glückwünsche aus und fragt, ob es der erste Flug des Angesprochenen war. Ängste und Unsicherheiten, die mit dieser neuen Erfahrung einhergingen, werden humorvoll durch den Rat, das nächste Mal den Zug zu nehmen, aufgelöst.

Das Gedicht scheint eine Sequenz von Erfahrung, Bewältigung und anschließender Reflexion darzustellen. Die Verszeilen 5 bis 8 implizieren, dass der Angesprochene während des Fluges Angst hatte, aber nun, nach dem Erlebnis, eine Art euphorische Erleichterung empfindet. Diese Dynamik findet sich in vielen Situationen des Lebens, in denen wir uns neuen Herausforderungen stellen.

In der dritten und vierten Strophe wird die Einzigartigkeit der Flugerfahrung betont, in der es „keine Balken“ gibt, also keine feste Struktur oder Sicherheit. Die Worte „Flügel“, „Falken“ und „Huhn“ erzeugen eine Naturalismus-Konnotation, die Fliegen und Landen als grundlegende Erfahrungen und Fähigkeiten des Lebenden darstellt. Die Erleichterung beim Finden der Erde bzw. beim Wiederfußfassen auf festem Grund lässt vermuten, dass das Festhalten an Vertrautem und Sicherem eine allgemeine menschliche Tendenz ist.

Formal gesehen besteht das Gedicht aus fünf vierzeiligen Strophen, in denen sowohl Jambus als auch Trochäus, jedoch ohne festes Reimschema, verwendet werden. Die Sprache ist einfach und direkt, was die Lesbarkeit erhöht und den Inhalt zugänglich macht. Die Kombination von Humor und Tiefe, typisch für Ringelnatz, trägt zur emotionalen Resonanz des Gedichts bei.

Insgesamt scheint „Begrüßung eines soeben Gelandeten“ dazu einzuladen, eigene Ängste und Herausforderungen zu reflektieren, und liefert gleichzeitig einen Anreiz zur Dankbarkeit und Wertschätzung dessen, was wir haben und kennen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Begrüßung eines soeben Gelandeten“ des Autors Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1929 zurück. Erschienen ist der Text in Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 95 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abermals in Zwickau“, „Abgesehen von der Profitlüge“ und „Abglanz“. Zum Autor des Gedichtes „Begrüßung eines soeben Gelandeten“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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