Begegnung in der Kastanien-Allee von Rainer Maria Rilke
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Ihm ward des Eingangs grüne Dunkelheit |
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kühl wie ein Seidenmantel umgegeben, |
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den er noch nahm und ordnete: als eben |
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am andern transparenten Ende, weit, |
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aus grüner Sonne, wie aus grünen Scheiben, |
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weiß eine einzelne Gestalt |
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aufleuchtete, um lange fern zu bleiben |
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und schließlich, von dem Lichterniedertreiben |
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bei jedem Schritte überwallt, |
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ein helles Wechseln auf sich herzutragen, |
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das scheu im Blond nach hinten lief. |
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Aber auf einmal war der Schatten tief, |
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und nahe Augen lagen aufgeschlagen |
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in einem neuen deutlichen Gesicht, |
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das wie in einem Bildnis verweilte |
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in dem Moment, da man sich wieder teilte: |
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erst war es immer, und dann war es nicht. |
Details zum Gedicht „Begegnung in der Kastanien-Allee“
Rainer Maria Rilke
4
17
103
1918
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Begegnung in der Kastanien-Allee“ wurde von Rainer Maria Rilke verfasst, der von 1875 bis 1926 lebte. Damit ist dieser Text der Moderne zuzuordnen.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht leicht melancholisch und träumerisch. Die Beschreibungen sind sehr sinnlich und detailreich, sodass das lyrische Ich eine intensive Erfahrung teilt. Es wird das temporäre Aufeinandertreffen zweier Personen in einer Allee ins Zentrum gerückt. Dabei wird detalliert die Begegnung, das gegenseitige Wahrnehmen und das erneute Auseinandertreten beschrieben.
Das lyrische Ich betritt eine Allee, die als dunkel und kühl beschrieben wird. Am anderen Ende der Allee nimmt es eine weiße Gestalt wahr, die schließlich näher kommt und in das Licht getreten ist. Die ausdrückliche Hervorhebung der Farben (weiß und grün) könnte auf einen Frühlings- oder Sommertag hindeuten. Der Moment des Aufeinandertreffens bleibt einige Sekunden bestehen, bevor die beiden Personen wieder auseinandergehen – die Begegnung ist kurz und flüchtig.
Die Form des Gedichts ist nicht strikt, so variieren die Strophen in der Anzahl ihrer Verse. Rilke nutzt eine sehr bildhafte, teils metaphernreiche Sprache, um das Geschehen zu schildern. Farben spielen eine große Rolle, ebenso Vergleiche und personifizierte Beschreibungen der Natur. Dabei wird vermehrt das Präsens benutzt, das die Direktheit und Unmittelbarkeit des Erlebten unterstreicht.
In Zusammenfassung lässt sich sagen: Rilke erzeugt durch genaue Beobachtungen und sinnliche Beschreibungen eine bestimmte Atmosphäre und regt das Kopfkino der Leser*innen an. Es geht um den Augenblick, das Flüchtige und das Vergängliche des Moments. Außerdem könnte es sich um das Thema Liebe im allgemeinen Sinne handeln, welche als ungreifbar und gleichzeitig als prägend dargestellt wird.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Begegnung in der Kastanien-Allee“ des Autors Rainer Maria Rilke. Im Jahr 1875 wurde Rilke in Prag geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1918. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 17 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 103 Worte. Weitere Werke des Dichters Rainer Maria Rilke sind „Advent“, „Allerseelen“ und „Als ich die Universität bezog“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Begegnung in der Kastanien-Allee“ weitere 338 Gedichte vor.
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