Regen und Sonne von Heinrich Seidel

Trinken, trinken! Alles trinket:
Wald und Wiese, Berg und Flur,
Busch und Baum mit allen Blättern
Ich allein soll dursten nur?!
Nein, im Krug zur goldnen Sonne
Giebt es sonnig klaren Wein
Braunes Mädchen, meine Wonne,
Meine Sonne, schenk mir ein!
 
Sonne droben mault in Wolken
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Sonne drunten strahlt all' Stund.
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Jene Sonne dörrt die Kehle
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Diese feuchtet Herz und Mund.
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Und die allerschönste Sonne,
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Sie kredenzet mir den Wein:
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Braunes Mädchen, meine Wonne,
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Meine Sonne, schenk mir ein!
 
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Draussen ist die Welt versunken
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In die schaale Wassersfluth;
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Doch hier drinnen sprüht in Funken
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Sonnenschein und Sonnengluth.
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Aus der Flasche, aus der Tonne,
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Strömt der echte Sonnenschein!
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Braunes Mädchen, meine Wonne,
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Meine Sonne, schenk mir ein!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.5 KB)

Details zum Gedicht „Regen und Sonne“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
116
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Regen und Sonne“ wurde von Heinrich Seidel geschrieben, einem deutschen Schriftsteller und Ingenieur, der zwischen 1842 und 1906 lebte. Damit fällt es in die Epoche des Realismus, kann jedoch aufgrund seines Inhalts und Stils nicht typischen Strömungen dieser Epoche zugeordnet werden.

Vom ersten Eindruck her wirkt das Gedicht lebhaft, fröhlich und genussvolle. Es vermittelt Bilder von Natur und Geselligkeit, wobei der Genuss von Wein und die Präsenz einer geliebten Person im Mittelpunkt stehen.

Inhaltlich dreht sich das Gedicht um das lyrische Ich, das die lebensspendende Kraft des Regens für die Natur beobachtet und seine eigene Durst - metaphorisch für Verlangen oer Sehnsucht - stillen möchte. Dieser Durst wird sowohl mit Wein, der in einer gemütlichen Kneipe getrunken wird, als auch mit der Gesellschaft eines „braunen Mädchens“ gestillt - letzteres möglicherweise eine Referenz auf eine geliebte Frau oder Lebenspartnerin. Die Sonne dient dabei als Metapher für Wärme, Licht und Leben, sowie die Freuden des Weines und der Gesellschaft.

Formal besteht das Gedicht aus drei gleich langen Strophen, die jeweils acht Verse umfassen. Diese Uniformität in Kombination mit dem regelmäßigen Endreim verleihen dem Gedicht einen Rhythmus, der an ein Trinklied erinnert und dabei hilft, die heitere Stimmung zu unterstützen und zu versinnbildlichen.

Die Sprache des Gedichts ist zugleich bildreich und einfach verständlich. Seidel verwendet prägnante Metaphern und lebhafte Bilder, um seine Botschaft zu vermitteln, wobei er die Natur als Gegenüber und Vergleichsrahmen für die menschlichen Bedürfnisse und Emotionen nutzt. Dabei tritt der repetitive Schluss jeder Strophe, in dem das lyrische Ich das „braune Mädchen“ bittet, ihm einzuschenken, als Refrain auf und verstärkt die fröhliche und ausgelassene Stimmung des Gedichts.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Regen und Sonne“ ist Heinrich Seidel. Geboren wurde Seidel im Jahr 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin). Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1858 und 1906. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 116 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Die Gedichte „April“, „Die Musik der armen Leute“ und „Der Zug des Todes“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Seidel. Zum Autor des Gedichtes „Regen und Sonne“ haben wir auf abi-pur.de weitere 216 Gedichte veröffentlicht.

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