Der Verräther von Heinrich Seidel

Der Mond, das ist ein heimlicher Geselle
Mit seinem naseweissen Licht!
Wie hass' ich dieses bleiche, helle,
Fatale Lauscherangesicht.
 
Wenn leise ich zum holden Liebchen schleiche,
Ist der Verräther oben wach,
Und immer lauert mir das bleiche,
Verschmitzte Mondenantlitz nach.
 
Geh' schlafen doch in deine Silberwolke,
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Bis ich den holden Gang vollbracht,
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Und scheine dann dem anderen Volke
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So viel du willst - die ganze Nacht!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Der Verräther“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
66
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das hier besprochene Gedicht „Der Verräther“ wurde von Heinrich Seidel geschrieben, einem deutschen Ingenieur und Dichter, der von 1842 bis 1906 lebte. Das Gedicht entstand demnach im Zeitraum vom späten 19. bis zum frühen 20. Jahrhundert.

Beim ersten Lesen sticht die eigentümliche Personifikation des Mondes sowie die humorvolle, leicht gehässige Beziehung, die das lyrische Ich zu diesem himmlischen Körper hat, hervor.

Inhaltlich handelt das Gedicht von einer Person, die sich vom Mond beobachtet und verraten fühlt, während sie versucht, heimlich ihr geliebtes Gegenüber zu sehen. Der Protagonist drückt seinen Ärger und seine Missstimmung über die helle Präsenz des Mondes aus, die seine heimlichen Unternehmungen zu beleuchten und aufzudecken droht. Er bittet den Mond schließlich, sich zu verstecken, bis er sein Liebesziel erreicht hat und in anderen Teilen der Welt zu scheinen.

Die Wortwahl und der Rhythmus des Gedichts schaffen eine Stimmung von Verspieltheit und Leichtigkeit, die einen Kontrast zu dem potenziell ernsten Thema der heimlichen Liebe darstellt. Der Mond wird als „heimlicher Geselle“ mit einem „naseweisen Licht“ bezeichnet, eine humorvolle, wenn auch negative Darstellung, die die beleuchtende und aufklärende Funktion des Mondes in diesem Kontext hervorhebt.

Das Gedicht ist in drei Strophen mit jeweils vier Versen aufgeteilt, wobei jeder Vers den gleichen metrischen Rhythmus hat. Dies schafft eine Art rhythmische Einheitlichkeit, die zur leichten und spielerischen Atmosphäre des Gedichts beiträgt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Heinrich Seidels „Der Verräther“ ein komisches und leichtes Gedicht ist, das die heimliche Liebe und die Rolle, die der aufdringliche und vermeintlich verräterische Mond dabei spielt, humorvoll beleuchtet. Durch geschickte Personenbeschreibung und eine verspielte Atmosphäre gelingt es Seidel, ein andernfalls ernstes Thema mit Humor und Leichtigkeit zu beleuchten.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Der Verräther“ des Autors Heinrich Seidel. Seidel wurde im Jahr 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1858 und 1906. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das 66 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Seidel sind „Die Gaben“, „Der Luftballon“ und „April“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Der Verräther“ weitere 216 Gedichte vor.

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