Die Grasmücke von Heinrich Seidel

Jüngst mit ihr in holdem Bangen
Bin ich dort im Thal gegangen,
Wo die wilden Rosen blühn
Aus dem jungen Grün.
 
"Ach, du liebes Grasemückchen,
Sing uns doch ein kleines Stückchen
Von der guten Frühlingszeit!"
Sprach die holde Maid.
 
Und der Vogel sang in schönen
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Glockenreinen Flötentönen,
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Und von lauter Liebe klang
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Jauchzend sein Gesang.
 
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War es doch, als ob wir müssten,
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Dass wir uns einander küssten
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Bei den Rosen dort im Thal,
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Ach, zum ersten Mal.
 
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Vöglein, du magst weiter fliegen!
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Liebes Vöglein, sei verschwiegen!
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Keinem darfst du es gestehn,
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Was du heut gesehn!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Die Grasmücke“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
95
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Heinrich Seidel, ein deutscher Ingenieur und Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Das Gedicht gehört zur Epoche des Realismus oder auch Spätromantik.

Der erste Eindruck des Gedichts ist ländlich-idyllisch, romantisch und weder zynisch noch sarkastisch. Es gibt auch einen starken Hinweis auf die symbolische Bedeutung der beschriebenen Szene, die auf die Wärme und Leidenschaft der ersten Liebe hindeutet.

Der Inhalt des Gedichts bezieht sich auf ein romantisches Erlebnis zwischen zwei Liebenden, wahrscheinlich in ihrer frühen Jugend. Sie spazieren durch ein Tal, wo sie auf einen Vogel, die Grasmücke treffen. Sie bitten den Vogel, ein Lied für sie zu singen, was der Vogel auch tut. Der melodische Gesang des Vogels verstärkt ihre Gefühle füreinander und bringt sie dazu, sich zum ersten Mal zu küssen. Danach bittet das lyrische Ich, vermutlich die junge Frau, das Vöglein, über das vertrauliche Ereignis Stillschweigen zu bewahren.

Die lyrische Ich scheint die Schönheit und Unschuld der ersten Liebe zu betonen. Es wird versucht, den Moment des ersten Kusses einzufangen und zu betonen, dass dieser eher durch die Schönheit der Natur und den Gesang des Vogels eingeleitet wird, als durch irgendeine explizit sexuelle oder bewusst verführerische Handlung. Es scheint auch eine romantische Vorstellung von Diskretion und Vertrauen zu geben, da niemand sonst von ihrem ersten Kuss erfahren soll.

Das Gedicht besteht aus fünf Strophen mit jeweils vier Versen und wirkt auf den ersten Blick sehr strukturiert. Die Sprache ist recht einfach und unkompliziert, aber zugleich sehr bildreich und suggestiv. Sie ermöglicht es dem Leser, sich die Szene leicht vorzustellen und sich in die Empfindungen des lyrischen Ichs einzufühlen. Insbesondere der Einsatz von Naturbildern und -symbolen verstärkt die romantische Atmosphäre des Gedichts. Insgesamt lässt sich also sagen, dass Form und Sprache des Gedichts sehr gut zur romantischen Atmosphäre und zum inhaltlichen Fokus auf der ersten Liebe passen.

Weitere Informationen

Heinrich Seidel ist der Autor des Gedichtes „Die Grasmücke“. Im Jahr 1842 wurde Seidel in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Zwischen den Jahren 1858 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das 95 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen. Die Gedichte „Der Luftballon“, „April“ und „Die Musik der armen Leute“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Seidel. Zum Autor des Gedichtes „Die Grasmücke“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 216 Gedichte vor.

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