Auf eine Nase von Heinrich Seidel

Wie ein Rubin auf rosenfarb'gem Grunde
In mildverklärtem Flammenscheine sprüht sie,
Wie eine Purpurros' mit sanftem Runde
Vergnüglich heiter freuderweckend blüht sie.
Im Abendroth manch froh durchschwärmter Stunde
Im Wiederschein viel rothen Weines glüht sie!
O welche Fluthen flossen schon zusammen
Zu schaffen dieses wundervolle Flammen!
 
Wie viele Lasten Silbers oder Goldes
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Dies Kupfer zu erzeugen sind verschwendet,
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Wie viele Länder haben schon ihr holdes
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Getränk zu ihrem Wohlgedeihn gespendet!
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Hinab von Kap-, Bordeaux- und Rheinwein rollt' es
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Ohn' Unterlass, bis endlich sie vollendet:
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Ein Flammenhügel, eine wundervolle
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Mit innrer Gluth getränkte Purpurknolle!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Auf eine Nase“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
93
Entstehungsjahr
1842 - 1906
Epoche
Realismus,
Naturalismus,
Moderne

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Heinrich Seidel, der im 19. Jahrhundert, genauer zwischen 1842 und 1906, lebte. Daher fällt seine Schaffenszeit in die Epoche des Realismus. Auf den ersten Blick scheint das Gedicht fast romantisch in seiner Zeichnung einer purpurroten, leuchtenden Rose. In einer nicht allzu ernsten Weise beschreibt Seidel hier jedoch satirisch eine Nase, über deren Aussehen und Besonderheiten.

Im Inhalt des Gedichts wird die Nase als ein Objekt von außergewöhnlicher Qualität und Schönheit dargestellt. Der Autor vergleicht sie mit einem Rubin und einer Rose, beide Symbole für Schönheit, und spricht von ihr als etwas Kostbarem und Wertvollem. Allerdings bricht Seidel im weiteren Verlauf des Gedichtes diesen romantischen Ton und führt den Leser zur wirklichen Bedeutung seiner Verse: die Nase, die er beschreibt, ist nicht etwa ein besonders attraktives Merkmal, sondern das Ergebnis einer übermäßigen Alkoholaufnahme. Das lyrische Ich stellt die Nase fast schon bewundernd dar und geht auf die Mengen an Alkohol ein, die geflossen sind, um dieses „wundervolle“ Aussehen zu bewerkstelligen.

Die Form des Gedichts ist rhythmisch und reimend, was das Lesen zu einem melodischen Vergnügen macht und den witzigen Ton des Gedichts unterstreicht. Seidel verwendet eine eloquente Sprache, die mit metaphorischen Bildern arbeitet und die Nase immer wieder mit großen, wichtigen und schönen Dingen vergleicht. Darüber hinaus nutzt er Wortspiele, um die humorvoll-spöttische Grundstimmung auszudrücken, wie zum Beispiel „Flammenhügel“ und „Purpurknolle“ für die im Alkoholkonsum gerötete Nase.

Zusammenfassend ist das Gedicht von Heinrich Seidel „Auf eine Nase“ eine humorvolle und scharfsinnige Satire. Mit seiner detaillierten und blumigen Sprache sowie seiner lyrischen Form gelingt es Seidel, sowohl die Schönheit als auch die Absurdität dieser besonderen Nase hervorzuheben. Dabei nutzt er seine dichterischen Mittel gekonnt, um auf den übermäßigen Alkoholkonsum hinzuweisen, der hinter der prachtvollen Beschreibung steckt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Auf eine Nase“ ist Heinrich Seidel. Geboren wurde Seidel im Jahr 1842 in Perlin (Mecklenburg-Schwerin). Zwischen den Jahren 1858 und 1906 ist das Gedicht entstanden. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Realismus, Naturalismus oder Moderne zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 93 Worte. Die Gedichte „April“, „Die Musik der armen Leute“ und „Der Zug des Todes“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Seidel. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Auf eine Nase“ weitere 216 Gedichte vor.

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