Die Schwalben von Heinrich Seidel

Hold Erinnern schwebt mir vor,
Wie um Fensterbogen
An dem alten Kirchenchor
Tausend Schwalben flogen.
 
Schwalben rings ohn Unterlass
In den Lüften wiegend,
Wo ich schöne Märchen las.
Zwischen Gräbern liegend.
 
Jene grüne Einsamkeit
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Ist schon lang versunken,
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Wo ich in der Kinderzeit
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Poesie getrunken.
 
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Doch wenn heut die Schwalben schrein,
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Die im Licht sich schwenken,
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Meiner Kindheit Morgenschein
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Muss ich still gedenken.
 
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Denn die Sehnsucht dauert fort
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Nach der Jugend Räumen,
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Und noch immer wandl' ich dort
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Nachts in meinen Träumen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.3 KB)

Details zum Gedicht „Die Schwalben“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
82
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Die Schwalben“ stammt vom Autor Heinrich Seidel, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, genauer von 1842 bis 1906, lebte. Seinel gilt als Vertreter der realistischen Dichtung dieser Zeit.

Beim ersten Lesen des Gedichts steht ein Gefühl der Nostalgie und Sehnsucht im Vordergrund. Der Autor erinnert sich dabei an seine Kindheit, insbesondere an die idyllischen Szenen mit den Schwalben, die seine früheren Tage charakterisierten.

Inhaltlich spricht der lyrische Sprecher über seine Kindheitserinnerungen und die starken Gefühle, die damit verbunden sind. Er erinnert sich an die Schwalben, die um die Kirche flogen, während er auf dem Friedhof märchen las und in der Einsamkeit des Grüns in eine poetische Welt einzutauchen pflegte. Diese Tage der Unschuld sind für Seidel längst versunken - sie sind aber immer noch Teil seiner Träume und er seufzt vor Sehnsucht darüber.

Das lyrische Ich scheint den Verlust und das Vergängliche der Kindheit zu betonen, der durch den Verweis auf den Friedhof noch verstärkt wird. Es besteht eine innige Verbindung zwischen der Kindheit, den Schwalben und der Einsamkeit. Die Schwalben, scheinbar unabhängig und frei, fungieren als Symbole für das Kindheitsgefühl, das der Dichter so sehr vermisst.

Das Gedicht besteht aus fünf Strophen mit jeweils vier Versen und folgt keinem strengen Reimschema. Der Autor nutzt eine einfache, prägnante Sprache mit bildhaften Beschreibungen, was in der realistischen Dichtkunst üblich ist. Der Einsatz von wiederholenden Motiven - insbesondere die Schwalben und die Erinnerung an die Kindheit - unterstreichen die intensive Melancholie und Rührung des Autors.

Kurz gesagt, „Die Schwalben“ ist ein melancholisches Gedicht, das die nostalgischen Gefühle des Autors aufgrund des Verlusts seiner Kindheit und Unschuld offenbart. Es zeigt, wie eng Erinnerungen, Träume und Sehnsüchte miteinander verknüpft sind und wie sie den Geist des Autors beherrschen und gestalten.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Die Schwalben“ ist Heinrich Seidel. Der Autor Heinrich Seidel wurde 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Im Zeitraum zwischen 1858 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 20 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 82 Worte. Der Dichter Heinrich Seidel ist auch der Autor für Gedichte wie „Arbeit ist das Zauberwort“, „Die schönen Bäume“ und „Meine Puppe kriegst du nicht!“. Zum Autor des Gedichtes „Die Schwalben“ haben wir auf abi-pur.de weitere 216 Gedichte veröffentlicht.

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