Fortunat von Heinrich Seidel

Frau Fortuna kommt von oben
Morgenschön und lächelt heiter!
Tausend Hände, wunscherhoben,
Ihr entgegen flehn um Segen!
Aber achtlos rollt sie weiter.
 
Liegt ein junges Blut am Raine
Schlafend ohne Sorg' im Herzen,
Und das Füllhorn, ihm alleine
Hold sich neigend, Gunst bezeigend,
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Senkt sie im Vorüberscherzen!
 
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Tausend hoffen, Tausend klagen!
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Glücklich wird der achtlos Eine!
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Weiter schwebt sie, hauchgetragen,
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Still verglimmend und verschwimmend
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In dem goldnen Morgenscheine!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Fortunat“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
15
Anzahl Wörter
68
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Fortunat“ wurde von Heinrich Seidel verfasst, einem deutschen Ingenieur und Schriftsteller, der von 1842 bis 1906 lebte. Er gehört zur Epoche des Realismus, die von etwa 1850 bis 1890 dauerte. Das Gedicht ist eine Art Allegorie auf das Glück und seine Willkür.

Beim ersten Eindruck wird schnell klar, dass es sich um eine positive Betrachtungsweise handelt. Das Gedicht wirkt beruhigend, erhebend und doch vielschichtig. Sein Hauptthema ist das Glück, personifiziert durch die römische Göttin Fortuna, die als Bringerin von Glück und Unglück bekannt ist.

Einfach ausgedrückt, erzählt das Gedicht von der Göttin Fortuna, die das Glück verteilt. Sie wird als morgenschön und heiter beschrieben, was auf ihre Schönheit und ihr positives Wesen hinweist. Dennoch ist sie achtlos, und obwohl viele Menschen ihre Hilfe und ihren Segen erbitten, rollt sie einfach weiter. In der zweiten Strophe schenkt sie einem jungen, sorglosen Menschen am Wegrand ihr Füllhorn. Die letzte Strophe zeigt, dass viele hoffen und klagen, doch nur der Eine, der nicht darauf achtet, wird tatsächlich glücklich. Sie verschwindet dann still im goldenen Morgenschein.

Durch diese Erzählung sagt das lyrische Ich aus, dass Glück oft unerwartet und willkürlich kommt. Es kann nicht erzwungen oder erbeten werden; stattdessen scheint es oft dort zu landen, wo es am wenigsten erwartet wird. In seiner allegorischen Darstellung gewinnt das Gedicht an Tiefe und bietet viel Raum für Interpretation und Reflexion.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen mit je fünf Versen, was auf eine relativ strukturierte Form hinweist. Die Sprache ist metaphorisch und bildhaft, die allegorische Darstellung von Glück und Unglück in Personifikation von Fortuna zeigt eine Tiefe und Komplexität. Der Einsatz von Verben wie „lächeln“, „flehen“ und „schweben“ erzeugt eine dynamische und lebendige Atmosphäre. Gleichzeitig deuten Wörter wie „achtlos“, „sorglos“ und „still“ auf eine gewisse Gelassenheit und Passivität hin. Insgesamt erzeugt das Gedicht eine Stimmung der Nachdenklichkeit über das Wesen des Glücks und seine Willkürlichkeit.

Weitere Informationen

Heinrich Seidel ist der Autor des Gedichtes „Fortunat“. Seidel wurde im Jahr 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1858 und 1906. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zuordnen. Die Richtigkeit der Epochen sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 68 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 15 Versen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Seidel sind „April“, „Die Musik der armen Leute“ und „Der Zug des Todes“. Zum Autor des Gedichtes „Fortunat“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 216 Gedichte vor.

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