Veränderung von Heinrich Seidel

Noch weiss ich wohl, wie ich zuerst dich sah:
Es war zur Abendzeit und dunkel schon
In hellem, fliessendem Gewand, das unten
Ein zart Gekräusel schön umgab - die Finger,
Die zierlich schützend du ums' Licht gebogen,
Von ros'ger Glut durchhaucht - so standest du,
Und fragend schauten mich aus hellem Antlitz
Zwei dunkle Sterne an.
Wie anders jetzt,
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Wenn dein bebendes Ohr erlauscht den Schritt,
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Den wohlbekannten, wenn die leichten Füsschen
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Entgegen mir hinab die Stufen trillern
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Und liegst dann selig athmend mir im Arm
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Und küssest einzig nur und fragst nicht mehr!
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Veränderung“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
94
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Veränderung“ wurde von Heinrich Seidel verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Ingenieur des späten 19. Jahrhunderts, der hauptsächlich für seine Lyrik bekannt ist.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht nostalgisch und emotional. Es beschreibt die Veränderungen einer Beziehung zwischen dem lyrischen Ich und einer unbekannten Person, vermutlich einer Frau.

Inhaltlich beginnt das Gedicht mit der ersten Begegnung des lyrischen Ichs mit dieser Person. Die Beschreibungen sind detailreich und malerisch, mit einem starken Fokus auf visuellen Details wie „hellem, fliessendem Gewand“, „zart Gekräusel“ und „zwei dunkle Sterne“. Diese sprachlichen Bilder vermitteln den Zauber des ersten Treffens und die Faszination, die das lyrische Ich für die Person empfindet.

In der zweiten Hälfte des Gedichts berichtet das lyrische Ich von einem Wandel in der Beziehung. Die Frau wird nicht mehr nur betrachtet, sondern sie erkennen einander wieder, sie hört seine Schritte und eilt ihm entgegen. Die frühere Distanz scheint überwunden, es spielt sich nun im physisch näheren Raum ab, sie liegt in seinen Armen und küsst ihn. Es gibt keine Fragen mehr zwischen ihnen, was auf eine tiefe, vertraute Beziehung hindeuten könnte.

Formal gesehen besteht das Gedicht aus einer einzigen Strophe mit 14 Versen. Die Struktur ist frei, es gibt kein festes Reimschema. Der freie Rhythmus lässt das Gedicht wie einen freien Gedankenstrom erscheinen, was das intime Thema der Beziehung unterstreicht.

Sprachlich gesehen verwendet Seidel eine malerische und bildreiche Sprache. Er benutzt Personifikationen und Vergleiche, um Emotionen hervorzurufen. Die Auswahl spezifischer Wörter und Ausdrücke wie „zart“, „ros'ger Glut“ und „dunkle Sterne“ trägt zur romantischen Atmosphäre des Gedichts bei und spiegelt die Emotionalität des lyrischen Ichs wider.

Insgesamt interpretiere ich das Gedicht „Veränderung“ als eine Reflexion über die Entwicklung einer Beziehung, von der ersten sehnsüchtigen Begegnung bis hin zu einer tieferen, vertrauterer Bindung. Seidel schafft es, diese Veränderungen auf gefühlvolle und bildhafte Weise darzustellen.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Veränderung“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Seidel. Seidel wurde im Jahr 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin) geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1858 und 1906. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zu. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das vorliegende Gedicht umfasst 94 Wörter. Es baut sich aus nur einer Strophe auf und besteht aus 14 Versen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Seidel sind „Der Zug des Todes“, „Der Tod Moltkes“ und „Wälder im Walde“. Zum Autor des Gedichtes „Veränderung“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 216 Gedichte vor.

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