Brun Jeddeloh von Heinrich Seidel

Die Münsterschen kamen über das Moor
Zu rauben und plündern wie oft zuvor.
 
Sie sassen und schmausten in Jeddeloh
Und waren des fetten Schinkens froh.
 
"Dirn, sla uns Eier in de Pann,
Denn kamen dor kein Küken van!"
 
Sie tranken dazu den blumigen Meth
Und küssten die Trina und die Margret!
 
Doch heimlich war entwischt ein Knecht
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Ueber das Moor nach Edewecht.
 
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Es gehen die Glocken vom Kirchenthurm,
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Sie läuten Hilfe, sie läuten Sturm.
 
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Da kamen die Bauern mit Beilen hervor
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Und zogen nach Jeddeloh über das Moor.
 
15 
"Was sagen die Glocken? Bauer sprecht!"
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""Sie läuten zur Leiche in Edewecht.""
 
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Die Münsterschen trunken von Meth und Raub
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Sie waren blind, sie waren taub.
 
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Umzingelt ward Brun Jeddeloh's Haus.
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Man machte den Räubern den Garaus.
 
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Nur einer entkam den Bauern noch,
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Dieweil er sich unter die Kletten verkroch.
 
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Brun Jeddeloh aber hat ihn gesehen,
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Da musste der Räuber um's Leben flehn.
 
25 
Er schrie und bat in Jammer und Noth ...
26 
Brun aber sprach und schlug ihn todt:
 
27 
"Ik sla de Eier in de Pann,
28 
Denn kamen dor kein Küken van!"
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.1 KB)

Details zum Gedicht „Brun Jeddeloh“

Anzahl Strophen
14
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
178
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Brun Jeddeloh“ wurde von Heinrich Seidel verfasst. Seidel lebte von 1842 bis 1906, daher lässt sich dieses Gedicht in das späte 19. Jahrhundert einordnen.

Beim ersten Lesen des Gedichts bekommt man den Eindruck einer Erzählung in balladenartiger Form. Es erzählt die Geschichte von Räubern, die das Dorf Jeddeloh überfallen, um zu rauben und zu plündern. Sie genießen ihr Mahl und trinken Met, bis sich die Situation ändert. Ein Knecht entkommt heimlich und warnt das Nachbardorf Edewecht. Die Glocken läuten Sturm und die Bauern kommen, bewaffnet mit Äxten, um die Räuber zu bekämpfen. Nur ein Räuber entkommt, aber wird von Brun Jeddeloh entdeckt und getötet.

Die Hauptbotschaft des lyrischen Ich scheint ein Lob der Gerechtigkeit und der Dorfgemeinschaft zu sein. Es hebt die Tapferkeit der Bauern hervor, die sich zusammentun, um ihr Dorf zu verteidigen. Die Räuber dagegen werden als gierig und brutal dargestellt.

Formal folgt das Gedicht einem einheitlichen Muster: Zwei Verse bilden jeweils eine Strophe. Es ist rhythmisch und reimt sich, was zur Balladenstruktur passt. Die Sprache ist klar, einfach und direkt, teilweise wird Dialekt verwendet. Dies verleiht dem Gedicht ein authentisches, volkstümliches Flair und lässt es wie eine mündliche Überlieferung wirken.

Der ironische Gebrauch des ironischen Spruchs „Ik sla de Eier in de Pann, / Denn kamen dor kein Küken van“ gibt dem Gedicht einen scharfsinnigen Schluss. Brun Jeddeloh benutzt diese Redewendung, die zuvor in einem leichten, scherzhaften Kontext verwendet wurde, nun in einem tödlichen Zusammenhang. Dies zeigt die dramatische Wendung der Ereignisse und die endgültige Vergeltung, die die Räuber erwartet.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Brun Jeddeloh“ ist Heinrich Seidel. Seidel wurde im Jahr 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1858 bis 1906 entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 14 Strophen und umfasst dabei 178 Worte. Der Dichter Heinrich Seidel ist auch der Autor für Gedichte wie „Der Luftballon“, „April“ und „Die Musik der armen Leute“. Zum Autor des Gedichtes „Brun Jeddeloh“ haben wir auf abi-pur.de weitere 216 Gedichte veröffentlicht.

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