Barbaren von Rainer Maria Rilke

Ich weiß von einem Riesenparke
dort, wo die Stadt sich schon verliert;
jetzt nagt die Axt an seinem Marke,
sie sagen: Er wird parzelliert.
 
Das ist der Fürstenpark Clam-Gallas,
der Mietskasernen weichen soll,
der war doch wie ein Hain der Pallas
der raunenden Orakel voll.
 
Jetzt stürmen sie, die Ungeweihten,
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den Ort, den kein Profaner sah:
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Es übertönt der Lärm der Zeiten
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das Götterwort der Pythia.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Barbaren“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
66
Entstehungsjahr
nach 1891
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Barbaren“ stammt von Rainer Maria Rilke, einem deutschsprachigen Dichter, der im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert lebte und wirkte. Zeitlich lässt sich das Gedicht wohl in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts einordnen, da es einerseits den Einfluss von Industrialisierung und Urbanisierung thematisiert, wie sie für diese Zeit typisch waren und andererseits auf mythologische Anklänge zurückgreift, die in Rilkes Werk häufig zu finden sind.

Der erste Eindruck des Gedichts ist geprägt von einer melancholischen Atmosphäre, die durch den Verlust eines Ortes der Ruhe und Schönheit hervorgerufen wird, dem Fürstenpark Clam-Gallas. Dabei strahlt das Gedicht gleichzeitig eine Kritik an der modernen Welt aus, die in der Zerstörung dieses Parkes ihren Ausdruck findet.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um die Beobachtungen des lyrischen Ichs, das berichtet, wie der stadtnahe Park allmählich zerstört und parzelliert wird, um Platz für Wohnungen zu machen. Hierbei wertet das lyrische Ich die Umgestaltung deutlich negativ und sieht in den Menschen, die dafür verantwortlich sind, „Barbaren“. Die Bezeichnung des Parks als „Hain der Pallas“ und die Anspielung auf das Orakel von Delphi durch das „Götterwort der Pythia“ unterstreichen die Bedeutung, die der Park für das lyrische Ich hat, und stellen einen scharfen Kontrast zur profanen Nutzung dar, die ihm nun zuteilwerden soll.

Formal ist das Gedicht in drei vierzeilige Strophen untergliedert und folgt keinem strikten Reimschema, was für die moderne Lyrik des 20. Jahrhunderts typisch ist. Sprachlich fällt vor allem die Spielart der bildhaften und mythologischen Anspielungen auf, etwa wenn der park als „Hain der Pallas“ bezeichnet wird oder der Lärm der Zeiten das Götterwort übertönt. Damit wird eine Sprachebene eingezogen, die über die bloße Beschreibung der Ereignisse hinausgeht und eine tiefere, metaphysische Dimension eröffnet.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Barbaren“ ist Rainer Maria Rilke. Geboren wurde Rilke im Jahr 1875 in Prag. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1891 und 1926. Erschienen ist der Text in Frankfurt am Main. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Der Schriftsteller Rilke ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 66 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Rainer Maria Rilke sind „Abend“, „Abend“ und „Abend“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Barbaren“ weitere 338 Gedichte vor.

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