Grashüpfer sitzt im hohen Gras von Heinrich Seidel

Grashüpfer sitzt im hohen Gras
Und zirpt und zirpt und denkt sich was
Und denkt: "Wie sing' ich doch so schön!"
Mistkäfer fliegt mit viel Getön
Vergnüglich um den Mist herum
Freut sich über sein schönes Gebrumm.
Sitzt auch ein Frosch und kühlen Rohr;
Dem kommt sein Quack recht fürnehm vor.
Ein jeder denkt in seinem Sinn:
10 
"Was für ein künstlich Vieh ich bin!"
11 
Spottet wohl gar des Andren Gesang
12 
Das ist so ganz der natürliche Gang.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Grashüpfer sitzt im hohen Gras“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
77
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht stammt von Heinrich Seidel, einem deutschen Ingenieur und Schriftsteller, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert aktiv war. Bei einer ersten Lektüre fällt der humorvolle und beobachtende Charakter des Gedichts auf. In einer charmanten und doch kritischen Betrachtungsweise macht Seidel Aussagen über das menschliche Verhalten und gesellschaftliche Verhältnisse.

Im Zentrum des Gedichts stehen drei Tiere – ein Grashüpfer, ein Mistkäfer und ein Frosch –, die der Autor zur Veranschaulichung seiner Aussagen verwendet. Jedes von ihnen geht seiner Aktivität nach und ist dabei von seiner eigenen Leistung überzeugt und begeistert. Unbewusst vergleichen sie sich mit den anderen und erkennen dabei nicht das wahre Talent des Anderen, sondern sehen nur ihre eigene Leistung. In einfachen Worten: Das lyrische Ich, durch das Seidel spricht, zeigt auf, wie jeder nur sich selbst siebt und den Wert des anderen automatisch abwertet. Das ist, wie es das Gedicht abschließend feststellt, „der natürliche Gang“.

In der formalen Gestaltung folgt das Gedicht keiner bestimmten Reimstruktur. Es lässt sich kein rhythmisch geregeltes Versmaß feststellen und die Länge der Verse variiert. Das legt den Fokus stärker auf die Inhalte und Aussagen des Gedichts, als auf dessen formale Aspekte. Die Sprache des Gedichts ist einfach und unverblümt, was zur humorvollen und kritischen Wirkung beiträgt. Der Gebrauch von Tieren als Metapher für menschliche Charaktere und Verhaltensweisen ist ein übliches literarisches Werkzeug, das Seidel hier effektiv einsetzt.

Die Botschaft des Gedichts scheint zu sein, dass Menschen dazu neigen, sich selbst zu überschätzen und andere abzuwerten, ein Verhalten, das in der Natur und insbesondere in der Tierwelt ebenfalls zu beobachten ist. Seidels Gedicht fordert den Leser auf, diese Tendenz zu hinterfragen und möglicherweise einen offeneren und respektvolleren Blick auf die Leistungen und Talente anderer zu entwickeln.

Weitere Informationen

Heinrich Seidel ist der Autor des Gedichtes „Grashüpfer sitzt im hohen Gras“. 1842 wurde Seidel in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Zwischen den Jahren 1858 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 77 Worte. Der Dichter Heinrich Seidel ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Luftballon“, „April“ und „Die Musik der armen Leute“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Grashüpfer sitzt im hohen Gras“ weitere 216 Gedichte vor.

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