Weltlauf von Heinrich Seidel

Man denkt wohl hin und her:
Manches könnt' besser sein
Dies zu leicht - das zu schwer
Gross oder klein.
 
Manchmal zu still die Welt.
Manchmal zu toll
Manchmal fehlt Gut und Geld
Nichts geht wie's soll:
 
Durst und kein Tropfen Wein
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Käs' und kein Brot
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Zahnschmerz und Liebespein
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Ueberdruss - Noth!
 
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Dieser wird wild darob,
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Strampelt und schreit;
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Wird wie ein Wüthrich grob
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Schafft sich nur Leid.
 
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Jener, der winselt drum.
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Jammert und acht,
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Weint viele Thränen drum,
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Seufzt Tag und Nacht.
 
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Und die Welt, wie sie will,
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Geht ihren Lauf
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Hält sie kein Toben still
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Weinen nicht auf!
 
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Was man nicht ändern kann.
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Wie es auch zwickt
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Der ist am Besten dran,
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Der sich drein schickt!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.7 KB)

Details zum Gedicht „Weltlauf“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
118
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Weltlauf“ stammt von Heinrich Seidel, einem deutschen Ingenieur und Schriftsteller, der vom 25. Juni 1842 bis zum 7. November 1906 gelebt hat. Man kann es zeitlich in die Epoche des Realismus in Deutschland einordnen, die von ca. 1848 bis 1890 dauerte.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht recht nüchtern und unverschnörkelt, getreu dem realistischen Ansatz, die Welt so zu zeigen, wie sie ist. Es besteht aus sieben Strophen mit jeweils vier Versen.

In einfachen Worten besagt das Gedicht, dass das Leben selten so ist, wie man es sich wünscht. Es gibt immer etwas zu bemängeln, sei es, dass Dinge zu schwer oder zu leicht sind, dass die Welt manchmal zu still oder zu turbulent ist, dass Güter und Geld fehlen, dass man Durst hat, aber keinen Wein, dass man Käse, aber kein Brot hat, dass Zahnschmerzen usw. auftreten. Verschiedene Menschen reagieren darauf unterschiedlich, manche werden wütend und schaffen sich dadurch nur noch mehr Probleme, andere jammern und weinen constant. Und doch, die Welt ändert sich nicht durch all diese Reaktionen, sie geht einfach ihren Lauf. Das lyrische Ich kommt zu dem Schluss, dass diejenigen am besten dran sind, die akzeptieren, was sie nicht ändern können (Vers 25-28).

Die Form des Gedichts ist recht einfach und unkompliziert, mit sieben vierzeiligen Strophen. Ein durchgehendes Reimschema gibt es nicht, meist findet sich ein Paarreim innerhalb der Strophen. Die Sprache ist schlicht und direkt; Seidel verwendet einfache, alltägliche Worte und direkte Aussagen, um seine Message zu übermitteln. Es finden sich wenig Metaphern, Bilder und Vergleiche, was ebenfalls typisch für den Realismus ist. Dies trägt dazu bei, dass das Gedicht leicht verständlich ist und seine Message klar herüberkommt.

Insgesamt ist das Gedicht eine Betrachtung des Lebens und seiner Widrigkeiten, verbunden mit dem Appell, das Unabänderliche zu akzeptieren und sich nicht durch ständiges Kämpfen gegen das Unvermeidliche selbst zu quälen. Dies steht im Einklang mit der realistischen Haltung, die Welt so zu akzeptieren, wie sie ist, und dem Wunsch, den Alltag und die Lebenswirklichkeit in seiner Literatur abzubilden.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Weltlauf“ ist Heinrich Seidel. Geboren wurde Seidel im Jahr 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin). Zwischen den Jahren 1858 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 118 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Seidel sind „Die Musik der armen Leute“, „Der Zug des Todes“ und „Der Tod Moltkes“. Zum Autor des Gedichtes „Weltlauf“ haben wir auf abi-pur.de weitere 216 Gedichte veröffentlicht.

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